| Titel | Race for Glory: Audi vs. Lancia |
| Genre | Drama, Sport |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 12 |
| Regie | Stefano Mordini |
Heimkinostart: 09.01.2025
Nur Verlierer wollen immer gewinnen
Sportfilme und -serien beweisen immer wieder, dass die Faszination für Geschichten die Liebe zur Disziplin übertrumpfen kann. Hierbei gilt es die Essenz des Sports einzufangen, ohne die Zuschauerschaft zu entfremden, die keinerlei Affinität dafür hegt. Meisterwerke wie “Das Damengambit” oder “Le Mans 66” illustrieren dies eindrucksvoll. Schach wird hier zur psychologischen Schlacht, Motorsport zum fiebrigen Existenzkampf – und “Creed” transformiert den Boxring zur Bühne für familiäre Schuld und Vergebung. Diese Werke transcendieren ihre sportlichen Kulissen, indem sie universelle Themen wie Ambition, Verlust und Triumph ins Zentrum rücken. Denn letztlich ist es nicht der Sport, der uns in den Bann zieht, sondern der Mensch dahinter – verletzlich, kämpferisch, unvergesslich. Etwas, das “Race for Glory: Audi vs. Lancia” bedauerlicherweise komplett abhandenkommt…

Und darum geht es…
1983: Mit dem neuen Allradantrieb sind die Augen bei der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft alle auf den Favoriten Audi gerichtet – ganz zur Freude von Audi-Chef Roland Gumpert (Daniel Brühl). Doch Cesare Fiorio (Riccardo Scamarcio), der Leiter beim italienischen Konkurrenten Team Martini Racing von Lancia, möchte die Niederlage mit Ankündigung nicht so einfach hinnehmen und beschließt, ebenfalls neue Wege zu gehen. Mit einem risikoreichen, aber leistungsstarken Heckantrieb will er Audi schlagen. Mit dem erfahrenen Rennfahrer Walter Röhrl (Volker Bruch) am Steuer und einigen Tricks in der Hinterhand setzt Cesare alles daran, seine Widersacher ein für alle Mal abzuhängen!

Motorsport im Leerlauf
Niki Lauda gegen James Hunt (“Rush”), Ford gegen Ferrari (“Le Mans 66”), Adam Driver gegen ein mangelhaftes Skript (“Ferrari”) – wenn es um Rennsportfilme geht, dann meistens auch um eine unerbittliche Rivalität zweier Kontrahent*innen. Dass “Race for Glory: Audi vs. Lancia” da keine Ausnahme bildet, lässt sich bereits unschwer am Untertitel erkennen – aber auch sonst setzt das italienische Rennstall-Drama auf altbekannt- und erprobtes, mit einem entscheidenden, aber fatalen Unterschied: Hier gibt es wirklich niemanden, dem man die Daumen drücken möchte. Während klassische David gegen Goliath-Geschichten die Zuschauerschaft frühzeitig in die Arme des mit Charm, Herz und Leidenschaft ausgestatteten Underdog treiben, hält diese Rivalität weder rühmliche Motive für seinen vermeintlichen Helden parat, noch eine gezielt subversive Charakterzeichnung, wie sie beispielsweise in Luca Guadagninos “Challengers” zu finden war. Kein Held, kein Antiheld – keine Ambivalenz.

Wenn sich Cesare Fiorio mit billigen Tricks und einer großen Portion ungesundem Ehrgeiz gemächlich seinen Weg an die Pole-Position bahnt, fällt es schwer, dem erfolgsversesessenen Unsympathen emotional beizustehen. Das Publikum liebt windige Geschäftsleute wie Jordan Belford – von dessen Komplexität und Charisma ist Cesare jedoch weit entfernt. Während Riccardo Scamarcio also routiniert sein Programm als distanzierter Protagonist herunterspielt, gibt es für dessen ebenfalls eindimensional geschriebenen Gegenüber, gespielt von einem sichtlich unterforderten Daniel Brühl, kaum Raum, um die Dynamik zwischen den beiden Rivalen zu entflammen oder spannungsreich zu gestalten. Was dann noch bleibt ist das authentisch ausgestattete Setting der 80er Jahre, sowie die fähig, aber ohne prägnante Schauwerte inszenierten Rennfahrsequenzen, die letzten Endes aber mehr verwirren, als zum Mitfiebern einladen, was daran liegt, dass “Race for Glory: Audi vs. Lancia” es von Anfang an versäumt, das nicht Ralley-affine Publikum in die Rennmechanismen einzuweihen.

Fazit
“Race for Glory: Audi vs. Lancia” vermittelt nie den Eindruck, eine Geschichte zu erzählen, die es auch wert ist, erzählt zu werden. Was bleibt, ist solides Handwerk, ohne Tiefgang und Drive!


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