DER WATCHDOG

Titel	Spiders – Ihr Biss ist der Tod
Genre	Horror, Thriller
Jahr	2023
FSK	16
Regie	Sébastien Vaniček

Sébastien Vaniček spinnt das Grauen neu

Auch wenn der australische Regisseur Kiah Roache-Turner („Wyrmwood: Road of the Dead“) sein Versprechen eines ultimativ gruseligen Spinnefilms vor der Premiere des schwarzhumorigen Horrorthrillers „Sting“ auf den Fantasy Filmfest Nights 2024 nicht gänzlich einlösen konnte, vermochte sein schleimig-spaßiges Creature Feature dennoch zu unterhalten. Die Enttäuschung über das Verwehrte unter die Haut krabbelnde Horror-Versprechen dürfte ohnehin nur von kurzer Dauer sein, dank des nur wenigen Monate später erscheinenden Genreverwandten “Spiders – Ihr Biss ist der Tod”, der, anders als Roache-Turners Wandkrabblerhorror, in Sachen Arachnophobie in die Vollen geht!

Und darum geht es…

Ein harmloser Kauf wird zum tödlichen Albtraum auf acht Beinen: Kaleb (Théo Christine) ahnt nicht, was er sich da gerade beim Dealer seines Vertrauens gekauft hat, aber die Spinne, die er mit in sein kleines Apartment gebracht hat, die hat es in sich. Schon bald bemerkt er, dass das Tier entflohen ist und sich in den dunklen Ecken des Gebäudes unkontrolliert vermehrt. Als sein Nachbar unter mysteriösen Umständen stirbt, wird das Gebäude unter Quarantäne gestellt. Gefangen in ihrem eigenen Heim, stehen Kaleb und seine Freund*innen (u. a. Lisa Nyarko, Sofia Lesaffre und Finnegan Oldfield) – bald einer tödlichen Invasion gegenüber. Denn die Zahl der Spinnen wächst unaufhaltsam weiter…

Spürst du das Kribbeln auf der Haut?

Seit die achtbeinigen Plagegeister in „Arachnophobia“ Anfang der 90er-Jahre ihre klebrigen Fäden über die Kinoleinwände sponnen, gelang es dem Horrorgenre lange Zeit nicht mehr, die Angst vor Spinnen auch nur annähernd so unerbittlich auf die Spitze zu treiben – und dann kam Sébastien Vaniček. Was der ambitionierte Franzose in seinem Arachnoiden-Horror „Spiders – Ihr Biss ist der Tod“ da über den Bildschirm krabbeln lässt, bahnt sich seinen Weg direkt unter die Haut und sorgt mehr als nur einmal dafür, dass man sich am liebsten wild abklopfend auf den Boden werfen möchte, um das unnachgiebige Kribbeln von sich abzuschütteln. Die Ausgangslage ist, von der an den Ghetto-Monster-Flick “Attack the Block” erinnernden Dynamik mal abgesehen, so ziemlich identisch mit dem Szenario, dass auch Kiah Roache-Turner in „Sting“ abbildete, die Wikung hingegen ist eine weit beklemmendere.

Wo „Sting“ noch auf schwarzhumorige Übertreibung und schleimige Creature Designs setzte, während Suspense und Unbehagen merklich in den Hintergrund traten, greift Vaniček das liegengelassene Versprechen seines australischen Kollegen auf und beschert dem Horrorpublikum im Jahr 2024 doch noch den vermutlich unangenehmsten Spinnenfilm, den man sich nur vorstellen kann. Vaniček führt die Kamera gnadenlos nah an die haarigen, krabbelnden Kreaturen heran, jagt seine Protagonist*innen durch von Spinnenwaben behangenen Korridore und entfesselt am Ende eine erbarmungslose Tour de Force aus giftigem Spinnenterror, der das Publikum hilflos in einem undurchdringlichen Kokon des Schreckens schnürt. Die Intensität der Bilder und die beklemmende Atmosphäre machen „Spiders – Ihr Biss ist der Tod“ zu einem Erlebnis, das das Grauen in jedem Detail auskostet – und dem Publikum die Fluchtwege in eine sichere Komfortzone versperrt. Dass das familiäre Drama, das sich irgendwo unter abertausenden feingliedrigen Spinnenbeinchen tummelt, selten zündet, tut dem kaum einen Abbruch.

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