| Titel | Der Heimweg |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 16 |
| Regie | Adolfo J. Kolmerer |
Starttermin: 16.01.2025| Prime Video
Er oder du?
Als der Berliner Autor Sebastian Fitzek vor knapp zwanzig Jahren die literarische Bühne Deutschlands betrat, war sein Ansatz neuartig – zumindest hierzulande. Seine psychologischen Thriller, waren gesäumt mit unvorhersehbaren Wendungen und abgründigen Einblicken, in die verschachtelten Gedankenwelten finsterer Gestalten – und gewährten etwas das man bis dato vornehmlich lediglich von Werken internationaler Schrifsteller*innen kannte: echten Mindfuck! Bereits mit seinem Erstlingswerk “Die Therapie” (2006) hielt ein frischer Wind einzug in die bis dato meist nach Schema-F verlaufenden deutschen Thrillerszene. Doch während starken Geschichten wie “Splitter” und “Der Nachtwandler” immer rarer wurden, ließ sich zunehmend beobachten, wie Fitzeks Werke in routinierte Muster verfielen. “Der Heimweg” ist einer dieser Romane – und die gleichnamige Verfilmung fällt leider ähnlich ernüchternd aus.

Und darum geht es…
Als Klara Vernet (Luise Heyer) das Gefühl nicht loswird, bei ihrem nächtlichen Weg nach Hause verfolgt zu werden, wählt sie die Nummer des Begleittelefons, einem Service, der Frauen eine sichere Heimkehr ermöglichen soll. Am anderen Ende der Leitung nimmt Jules (Sabin Tambrea) ihren Anruf entgegen, der schon bald realisieren muss, dass sich Klara in großer Gefahr befindet. Es scheint, als wäre sie ins Visier des berüchtigten Kalenderkillers geraten, einem sadistischen Mörder, der seinen weiblichen Opfern immer dieselbe Wahl überlässt: Entweder sie tötet ihre Ehemänner, oder sie selbst werden die Nacht nicht überleben. Während Klara verzweifelt um ihr Leben rennt, wird Jules zu ihrer einzigen Hoffnung. Doch nicht nur der Killer macht die Situation unberechenbar – auch hinter der vermeintlich makellosen Fassade von Klaras Ehemann Martin (Friedrich Mücke) lauert ein dunkles Geheimnis.

Nerven aus Stahl, Dialoge aus Holz!
Nach dem Erfolg der Amazon Original Serie “Die Therapie“ gibt es mit “Der Heimweg” nun die nächste Sebastian-Fitzek-Adaption auf Prime Video zu streamen – und die muss sich inszenatorisch keinesfalls vor deutlich höher budgetierten Genreproduktionen aus Übersee verstecken. Sieht man einmal davon ab, dass der auf Hochglanz polierte Look abseits diverser, fast schon im Horrorgenre angesiedelter albtraumhafter Szenen, vielleicht etwas zu geleckt und glatt daherkommt, macht der Psychothriller auf der handwerklichen Ebene einen guten Eindruck und gewährt der Atmosphäre, vornehmlich in der zweiten Filmhälfte, ordentlich Raum, um sich zu entfalten. Bis dato jedoch sind es, wie so oft im Deutschen Film, wieder einmal die gestelzten Dialoge, die der Stimmung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Was in geschriebener Sprache (Romanvorlage) durch die innere Stimme im Kopf noch kaschiert wird, wirkt, gesprochen im Film, seltsam unnatürlich und befremdlich.

Es wirkt fast, als hätten sich Luise Heyer und Co. bereits vor Drehbeginn dem hölzernen Sprech des Skripts geschlagen gegeben – Leidenschaft oder echte Spielfreude ist dem Cast während der leblos herunter gelesenen Gesprächen jedenfalls kaum zu entnehmen. Erst in den dialogarmen Passagen, die nach den ersten 45 Minuten glücklicherweise überhandnehmen, kann sich die Besetzung durchsetzen – und mit ihr auch die Spannung. Da ist es natürlich schade, dass allein der Name Sebastian Fitzek ausreicht, um den bevorstehenden Twist – ein unverkennbares Markenzeichen seiner Geschichten – von der Zuschauerschaft bereits frühzeitig erwartet und ebenso schnell durchschaut zu sehen. Das begrenzte Figurenensemble und die klar umrissenen Möglichkeiten des Drehbuchs tragen dazu bei, dass sich der Ausgang der Geschichte schon früh erahnen lässt, während sich das Ende ohnehin in aller Ausführlichkeit selbst erklärt. Und dennoch: „Der Heimweg“ ist, gerade in seinen schweigsamen Momenten, durchaus effektiv und dürfte vor allem Zuschauer*innen, die mit den Mechanismen des Thrillers wenig vertraut sind, zum Mitfiebern einladen.

Fazit
Atmosphärisch macht die Verfilmung des Fitzek-Thrillers durchaus was her. Wären da nicht die hölzernen Dialoge und das gelangweilte Spiel!

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