| Titel | Verschwunden in die Nacht |
| Genre | Thriller, Krimi |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 16 |
| Regie | Renato De Maria |
Starttermin: 11.07.2024 (Netflix)
Spannende Netflix-Unterhaltung Made in Italy
Wenn der Beschützerinstinkt zum moralischen Dilemma wird: Im italienischen Netflix Original “Verschwunden in die Nacht” findet sich ein zerstrittenes Ex-Ehepaar in genau dieser Situation wider, als ihre gemeinsamen Kinder entführt werden und einzig der Abstieg in die verwinkelten Gänge der Kriminalität einen Ausweg verschaffen können. Wenn Renato De Maria seine beiden gesichtsbekannten Hauptdarsteller*innen Riccardo Scamarcio (“A Haunting In Venice”) und Annabelle Wallis (“Malignant”) in ein für Eltern schier unvorstellbares Albtraumszenario schickt, wird das Wohl der Familie an erste Stelle gerückt, während jegliche Moral- und Wertvorstellungen bewusst ausgeklammert werden. Eine nachvollziehbare Entscheidung – mit weitreichenden, wie ungeahnten Folgen!

Und darum geht es…
Das einzige das Pietro (Riccardo Scamarcio) und seine Ex-Frau Elena (Annabelle Wallis) nach vielen Jahren Ehe jetzt noch verbindet, ist ein wüster Sorgerechtsstreit um die gemeinsamen Kinder Bianca und Giovanni. Als diese eines Nachts entführt werden, müssen der Italiener und die Amerikanerin ihre Differenzen hinter sich lassen, um sich geeint den Kidnappern zu stellen. Um das Lösegeld aufzutreiben, muss sich Pietro erneut auf Menschen aus seiner unrühmlichen Vergangenheit einlassen – und wählt dafür einen drastischen Schritt: Für seinen einstigen Weggefährten Nicola (Massimiliano Gallo) lässt sich der verzweifelte Vater auf einen riskanten Deal als Drogenkurier ein…

Wieso nicht gleich so, Netflix?
Netflix hat es seiner treuen Zuschauerschaft in den vergangenen Jahren wahrlich nicht leicht gemacht, sich auf das nächste, mal große, mal kleine Streaming Original zu freuen. Während halblebiges RomCom-Einerlei wie Unkraut aus dem trockenen Boden sprießt und binnen Sekunden wieder verdorrt, entpuppt sich der Bärenanteil, der in ähnlich hoher Schlagzahl veröffentlichten 08/15-Thrillerware als vorhersehbare Schlaftabletten und/oder reinrassige Rohrkrepierer. Doch frei nach der Wahrscheinlichkeitslehre und dem Gesetz der großen Zahlen, bring Quantität nun mal auch eine gesteigerte Chance auf Qualität mit sich – und mit “Verschwunden in die Nacht” tatsächlich eine echte Thriller-Überraschung, die sich wie ein Löwenzahn durch die grauen Betonmassen an immergleichen Netflix-Reißern Bahn bricht.

Renato De Maria hält sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten auf. Was man über die Protagonist*innen wissen müssen, offenbart bereits ein kurzes Anwaltsgespräch im Sorgerechtsfall gleich zu Beginn, ehe es ohne große Umschweife rein in den Entführungsplot geht, dicht gefolgt von einem waghalsigen Drogen-Coup als mitreißende One Man Show. Während “Verschwunden in die Nacht” in den ersten, handelsüblich daherkommenden Minuten noch Böses ahnen lässt, nimmt der auf das absolute Minimum reduzierte Spannungsfilm zunehmend an Fahrt auf, um dann spätestens mit einer den Schlussakt einleitenden überraschenden Wendung das Publikum vollständig auf seine Seite zu ziehen. Um der rasanten Schnitzeljagd dann noch genügend Leben einzuhauchen, bedarf es eigentlich nicht mehr, als einer ausdrucksstarken Mimik, wie sie Riccardo Scamarcio von Haus aus zur Genüge beitragen kann. Und schon ist es fertig, das schnörkellose Thriller-Erlebnis, das mit seinem frechen, kleinen Ende dazu einlädt, sich noch ein wenig Gedanken zu machen, wie es wohl weitergehen könnte. Die Erklärung lautet…

Fazit
Netflix hat in letzter Zeit eher Unkraut statt Edelrosen gepflanzt – da erweist sich „Verschwunden in die Nacht“ als seltene Blume, die aus der grauen Betonwüste heraussticht. Renato De Maria liefert einen packenden Thriller, der mit Spannung und einer überraschenden Wendung voll ins Schwarze trifft!

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