1992: Kritik zur Netflix Serie – Wie gut ist der spanische Serienkiller-Thriller?

1992 Netflix Serie 2024
Titel1992
Genre Krimi, Thriller
Jahr2024
FSK16
RegieÁlex de la Iglesia

Starttermin: 13.12.2024 | Netflix

Ein Serienkiller im Diktat der Quote

Kaum eine Gestalt in der Popkultur ist so dauerhaft fesselnd wie der Serienkiller. Seine Taten sind abscheulich, sein Name meist legendär. Ob in Filmen (“Don’t Move”), Serien (“Alex Cross”) oder in zahllosen True Crime-Podcasts – das Böse ist längst zum Kultobjekt avanciert, befeuert durch die Obsession vor menschlichen Abgründen. Serienkiller verkörpern eine Radikalität, die das geordnete Leben infrage stellt. Sie brechen mit Normen, lassen uns über Moral und Menschlichkeit nachdenken, während wir sicher in unseren Wohnzimmern sitzen. Da trifft es sich doch gut, dass man, um in den Genuss der Killersuche der spanischen Thriller-Serie “1992” zu kommen, selbiges gar nicht erst verlassen muss. Die gibt es nämlich ab dem 13. Dezember 2024 exklusiv auf Netflix zu streamen – aber ist sie auch gut?

1992 Netflix Serie 2024
1992 ©Netflix

Und darum geht es…

Amparo (Marian Alvárez) ist sich sicher: Hinter dem mysteriösen Todesfall ihres Mannes bei einer Explosion steckt mehr als nur ein tragisches Unglück. Von den Behörden allein gelassen, findet sie unerwartete Unterstützung bei Ex-Polizist Richi (Fernando Valdivielso), der inzwischen als Wachmann arbeitet. Gemeinsam wagen sie sich auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit, die sie schon bald auf eine beunruhigende Mordserie stoßen lässt. Während Amparo und Richi versuchen, die Zusammenhänge zu entschlüsseln, häufen sich die Morden – immer nach demselben Muster, mit einer kleinen Figur des Maskottchens der Weltausstellung 1992 in Sevilla, das an jedem einzelnen Tatort zu finden ist.

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Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden

Der Musikindustrie wird oft vorgeworfen, sich durch den Einfluss bestimmter Algorithmen und dem daraus resultierenden Hörverhalten zunehmend auf kommerziell erfolgreiche, standardisierte Songstrukturen zu konzentrieren, die Kreativität und Vielfalt zugunsten massenkompatibler Formate einschränken. Dies führt oft dazu, dass die einleitenden Sekunden besonders prägnant gestaltet werden, um die Wahrscheinlichkeit des Weiterskippens zu verringern. Eine ähnliche ökonomische Diktatur ist auch in der Serienlandschaft festzustellen – und “1992” ist das beste Beispiel dafür. Eine Exposition erfährt das Publikum jedenfalls nicht, wenn sich die düstere Krimiserie direkt ins Geschehen stürzt, wenig später seinen Killer enthüllt und auch sonst keinerlei Anstalten macht, seinen Figuren irgendeine Form von Profil zu verleihen – von klischeebehafteten Plattitüden mal abgesehen. Jede Szene wirkt dem Reißbrett entsprungen, stets darauf bedacht, einen positiven Triggerreiz zu setzen: Bloß nicht abschalten – doch der Effekt könnte nicht gegensätzlicher sein.

1992 Netflix Serie 2024
1992 ©Netflix

Das Wort “subtil” wird statistisch gesehen häufig falsch geschrieben, was vermutlich auf die missverständliche phonetische Lautstruktur zurückzuführen ist. Die kreativen Köpfe hinter “1992” jedenfalls scheinen weder der Schreibweise noch der Bedeutung von Subtilität mächtig zu sein. Statt einer feinsinnigen Erzählweise, die die Zuschauerschaft auf unterschwellige Weise fesselt, setzt die Serie auf eine penetrante Direktheit, die jegliche Raffinesse vermissen lässt. Der chauvinistische Macho zitiert Stammtischparolen; der Alkoholiker zittert, einen Moment weg vom Stoff, wie Espenlaub; der psychisch kranke Anstaltsinsasse nässt sich ein, wild gestikulierend das bevorstehende Unheil verkündend. Selbst Amparos Narbe wird stets sichtbar unterhalb des Seitenscheitels verortet, während der fiese Serienmörder mit Flammenwerfer, entstelltem Antlitz und Maskottchen-Faible Checklist-artig mit Kultstatus-verheißenden Attributen geschmückt wurde. Alles on the nose – nur die Geschichte, die verkommt zur konzeptlos aneinandergereihten Farce.

1992 Netflix Serie 2024
1992 ©Netflix

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