Das Unglück: Kritik zur Netflix Serie aus Mexiko!

Der nächste Netflix Serien-Hit?

Ein Kind zu Grabe zu tragen ist eine Situation, die sich kaum in Worte fassen lässt. Sich von einem Leben zu verabschieden, das gerade erst begonnen hat – unvorstellbar. Die natürliche Ordnung wird umgekehrt; die Zukunft, die man sich erträumt hat, zerbricht. Schmerz, Leere und Trauer durchdringen das Herz, begleitet von der Frage „Warum?“, auf die es keine Antworten gibt. Das Amazon Original “Mothers’ Instinct” hat bereits vorgemacht, was sich aus diesem komplexen Gefühlswirrwarr alles entnehmen lässt – wenn auch nur bedingt zufriedenstellend. Was die Netflix Serie “Das Unglück” wohl damit anzufangen weiß?

Und darum geht es…

Nach einem tragischen Unfall auf einer Kindergeburtstagsfeier gerät die Welt von Lucía (Macarena García Romero), Yolanda (Shaní Lozano), Fonseca (Horacio García Rojas) und vielen weiteren Bewohner*innen einer kleinen Stadt in Mexiko völlig aus den Fugen. Als sich eine Hüpfburg bei einem starken Unwetter plötzlich vom Boden löst und drei Kindern das Leben kostet, ist dies nicht nur der Beginn einer von Trauer und Schuldgefühlen geplagten Zeit, sondern auch Nährboden für Misstrauen, Wut und Rache. Auf der Suche nach Gerechtigkeit begeben sich die Beteiligten auf einen zwielichtigen Pfad, an dessen Ende einzig und alleine das Verderben wartet – und das für jeden Einzelnen von ihnen!

Unser Fazit nach den ersten beiden FOlgen

Der Name ist Programm. “Das Unglück” ist in der Tat Selbiges und das in vielerlei Hinsicht. Den Anfang der langen Liste an Unzulänglichkeiten macht das titelgebende Ereignis selbst, das – informiert man sich vorab nicht – nicht nur arg banal, sondern auch unfreiwillig komisch daherkommt. Wenn ein Sturm die schlecht verankerte Hüpfburg eines Kindergeburtstags entwurzelt und plötzlich gen Horizon segelt, ist es einerseits das Unglück, das eher belustigte Ratlosigkeit hinterlässt, als bestürzen, aber auch die melodramatische Inszenierung, mit der die mexikanische Thrillerserie diesen Vorfall abbildet. Streicher schreien auf, die Kamera nimmt das Tempo zugunsten kitschiger Slowmotion heraus – Melodramatik at it’s worst. Vorab erfährt das Publikum in schnell aufeinanderfolgenden Szenenwechseln durch die Luxusanwesen stinkreicher Unsympathen mit welchen Kotzbrocken es die nächsten zehn Episoden vorlieb nehmen muss. Durch die eingestreuten Vorausschauen auf das noch folgende Unglück ist das umso rasanter – und der Pay-off dann umso beschämend. Drei tote Kinder und alles, was sich überträgt, ist Belustigung.

^{Das Unglück ©Netflix}

Während hinter verschlossenen Türen ein Millionen-Deal gefeiert wird, wütet im Vorgärten die Katastrophe. Die Message ist einfach: Geld alleine macht nicht glücklich. Geld verursacht Gier. Geld ist böse. Plakativ, wie alles andere auch, dass “Das Unglück” zu bieten hat. Getrauert wird eigentlich nur im Close-up, mit gequältem Gesichtsausdruck, im Starkregen, zu kitschigem Piano-Geklimper. Unter der Oberfläche geschieht nichts. Der Trauerprozess ist nicht Teil des Plots, welcher bereits bis zum Zerbersten gefüllt ist mit an den Haaren herbeigezogenen Konflikten, oder Karikaturen dessen was man Konflikte nennt. Währenddessen wird der Vorfall in der Retrospektive aufgearbeitet, mit Backflashs zu besagtem Tag, unter Berücksichtigung anderer Blickwinkel. Ein bewährtes Stilmittel, das bereits viele Netflix Serien für sich zu nutzen wussten – “Das Unglück” weiß dies auch, kann es nur nicht. Wenn dann bereits zum Finale der ersten Episode eine Katastrophe ihren Lauf nimmt, die von einem ordentlichen Drehbuch in der Regel über mehrere Folgen hinaus aufgebaut wird, dauert es hier keine 30 Minuten. Was hier geschieht, ist unglaubwürdig, schlecht geschrieben und in Anbetracht der nicht vorhandenen Beweislage schlichtweg lächerlich. Passend zu all dem, was Episode 2 nachlegt. Der richtige Punkt um auszusteigen!