| Titel | Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us |
| Genre | Romanze, Drama |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Justin Baldoni |
Kinostart: 15.08.2024
Marketing-Masche statt echter Message
Zunächst einmal: Das Marketing für ‚Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us‘ ist aus moralischer Sicht eine absolute Katastrophe. Der offizielle Instagram-Account schreibt ‚Grab your girls, get your flowers‘, als wäre der Film eine leichte, sommerliche Komödie, dabei handelt es sich um ein Drama über häusliche Gewalt. Lediglich Regisseur und Hauptdarsteller Justin Baldoni spricht ernsthaft über das zentrale Thema der Buchverfilmung, während alle anderen mit Musik, Outfits und Haarprodukten werben oder die Botschaft des Films als Female Empowerment verkaufen. Das ist bestenfalls taktlos und schlimmstenfalls eine Beleidigung für alle, die im echten Leben Opfer häuslicher Gewalt geworden sind.

Und darum geht es…
Die Floristin Lily Bloom (Blake Lively) kehrt nach dem Tod ihres gewalttätigen Vaters (Kevin McKidd) in ihre Heimatstadt zurück und lernt dort den charmanten Arzt Ryle (Justin Baldoni) kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich ein intimer Moment, der jedoch unterbrochen wird. Wenige Monate später kreuzen sich ihre Wege erneut, und ein leidenschaftliches Verhältnis entbrennt. Im Laufe der Zeit nimmt die Beziehung jedoch eine düstere Wendung, und Lily muss erkennen, dass sie sich im gleichen Teufelskreis der häuslichen Gewalt befindet wie einst ihre Mutter (Amy Morton). Als sie dann auch noch ihrer Jugendliebe Atlas (Brandon Sklenar) wieder begegnet, kompliziert sich die Situation weiter.

Romantische Inszenierung überlagert die düstere Realität
Leider geht die Taktik wohl auf, wie die US-amerikanischen Besucherzahlen am Startwochenende zeigen. Bezeichnenderweise offenbart das Marketing auch das größte Problem des Films: Er ist oberflächlich. Alles ist auf Hochglanz poliert. Selbst beim Soundtrack ist dies zu hören, der mit Künstlern wie Birdy, Ethel Cain oder Taylor Swift gespickt ist. Die Songs, die Outfits, die Kulissen – alles ist perfekt inszeniert und bis ins Detail durchdacht. Es bleibt kein Platz für Makel, selbst in Szenen die erschütternd sein sollten. Das mag aus technischer Sicht beeindruckend sein, nimmt aber oftmals die Emotionen aus dem Geschehen. Besonders, da auch die Dialoge oft sehr unnatürlich wirken.

Was eigentlich der zentrale Fokus der Geschichte sein sollte – nämlich die häusliche Gewalt und der generationenübergreifende Teufelskreis – gerät oft nur zur Randnotiz, die in kurzen Szenen abgehandelt wird. Dadurch wird die Ernsthaftigkeit der Situation selten wirklich greifbar. Regisseur Justin Baldoni wollte die Geschichte sicherlich auf eine sensible und bedeutungsvolle Weise erzählen; das zeigt sich in Interviews und in einigen wenigen Momenten, in denen seine Vision durchscheint. Dies spürt man auch in der akkuraten Darstellung der anfänglichen Warnsignale, dem Verhalten der Täter nach einer Gewalteskalation und den Ausreden, die Opfer finden, um in dieser Situation gefangen zu bleiben. Doch es wird auch deutlich, dass Baldoni kaum kreative Freiheiten hatte und höhere Instanzen den Film in eine marktfähigere Richtung lenken wollten. Der Fokus liegt stark auf den romantischen Anfängen der Beziehung, und es scheint, als sei versucht worden, dem Ganzen einen sexy ‚Fifty Shades of Grey‘-Touch zu verleihen.

Das hinterlässt nicht nur einen bitteren Beigeschmack, sondern lässt den Übergang zu einem düsteren Ton uneben, überstürzt und chaotisch wirken. Während es wichtig ist, Charaktere – auch solche, die Fehlverhalten zeigen – als vielschichtig darzustellen, bewegt sich der Film manchmal gefährlich nah an der Grenze zwischen dem Erklären und dem Entschuldigen von gewalttätigem Verhalten und neigt oftmals etwas zu sehr zur letzteren Richtung. Justin Baldoni hat sicherlich sein Möglichstes versucht und liefert immerhin eine überzeugende schauspielerische Leistung ab. Blake Lively ist ebenfalls solide, doch besonders beeindruckend ist das Casting von Isabela Ferrer als jüngere Version von Lily Bloom. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist verblüffend, nicht nur im Aussehen, sondern auch in der nahezu identischen Stimme.

Fazit
„Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us“ ist derzeit in aller Munde und wird sicher die Kinosäle füllen – nur leider aus den falschen Gründen. Auf technischer Ebene perfekt in Szene gesetzt, bleibt nicht viel Raum für echte Emotionen, und das ernste Thema der häuslichen Gewalt gerät traurigerweise zur Randnotiz.

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