| Titel | What Josiah Saw |
| Genre | Horror, Drama |
| Jahr | 2022 |
| FSK | 16 |
| Regie | Vincent Grashaw |
Heimkinostart: 26.07.2024
Ein düsteres Familiengeheimnis
Während sich die Welt um uns herum in rasanter Geschwindigkeit verändert und immer wieder Prüfungen und Stolpersteine bereithält, bleibt die Familie ein beständiger Anker, der Halt und Geborgenheit verspricht. Doch dieses scheinbar solide Konstrukt ist fragil, zerbrechlich wie eine filigrane Porzellanvase, die mit Bedacht und Liebe behandelt werden muss, um nicht in tausend Stücke zu zerspringen. Ist sie einmal beschädigt, sind die Folgen oft weitreichend und beeinflussen fortan alle weiteren Entwicklungen – selbst wenn das Unheil namens Familie längst nur noch im Rückspiegel betrachtet wird und nicht länger Teil der Gegenwart ist. Klar, dass sich das Horrorgerne seit jeher dieser vielschichtig einsetzbaren Schreckensquelle bedient, wenn es darum geht, schaurige Geschichten mitten aus dem Leben zu erzählen. So auch “What Josiah Saw”, ein eindringliches Familiendrama, mit bitterbösem Genre-Einschlag!

Und darum geht es…
Die Familie Graham wird nach vielen Jahren durch eine schicksalhafte Wendung wieder vereint. Josiah (Robert Patrick) lebt mit seinem geistig beeinträchtigten Sohn Thomas (Scott Haze) auf einer heruntergekommenen Farm. Währenddessen haben sich die entfremdeten Geschwister Eli (Nick Stahl) und Mary (Kelli Garner) ein eigenes Leben aufgebaut. Als eine mysteriöse Prophezeiung die Familie zwingt, sich wiederzutreffen, kommen dunkle Geheimnisse und unausgesprochene Wahrheiten ans Licht, die ihre Vergangenheit und Gegenwart auf erschütternde Weise verbinden.

Ein Familiendrama im Schatten des Horrors
„What Josiah Saw“ ist einer dieser Filme, die im Fahrwasser großer Genre-Vorbilder wie “Hereditary”, den viszeralen Schrecken des Horrors im Kern eines tiefgründigen Familiendramas sucht, um diesen geschickt mit den Traumata seiner Protagonist*innen zu verweben. Regisseur Vincent Grashaw gelingt es, eine beklemmende Atmosphäre zu etablieren, die das Publikum mit einer unaufdringlichen Behäbigkeit in ihren Bann zieht, während die drei episodenhaft erzählten Einzelschicksale des Graham-Geschwister-Trios schließlich in einer enthüllungsreichen Klimax münden, die das gesamte Ausmaß der psychologischen Abgründe einer zerrütteten Familie enthüllen.

Dass ”What Josiah Saw” den Horror bis zum aufschlussreichen Ende im Hintergrund vor sich hin wadern lässt und größtenteils über die düstere Bildgestaltung sowie den drückenden Score generiert, gewährt dem konvexen Familienkonstrukt den nötigen Raum, sich in aller Ruhe zu entfalten. Das mag bisweilen etwas schleppend und durch die nacheinander abgehandelte Einführung der Figuren stockend daherkommen, kommt dem Finale und damit auch der Intensität der sich darin zuspitzenden Eskalation aber auch ungemein zugute. Grashaw hält hier gekonnt die Balance zwischen Erklärung und Interpretationsspielraum, während die letzte Einstellung dann noch eine zynische Schlusspointe parat hält, die eine vorangegangene Anspielung in ein fieses Licht rückt.

Fazit
„What Josiah Saw“ verwebt meisterhaft psychologische Tiefe mit schaurigem Horror und beleuchtet eindringlich die fragilen Strukturen einer zerrütteten Familie!


Wie hat Dir „What Joshia Saw“ gefallen?

