| Titel | A Different Man |
| Genre | Drama, Komödie |
| Jahr | 2024 |
| FSK | ungeprüft |
| Regie | Aaron Schimberg |
Fantasy Filmfest 2024
Ein Drama über das Äußere, das zeigt, dass das wahre Problem im Inneren liegt.
Wie grausam die Menschheit auf Menschen reagiert, die äußerlich anders sind – im Fall von „A Different Man“ aufgrund einer Krankheit – hat David Lynch bereits eindrucksvoll in „Der Elefantenmensch“ dargestellt, der die wahre Geschichte von Joseph Merrick erzählt. „A Different Man“ greift dieses Thema auf, nimmt jedoch einen surrealen Ansatz und stellt die Frage: Was wäre, wenn man sein Leben durch ein medizinisches Experiment grundlegend verändern könnte? Ein Film, der auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest zweifellos zum Nachdenken anregen wird.

Und darum geht es…
Der erfolglose Schauspieler Edward (Sebastian Stan) leidet an einer seltenen Hautkrankheit, die ihn in allen Bereichen seines Lebens beeinträchtigt. Seine Karriere ist kaum existent, und er fristet ein einsames Dasein in seiner New Yorker Wohnung, in der sogar ein Loch in der Decke klafft. Nur seine attraktive Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) schenkt ihm Aufmerksamkeit. Doch als ein revolutionäres medizinisches Experiment ihm einen kompletten Neuanfang verspricht, nutzt Edward die Gelegenheit und täuscht seinen eigenen Tod vor, um als „Guy“ ein neues Leben zu beginnen. Alles scheint sich zum Besseren zu wenden – bis er erfährt, dass Ingrid ein Theaterstück über sein Leben inszeniert. Getrieben von Neugier geht er zum Casting und ergattert die Hauptrolle. Doch als der charismatische Oswald (Adam Pearson), der ebenfalls an Neurofibromatose leidet, in sein Leben tritt, wird Edward schmerzhaft mit seiner Vergangenheit und den Dämonen seines alten Lebens konfrontiert. Es beginnt ein innerer Kampf, der sich zunehmend chaotisch entfaltet.

Sebastian Stan überzeugt, doch Adam Pearson stiehlt die Show!
Der Film „A Different Man“ von Aaron Schimberg lässt sich wie folgt zusammenfassen: Man nehme einen Hauptcharakter mit einer Hautkrankheit, die an „Der Elefantenmensch“ erinnert, ein Leben voller Unsicherheiten und Einsamkeit wie in „Beau is Afraid“, füge ein medizinisches Schönheitsexperiment à la „The Substance“ hinzu und lasse ihn in eine Obsession à la „May December“ verfallen – und schon hat man das Grundgerüst. Doch trotz dieser offensichtlichen Parallelen wirkt die Tragikomödie nie wie ein Plagiat. Schimberg gelingt es, die Einflüsse zu einer eigenständigen Geschichte zu verweben. Sein geschickter Einsatz von schwarzem Humor, der manchmal fast unangenehm wirkt, verstärkt die absurde Tragik der Handlung und gibt dem Film eine besondere Note. Der Humor ist dabei so gut dosiert, dass er im Kontext der Story perfekt funktioniert. Aaron Schimberg greift in „A Different Man“ eine tiefere Frage auf: Was, wenn nicht das äußere Erscheinungsbild das eigentliche Problem ist, sondern die innere Einstellung zu sich selbst? Edward, der Hauptcharakter, glaubt, dass ein perfektes Äußeres all seine Probleme lösen würde. Spoiler-Alarm: Tut es nicht!

Mit dem Auftauchen von Oswald, einem ebenso von einer Krankheit betroffenen, aber charmanten und selbstbewussten Charakter, wird Edward gezwungen, sich mit seiner eigenen Unsicherheit auseinanderzusetzen. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren ist faszinierend, und auch schauspielerisch ist diese spürbar: Sebastian Stan liefert als Edward eine solide Performance, doch Adam Pearson stiehlt als Oswald mit seiner Ausstrahlung und seinem Charme unweigerlich die Show. Der Film überrascht das Publikum, indem er zunächst Mitleid für Edward weckt, aber dann durch Oswald die Perspektive auf den Kopf stellt. Während man anfangs noch denkt, dass Edwards genetischer Defekt der Hauptgrund für seine Isolation ist, wird durch Oswald klar, dass es viel mehr mit Edwards eigener Wahrnehmung und Einstellung zu tun hat. Der Film stellt sozialkritische Fragen, etwa zur Repräsentation von Menschen mit Behinderungen in den Medien, scheut jedoch davor zurück, den Zuschauer zu stark zu provozieren oder klare Antworten zu liefern. Er zeigt Probleme auf, ohne zu verurteilen, und lädt so zu einer differenzierten Auseinandersetzung ein, ohne dabei dogmatisch zu wirken.

Fazit
„A Different Man“ ist eine klug inszenierte Tragikomödie, die mit starkem schwarzen Humor und überzeugenden Darstellern glänzt. Der Film wirft Fragen zur Selbstwahrnehmung und Akzeptanz auf und regt zum Nachdenken an, ohne einfache Antworten zu bieten.

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