A Real Pain: Kritik zum neuen Film von Jesse Eisenberg – Ein emotionaler Road Trip!

A Real Pain Film 2024
TitelA Real Pain
Genre Drama, Komödie
Jahr2024
FSKungeprüft
RegieJesse Eisenberg

Kinostart: 16.01.2025

Ein Roadtrip der Selbstfindung

Die meisten kennen Jesse Eisenberg aus Rollen in Filmen wie „Zombieland“ und „The Social Network“, doch der 41-Jährige ist weit mehr als nur Schauspieler – seit Jahren ist er auch als Autor tätig und schrieb unter anderem für den New Yorker. Zusätzlich stellte das Multitalent vor zwei Jahren mit „When You Finish Saving the World“ sein Regietalent unter Beweis und knüpft nun mit „A Real Pain“ daran an – ein Film, der auf seinen persönlichen Erfahrungen basiert.

A Real Pain Film 2024
A Real Pain ©Searchlight Pictures

Und darum geht es…

Nach dem Tod ihrer Großmutter begeben sich David (Jesse Eisenberg) und sein entfremdeter Cousin Benji (Kieran Culkin) auf eine Reise nach Polen, um ihre gemeinsamen Wurzeln zu erkunden. Sie schließen sich einer kleinen Gruppe internationaler Reisender an, die denselben Plan verfolgen. Während ihrer Tour durch verschiedene Städte werden verdrängte Erinnerungen und unverarbeitete Emotionen in den beiden Männern geweckt, was immer wieder zu Spannungen und Konflikten führt.

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Auf den Spuren der Vergangenheit

Kaum etwas funktioniert in Filmen besser als Geschichten über Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir alle haben Freunde oder Familienmitglieder in unserem Leben – mal mehr, mal weniger nahestehend –, die uns manchmal zur Weißglut treiben und uns dennoch wichtig sind. Menschen, bei denen wir uns sogar insgeheim wünschen, wir könnten ihnen in manchen Eigenschaften ähnlicher sein. Genau dieses Spannungsfeld thematisiert Jesse Eisenberg in „A Real Pain“. Als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller bringt er eine beeindruckende Authentizität in sein Drehbuch ein. Mit einem emotionalen Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen zeigt er, wie wir andere Menschen wahrnehmen – und wie wir trotz aller Nähe immer Außenstehende im Gefühlsleben eines anderen bleiben, egal wie gut wir sie zu kennen glauben. David ist zurückhaltend, emotional kontrolliert und folgt gerne den Regeln. Benji hingegen ist charmant, abenteuerlustig und zieht die Menschen in seinen Bann, wirkt dabei jedoch auch überheblich und unberechenbar. Und doch verbindet die beiden eines: Schmerz – ein Schmerz, der sie sowohl zusammenführt, als auch voneinander entfernt und den keiner von beiden dem anderen wirklich zum Ausdruck bringen kann. Hier beleuchtet Eisenberg auf sensible Weise wie unterschiedlich Depressionen sich manifestieren und wie schwer es oft fällt, gerade Männern, diese zu artikulieren. In jeder Minute spürt man die Liebe, die zwischen ihnen existiert, und doch ist da auch eine gewisse Distanz. Diese Dualität sorgt für eine faszinierende Dynamik, direkt aus dem wahren Leben gegriffen. Sie zeigt, wie komplex und widersprüchlich Beziehungen sein können, insbesondere wenn unausgesprochene Gefühle im Raum stehen.

A Real Pain Film 2024
A Real Pain ©Searchlight Pictures

Abgesehen von einem ergreifenden Monolog in einem Restaurant – einer Szene, in der David vor einer Gruppe Mitreisender seine Gefühle gegenüber seinem Cousin offenbart und die eine wirkungsvolle Metapher dafür darstellt, wie wir uns Fremden oft leichter öffnen können als den Menschen, die uns am nächsten stehen – liefert Jesse Eisenberg eine solide, aber wenig überraschende Performance. Er spielt gewohnt stark, zeigt aber kaum etwas, das wir nicht bereits von seinen früheren Rollen kennen. Kieran Culkin hingegen ist eine Offenbarung. Er bringt Benji mit so viel Charisma und emotionaler Tiefe auf die Leinwand, dass es kaum verwundert, dass er bereits für eine Oscarnominierung gehandelt wird. Der „Succession“-Star schlüpft von der ersten Minute an mühelos in seinen Charakter und meistert den Wechsel zwischen humorvollen Momenten und tief berührender Emotionalität mit beeindruckender Leichtigkeit. Eisenberg und Culkin ergänzen sich perfekt, und man nimmt ihnen das familiäre Verhältnis jederzeit ab. „A Real Pain“ bettet seine komplexe Familiengeschichte in eine Erzählung über das Trauma des Holocaust ein und gelingt es dabei, diese düstere Epoche der Menschheitsgeschichte auf eine überraschend erfrischende Weise zu thematisieren, wobei er eine feine Balance zwischen Komödie und Tragödie wahrt. Selten schafft es ein Film, den Holocaust mit so einer humorvollen Note zu behandeln, ohne dabei respektlos zu wirken. Eisenberg zeigt ein feines Gespür dafür, wann Humor angebracht ist und wann es an der Zeit ist, innezuhalten und den Horror der Vergangenheit mit intensiven Bildern und der notwendigen Ernsthaftigkeit zu behandeln. All das verpackt er in knackige neunzig Minuten, die ein unglaubliches Erzähltempo bieten und sich trotz der ernsten Thematik zugänglich und leichtherzig anfühlen.

A Real Pain Film 2024
A Real Pain ©Searchlight Pictures

Fazit

Jesse Eisenberg gelingt es in „A Real Pain“, eine stimmige Balance zwischen Leichtigkeit und emotionaler Tiefe zu finden und erzählt eine berührende Familiengeschichte über unausgesprochene Gefühle und Schmerz, die auf eindrucksvolle Weise mit dem Schrecken des Holocaust verknüpft wird. „Succession“-Star Kieran Culkin liefert eine der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres ab und dürfte bei den kommenden Awardshows ohne Zweifel abräumen.

Bewertung: 4 von 5.
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