DER WATCHDOG

Titel	Pedro Páramo
Genre	Drama, Mystery
Jahr	2024
FSK	16
Regie	Rodrigo Prieto

Die mysteriöse Heimkehr eines verlorenen Sohnes

Pedro Páramo, geschrieben von Juan Rulfo und 1955 veröffentlicht, gilt bis heute als eines der prägendsten Werke der lateinamerikanischen Literatur, das nicht nur die literarische Landschaft Mexikos, sondern die der gesamten Welt nachhaltig beeinflusst hat. Die Geschichte von Pedro Páramo ist eine düstere Erzählung über Liebe, Tod und das Leben danach, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie fließend sind. Rulfos außergewöhnliche Erzählweise und seine Fähigkeit, eine geisterhaft-mythische Atmosphäre zu schaffen, haben Generationen von Autor*innen inspiriert – und kommen nun auch in der gleichnamigen Netflix Adaption zum Einsatz!

Und darum geht es…

Am Sterbebett seiner Mutter Dolores (Ishbel Bautista) gibt Juan Preciado (Tenoch Huerta) ihr das Versprechen, seinen langen verschollenen Vater aufzusuchen. Die Reise führt ihn in seinen Heimatort Comala, der jedoch wenig mit dem lebendigen Ort gemein hat, von dem Dolores ihm einst erzählte. Stattdessen erwartet ihn eine öde Geisterstadt, in der die Lebenden und Verstorbenen Hand in Hand leben und ihn mit in die düstere Vergangenheit seines Vaters Pedro Páramo (Manuel Garcia-Rulfo) nehmen. Einst ein idealistischer junger Mann, verwandelte sich Pedro nach der Ermordung seines eigenen Vaters Mitte des 19. Jahrhunderts in einen rücksichtslosen Tyrannen, der seine Frau misshandelt und seiner Jugendliebe nachtrauert.

Wirr und ungelenk

Die Rahmenhandlung von “Pedro Páramo” könnte nicht einfacher sein: Ein verlorener Sohn, aufgewachsen ohne seinen Vater, macht sich auf den Weg, um seine Vergangenheit zu erkunden. Nun wäre Juan Rulfo, auf dessen Roman das Netflix Original basiert, nicht Juan Rulfo, wenn es unter der Einfachheit der Geschichte kein komplexes Konstrukt zu entdecken gäbe; in einer verschachtelten Erzähltechnik vorgetragen, die sich auch fragmentierten Zeitebenen, Perspektivwechseln und der Kombination von Realität, Erinnerung und Übersinnlichem zusammensetzt. Was ein verworren-anspruchsvolles Mysterium mit mystischer Bildsprache verspricht, erweist sich hingegen als ernüchternd bodenständig und auf eine unangenehme, so gar nicht verspielte Art und Weise, sperrig verschachtelt und unübersichtlich.

So wie sich Regisseur Rodrigo Prieto der Geschichte von “Pedro Páramo” annähert, bleibt diese die meiste Zeit viel zu vage und schwer nachvollziehbar, um dem Publikum einen richtigen Zugang gewähren zu können. Das macht sich insbesondere während der zähen ersten halben Stunde bemerkbar, die das Publikum zunächst einmal vollständig außen vor lässt, ehe sich langsam zeigt, in welche Richtung sich die Geschehnisse noch entwickeln könnten. Wer selbst keinen Bezug zur Vorlage hat, dürfte merklich Probleme dabei haben, sich emotional auf die Figuren einzulassen und deren Beweggründe nachzuvollziehen. Und damit verpufft dann auch so ziemlich alles andere, was sich “Pedro Páramo” gerne auf die Fahne schreiben würde – angefangen bei der Tiefgründigkeit, über das Mysterium bis hin zur Atmosphäre, die, trotz interessanter Bildgestaltung, immer wieder im Keim erstickt wird.

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