Das The Batman-Universum wächst…
Bock auf ein Kontrastprogramm zum bunten, fahrigen Multiversums-Durcheinander, mit dem Marvel aktuell den Markt überschwemmt; auf eine geerdete Comicadaption, die sich komplett anders anfühlt als das, was das in den Startlöchern stehende DC Universum unter der Führung von James Gunn verspricht? Dann tauche ein, in die düstere Welt von Gotham City, mit den düsteren Fassaden und den grell leuchtenden Neonreklamen, die die verregneten Nächte der sündhaften Stadt durchgleißen. Dort angesiedelt, den Stil von Matt Reeves fortführend, setzt “The Penguin” nahtlos an die Ereignisse aus “The Batman” an, um das impulsive, cholerische und durchtriebene Wesen seines Titelschurken, mit dem nervösen Finger am Abzug und dem Hinkebein, den man schon in Reeves Batman-Film zu sehen bekam, zu erkunden. Auch wenn sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt, das vom Ballast größerer Franchiseverantwortungen losgelöste The Batman-Universum bereits nach dem ersten Kinofilm im Serienformat künstlich aufzublasen, erweist sich “The Penguin” allen bedenken zum Trotz, als echter Glücksgriff.
Und darum geht es…
Nach dem Sturz des Mafia-Paten Carmine Falcone und dem Chaos, das durch den Riddler in Gotham City ausgelöst wurde, nutzt Oswald Cobb (Colin Farrell) alias The Penguin das Machtvakuum, um seine Position in der kriminellen Unterwelt von Gotham zu festigen. Doch der Weg vom zwielichtigen Unterweltboss zu einem der mächtigsten und einflussreichsten Verbrecher der Stadt bedarf viel Geschick, Arglist und Verbündete. Letzteres findet er in einem treuen, neuen Wegbegleiter, der ihm, inmitten des Machtkämpfes zwischen den Mafia-Familien der Falcones und den Maronis zur Seite steht, bei dem besonders ein Name eine entscheidende Rolle spielt: Sofia Falcone (Cristin Milioti)!

Unser Fazit nach fünf Episoden
Wenn die achtteilige Spinoff-Serie am 20. September mit der ersten Episode auf Sky und dessen Streaming-Service WOW startet – um dann jeden Montag eine weitere Folge nachzuliefern – ist schnell klar, dass es sich bei “The Penguin” eben nicht um den nächsten Schnellschuss, und keinesfalls, um einen weiteren stumpfen Croudpleaser handelt, wie man sie seitens Marvel und DC gefühlt nur noch zu sehen bekommt. Statt billigem Namedropping und selbstzweckhaftem Fanservice zu frönen, geht es dem Team rund um Showrunner und Ideengeber Lauren LeFranc darum, eine Plot- und Charakter-getrieben Unterweltgeschichte zu erzählen – dialoglastig, entschleunigt, atmosphärisch – mit Fokus auf seine verdorbenen Figuren, denen so viel mehr Menschlichkeit innewohnt, als es herkömmliche Comicverfilmungen erahnen lassen könnten. Dass dabei der wuchtige Score wie schon in “The Batman” mächtig aus den Boxen dröhnt und wenn es in seltenen Momenten doch mal kracht, brachial und kompromisslos zur Sache, schließt das keinesfalls aus.

Wenn sich Colin Farrell als Oswald Cobb in seinem absurd-realistischen Make-up mit einer unglaublichen Präsenz durch die Unterwelt Gothams intrigiert, bleibt bei all der Sündhaftigkeit überraschend viel Raum für Herzlichkeit und Leichtigkeit. Cobb ist nicht der eindimensionale Schurke, zu dem erst schnell hätte verkommen können, sondern ein komplexer, manchmal fürsorglicher, dann wieder skrupelloser und verkommener, mit Komplexen und Sehnsüchten behafteter Charakter. Um diese Erkenntnis zu gewährleisten, nimmt sich “The Penguin” viel Zeit für seine Figuren, unter anderem auch für Sofia Falcone, gespielt von Cristin Milioti. Die “How I Met Your Mother”-Darsteller durchlebt in der Rolle der, für ihre schrecklichen Taten als The Hangman verurteilten Mörderin ein breitgefächertes Gefühlsspektrum von Verletzlichkeit bis Wahnsinn, wodurch ihr Auftreten nicht minder eindrücklich erscheint, als das von Farrell. Dass “The Penguin” durch die ausladende Erzählweise immer wieder dazu neigt, mal größere, mal kleinere Längen zu bilden, lässt sich in Anbetracht der detaillierten Figurenzeichnung verkraften. Nichtsdestotrotz fehlt es dem Plot, der abseits der Figuren doch arg konventionell daherkommt, hier und da am nötigen Feinschliff, weshalb das “The Batman“-Spin-off auch nie die Klasse von Matt Reeves Meisterwerk heranreicht, wenngleich es das gesammelte MCU-Serienwerk nahezu vollständig und mühelos in die Tasche steckt!

„The Penguin“ ab dem 20.09.2024 exklusiv auf Sky / WOW streamen!


