| Titel | Queer |
| Genre | Drama |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 16 |
| Regie | Luca Guadagnino |
Kinostart: 02.01.2025
Daniel Craig in seiner besten Rolle!
Das queere Kino hat sich in den vergangenen Jahren von einem Randphänomen zu einem festen Bestandteil der globalen Filmkultur entwickelt – und Luca Guadagnino spielte eine Schlüsselrolle in dieser Transformation. Mit “Call Me by Your Name” hat er eine der bewegendsten queeren Liebesgeschichten des 21. Jahrhunderts geschaffen, die über sexuelle Orientierung hinausgeht und universelle Themen wie Sehnsucht und Selbstfindung anspricht. Guadagnino gelingt es, queere Identität nicht nur darzustellen, sondern in komplexe, ästhetisch anspruchsvolle Erzählungen einzubetten. Er zeigt, dass queere Geschichten keine Nischen, sondern einen zentralen Platz im Filmuniversum verdienen, indem er sie mit einer tiefen emotionalen und kulturellen Resonanz versieht, die den Rahmen der traditionellen Erzählweise sprengt. “Queer” ist einer dieser Filme, wenngleich dessen explosive Sprengkraft für viele doch etwas zu gewaltig sein könnte!

Und darum geht es…
Mexiko City: Mitten in den 40er-Jahren fristet der US-Amerikaner William Lee (Daniel Craig) ein recht monotones Leben in Trance: Alkohol, Drogen und unverbindlicher Sex mit jungen Männern stehen an der Tagesordnung. Als der Mitte Fünfzig Jährige eines Tages auf Allerton (Drew Starkey) trifft, hat es ihm der deutlich jüngere Schönling direkt angetan. Dass Allerton eventuell selbst nicht schwul sein könnte, verunsichert William, selbst als die beiden eine Affäre beginnen, die schließlich in einem spirituellen Trip durch Lateinamerika mündet. Dort soll eine geheimnisvolle Substanz existieren, die nicht nur die Grenzen des Bewusstseins erweitern, sondern auch die wahre Natur des Menschen enthüllen soll.

Fesselnd, surreal – und doch unvollkommen
Gerade eben lieferte Luca Guadagnino mit seinem Dreiecksbeziehungsdrama “Challengers – Rivalen” noch den besten Film des Jahres 2024, da steht, kaum ist das neue Jahr angebrochen, schon sein nächstes potenziell großes cineastisches Meisterwerk ins Haus. Und tatsächlich, wenn Daniel Craig in der Rolle des William eine fragile Mischung aus Selbsthass, Sehnsucht und zerstörerischer Liebe mit subtiler Intensität auf die Leinwand brennt, während Guadagnino das berauschende Treiben mit cineastischen Perfektion intensiviert, scheint es lange so, als könne “Queer” tatsächlich an seine letzten Erfolge anknüpfen. Was als desillusionierende, niederschmetternde Version seiner Sommernachtsromanze “Call Me By Your Name” beginnt, entgleitet jedoch zunehmend in eine fragmentierte Erzählung, die trotz visueller Brillanz an emotionaler Tiefe und erzählerischer Kohärenz einbüßt.

Nach der anfänglichen Alkohol- und Sex-durchzechten dystopische Liebesfantasie, schickt “Queer” sein Publikum auf eine irrlichternde Reise durch die Psyche eines Mannes, dessen Obsessionen und innerer Konflikt in einem kaleidoskopischen Zusammenspiel von Farben, Halluzinationen und ausladenden Dialogen zunehmend in abstruse Gefilde abtaucht. Guadagnino hat dabei einen Film geschaffen, der verstört, betört und nachhaltig Spuren hinterlässt – und das trotz der arrhythmischen zweiten Hälfte, die die Intensität der ersten zunehmend verwässert. Während die visuelle Opulenz und Daniel Craigs herausragende schauspielerische Leistung unbestreitbar sind, bleibt das erzählerische Potenzial des Films letztlich ungenutzt. Das macht “Queer” zu einem Werk, das in seiner Ambition beeindruckt, in seiner dramaturgischen Umsetzung jedoch unvollkommen bleibt – ein hypnotischer Fiebertraum, der nicht jeden vollständig in seinen Bann ziehen wird.

Fazit
“Queer” verführt mit intensiven Bildern und starken Momenten, scheitert jedoch daran, seine erzählerische Kraft konsequent bis zum Ende durchzuhalten!

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