DER WATCHDOG

Titel	Scheidung
Genre	Komödie
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Michal Chacinski

Verliebt, verlobt, verheiratet – geschieden!

Ob es an mangelnder Kreativität liegt, Faulheit oder doch dem Wunsch, Nägel mit Köpfen zu machen und dem potenziellen Publikum unmissverständlich klar zu machen, worauf sie sich denn da einlassen – manchmal könnte Netflix bei seiner Titelauswahl nicht präziser sein. Worum es in Originals wie der polnischen Komödie “Die Erbschaft” oder der RomCom “Hochzeitsreise” aus Kuwait geht, ist selbstredend – und “Scheidung” macht da keine Ausnahme. Ob es für das getrennt lebende Paar im Netflix Film von Michal Chacinski ein herzerwärmendes Liebes-Comback gibt und viel wichtiger noch, ob sich das Einschalten überhaupt lohnt? Das erfahrt Ihr jetzt!

Und darum geht es…

Das Eheglück zwischen Małgosia (Magdalena Popławska) und Jacek (Wojciech Mecwaldowski) hielt nicht lange. So schnell sie sich ineinander verliebt und geheiratet haben, so schnell stand auch die Scheidung ins Haus. Das ist jetzt gut 20 Jahre her und doch möchte die Kirche von der Annullierung nichts wissen. Vor Gott sind die beiden unverändert Mann und Frau. Um das zu ändern, müssen sich Magoisa und Jacek, die bereits beide neue Partner*innen haben, einer genauen Prüfung unterziehen. Dass nach den vielen Jahren ohne Kontakt plötzlich alte Gefühle ans Tageslicht kommen, könnte das Vorhaben, endgültig und vollumfänglich voneinander getrennt zu sein, jedoch gefährden.

Eine Trennung mit Hindernissen!

Andere Länder, andere Sitten. Das dachten sich wohl nicht wenige Netflix Abonnent*innen – und wir auch – bei der Sichtung der RomCom “Hochzeitsreise”, die mit den für westliche Sehgewohnheiten doch arg gewöhnungsbedürftigen kuwaitischen Traditionen sicher für einige Irritationen sorgte. Für ein ähnliches Gefühl dürfte “Scheidung” nun auch bei all denen sorgen, die nicht bis zum Hals in den Gepflogenheiten der katholischen Kirche stecken. Die nämlich erkennt die standesamtliche Scheidung nicht an und verwehrt einmal kirchlich getrauten Menschen eine zweite Heirat grundsätzlich – es sei denn, die erste Ehe wird als ungültig erklärt. Dies geschieht in einem formellen Verfahren und muss bestimmte Bedingungen erfüllen, wie eine Eheschließung unter Zwang oder Täuschung. Erst nach einer offiziellen Ehenichtigkeitserklärung ist eine zweite kirchliche Hochzeit erlaubt. Klingt Gaga? Ist es auch – und genau das weiß das Netflix Original geschickt für sich zu nutzen.

Nach dem soliden Sportlerdrama “Boxer” gibt es mit “Scheidung” bereits die zweite, für Netflix-Verhältnisse doch recht angenehme Überraschung aus Polen in der Mediathek des roten Streamingriesen zu sehen. Dass “Scheidung” weitestgehend auf Kitsch verzichtet und nicht dem nächsten austauschbaren RomCom-Ende hinterherrennt – wenngleich das Finale dennoch wenig überraschend ausfällt – hebt den einvernehmlichen Anti-Rosenkrieg schon einmal deutlich von ähnlichen Produktionen ab. Hinzu kommen glaubhafte Dialoge, nachvollziehbare Charaktere und einige satirische Überspitzungen, die für Kurzweile sorgen. Da das Ganze weder erzählerisch noch inszenatorisch heraussticht und auch sonst auf Nummer sich geht, statt die katholische Kirche noch ein gutes Stück derber aufs Korn zu nehmen, siedelt sich “Scheidung” dennoch eher im Mittelfeld an.

Wie hat Dir „Scheidung“ gefallen?