| Titel | Ferry 2 |
| Genre | Krimi, Thriller |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 16 |
| Regie | Wannes Destoop |
Starttermin: 19.12.2024 | Netflix
Weihnachten à la John McClane
Kehrt man der Kriminalität den Rücken, sieht man nicht, wie sie sich heimlich wieder ins Leben schleicht. Die Schatten der Vergangenheit sind oft hartnäckig und lassen sich nicht so einfach abschütteln, wie man es manchmal erhofft – dafür hat die Film– und Serienwelt allerhand Beispiele parat. Ob als wiederkehrende Verführung oder als unaufhaltsame Konsequenz, die dunklen Taten von gestern holen die Protagonist*innen oft schneller ein, als ihnen lieb ist. Dabei ist es häufig nicht die Vergangenheit sellbst, der es zu entkommen gilt, sondern dem Gefühl, das in ihrem Inneren weiterlebt. Der Titel(anti)held der belgisch–niederländischen Netflix Produktion “Ferry 2” kann von diesem Dilemma ein Lied singen…

Und darum geht es…
Ferry Bouman (Frank Lammers) hat die niederländische Provinz von Brabant hinter sich gelassen und somit auch der Unterwelt den Rücken gekehrt. Doch so einfach ist das gar nicht ein normales bürgerliches Leben an der sonnigen Küste Spaniens zu leben, wenn man einmal vom süßen Nektar des Verbrechens genascht hat. Und so wird auch Ferry von seiner Vergangenheit eingeholt, in Form seiner Nichte Jezebel (Aiko Beemsterboer), die beim skrupellosen Gangster Lex (Jonas Smulders) mit 50.000 Euro in der Kreide steht. Widerwillig rafft sich der ehemalige Drogenbaron auf, um alles wieder grade zu biegen – und versumpft dabei erneut in den Untiefen der Kriminalität.

Nicht neu, aber unterhaltsam
Nach seinem ersten Auftritt in der Krimiserie “Undercover, gefolgt von einem Spin-off-Film namens “Ferry und einem Serienableger “Ferry – Die Serie” meldet sich der titelgebende Antiheld, seines Zeichens Drogenboss, knallharter Haudrauf und loyaler Freund und Partner in Crime in “Ferry 2” zurück. Trotz des üppigen Katalogs an Pre- und Sequelgeschichten, die die gesamte Ferry-Reihe (übrigens allesamt für Netflix produziert) umfasst, lässt sich das jüngste Abenteuer in der kriminellen Unterwelt Niederlandes auch problemlos ohne vorwissen zu Gemüte führen. Während ein kurzes Recap zu Beginn, den Einstieg erleichtert und eigentlich alle wichtigen Rahmenbegebenheiten etabliert, gelingt es “Ferry 2” in den folgenden eineinhalb Stunden, eine auch eigenständig funktionierende Geschichte zu erzählen, die sowohl Neulinge als auch langjährige Fans mit Witz, Charme und rauer Atmosphäre zu unterhalten.

Wer bereits Spaß mit der tonalen Dissonanz zwischen Düsternis und Komik des deutschen Netflix Krimis “Buba” hatte – eine charismatische Spielfilmauskopplung von Bjarne Mädels Kleinstadtganoven-Figur der Erfolgsserie “How to Sell Drugs” -, der dürfte sich auch in der Welt von Ferry wohlfühlen. Getragen wird das rein erzählerisch doch arg bekannte Setting eines nicht immer reibungslos verlaufenden Rauschgiftgeschäfts größtenteils von der einnehmenden Präsenz von Frank Lammers, der der “Harte Schale, weicher Kern”-Aura des ehemaligen Drogenbosses ein enormes Charisma verleiht. Ähnlich prägnant fällt auch die Performance von Jonas Smulders als unberechenbarer Gangster Lex aus, der sich mit seinem chaotischen Charme und seinem bedrohlichen Auftreten perfekt in das düstere, aber auch humorvolle Universum von “Ferry 2” integriert.

Fazit
Am Ende bleibt “Ferry 2” eine unterhaltsame, stilistisch stimmige Kriminalgeschichte, die trotz seiner vertrauten Grundstruktur mit überzeugendem Cast und einer gelungenen Mischung aus Humor und Finsternis punktet. Solide!

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