DER WATCHDOG

Titel	Spieleabend
Genre	Komödie
Jahr	2024
FSK	12
Regie	Marco Petry

Pulverfass Spieleabend!

Spieleabende – eine riskante Unternehmung, die nicht nur strategisches Geschick, sondern auch diplomatisches Fingerspitzengefühl erfordert – und dabei begann doch alles so harmonisch: Ein gemütliches Beisammensein unter Freund*innen, Lachen, Snacks, gute Laune. Doch sind die Würfel erst einmal gefallen und die Karten verteilt, wird aus Freundschaft binnen Sekunden waschechter Konkurrenzkampf. Sind Parkstraße und Schlossallee erst einmal mit Hotels bestückt oder die Weizen- und Weidefelder von Catan besiedelt, können die Emotionen schon einmal hochkochen. Aus harmlosen Neckereien werden hitzige Wortgefechte und freundschaftliche Rivalitäten münden in erbitterte Fehden. Am Ende des Abends sind die Chips verkrümelt, die Stimmen heiser und so manche innige Beziehung irreparabel beschädigt – keine besonders gute Ausgangslage für Janina Uhse, die in “Spieleabend” ausgerechnet diesen Anlass wählt, um ihren neuen Freund vorzustellen…

Und darum geht es…

Um bei seiner neuen großen Liebe Pia (Janina Uhse) einen guten Eindruck zu hinterlassen, nimmt Jan (Dennis Mojen) die Einladung zum regelmäßigen Spieleabend bei Pias Freund*innen selbstverständlich an, wenngleich der Fahrradladenbesitzer eigentlich kein großer Fan von Gesellschaftsspielen ist. Das Zusammentreffen der eingeschworenen Gruppe ist schließlich Tradition – und Pia endlich eine Frau, mit der er es auch wirklich ernst meint. Doch das Kennenlernen mit Karo (Anna Maria Mühe), Oliver (Axel Stein), Sheila (Taneshia Abt) und Kurt (Max Bretschneider) im noblen Berliner Stadtteil Grunewald entwickelt sich schnell zu einer Aneinanderreihung von Unannehmlichkeiten, die eine junge Liebe, wie die von Jan und Pia, schon einmal ins Wanken bringen kann!

Ein ziemlicher Spielverdeber!

Es wäre nicht der erste filmisch aufgearbeitete Spieleabend, der gehörig in die Hose geht. So mündete das titelgebend Zusammentreffen in “Game Night” (2018) durch eine unglückliche Verwechslung prompt in einem echten Kriminalfall, während ein familiärer Spielebrauch im Horrorfilm “Ready or Not” (2019) als Nährboden für ein tödliches Versteckspiel diente. Ähnlich großen, geschweige denn Jumanji-artigen Ausmaßen haben sich die Protagonist*innen des deutschen Netflix Originals zwar nicht zu stellen und doch erweist sich das vermeintlich gesellige Beisammensein schnell als mittelschwerer Schlamassel, der besonders einen trifft: Jan. Als wäre es nicht schon genug, dass der stets bemühte Neuling in der Runde von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, bekommt er es auch noch mit allerhand ungemütlichen Enthüllungen zu tun. Während das Netflix Original mithilfe Jans Tollpatschigkeit zunächst größtenteils auf Fremdscham und Unbehagen setzt, aber nie weit genug geht, um Humor zu generieren – “jerks.” hat gezeigt, wie es richtig geht – verlagert sich die Anleitung mit zunehmender Laufzeit immer weiter in Richtung Freundschaftszwist der Marke “Ein perfektes Geheimnis”, dem das Ganze hingegen deutlich besser gelang. 

Langweilig ist “Spieleabend” durch die Fülle an Ereignissen zwar nie, lustig aber genauso wenig. Schuld daran sind, wie so oft in deutschen Produktionen, die gestelzten, unnatürlichen Dialoge, gegen die selbst ein fähiger Darsteller wie Edin Hasanović nicht ankämpfen kann – wenngleich er es ehrlich gesagt auch gar nie erst zu versuchen scheint. Dass Pia und Co. echte Freund*innen sind, kann das Skript nie vermitteln und für bekennende Gesellschaftsspiel-Ultras entpuppen sie sich darüber hinaus auch noch als verdammt lausige Spieler*innen. Statt eine glaubwürdige Freundschaftsdynamik abzubilden, herrscht aufgesetzte Überschwänglichkeit. So flüchten sich Charaktere, die streng genommen lediglich Abziehbilder sind, bei jeder Form von Konflikt in Karikatur-eske Übertreibung. Gekränkte männliche Egos duellieren sich beim Tischtennis – und zwar nackt – und auf den aufkeimenden Ehekrach folgt der Eskapismus in die LARP-Welt inklusive Druiden-Outfit und Zauberstab-Replikat. Ach ja, und Axel Stein “Hammerharte Jungs” spielt furchtbar wie eh und je! 

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