DER WATCHDOG

Titel	One Life
Genre	Drama
Jahr	2023
FSK	12
Regie	James Hawes

Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.

Nicholas Winton – ein Name, der vielen nicht sofort ein Begriff sein mag. Doch vermutlich hat jeder einmal den bewegenden Clip aus der Fernsehsendung „That’s Life“ gesehen, in dem der Brite mit zahlreichen jüdischen Kindern wiedervereint wurde, denen er kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geholfen hat, von Prag nach England zu gelangen. Eine so außergewöhnliche Geschichte, dass ein Film ihr kaum gerecht werden kann. Dennoch hat man es mit „One Life“ versucht.

Und darum geht es…

Im Jahr 1938 trifft der junge Makler Nicholas Winton (Johnny Flynn) bei seinem Besuch in Prag auf dutzende jüdische Familien, die geflüchtet sind und unter furchtbaren Bedingungen leben. Schockiert vom Leid der Menschen beschließt er den Kindern zu helfen nach England zu gelangen, wobei er Unterstützung von der britischen Flüchtlingshilfe, geleitet von Doreen Warriner (Romola Garai), sowie seiner eigenen Mutter Babette (Helena Bonham Carter) erhält. Fünfzig Jahre später blickt Nicholas (Anthony Hopkins) auf die Zeit zurück und ist geplagt von Schuldgefühlen über all die Leben, die er nicht retten konnte – bis eine Fernsehsendung in mit den Überlebenden wiedervereint.

Eine bewegende Erinnerung an das Gute im Menschen

Regisseur James Hawes, der sich für zwei Episoden der futuristischen Serie „Black Mirror“ verantwortlich zeichnet, widmet sich in „One Life“ dem realen Schrecken des Zweiten Weltkriegs und verzichtet auf viel Drumherum. Vielmehr konzentriert er sich darauf, der erstaunlichen Geschichte, die das Gute im Menschen in einer so grausamen Zeit zeigt, gerecht zu werden und diese in authentischen Bildern einzufangen. In gewisser Weise hätte man hier sicher noch viel tiefer auf die Operation „Kindertransport“, die Winton und andere Beteiligte auf die Beine gestellt haben, sowie auf die Hintergründe und die Auswirkungen auf die Kinder eingehen können. Doch auch so bekommt man als Zuschauer einen guten Eindruck von den Geschehnissen, sowohl von den Erfolgen als auch von dem tragischen Ende der Operation, bei der leider nicht allen Kindern eine sichere Rettung gewährt werden konnte. Anthony Hopkins liefert eine sehr subtile und nuancierte Performance ab; selbst in ruhigen Momenten spürt man die Traurigkeit und Schuldgefühle, die Nicholas Winton plagten. Auch sein jüngeres Gegenstück, Johnny Flynn, ist überzeugend und muss sich kaum hinter Hopkins verstecken. Die weiblichen Nebencharaktere sind mit Helena Bonham Carter und Lena Olin stark besetzt, wobei letztere für den Film eine extreme Verwandlung durchmacht und kaum wiederzuerkennen ist. Leider bleibt ihre Rolle als Babi Winton, Nicholas‘ Ehefrau, eher blass und ist nur Beiwerk.

Ab und an wirkt Hawes‘ Werk wie ein TV-Film, was nicht verwunderlich ist, wenn man einen Blick auf seine Filmografie wirft. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn das starke Ensemble und die bewegende Geschichte, bei der kein Auge trocken bleibt, tragen die britische Produktion. Vielleicht wirkt „One Life“ manchmal zu altbacken, und in mancher Hinsicht wird nur an der Oberfläche gekratzt. Doch es ist auch kaum möglich, das Ausmaß der Geschichte und der verschiedenen Leben in dieser kurzen Laufzeit vollständig zu erzählen. Letztendlich vermittelt der Film ein warmes Gefühl, und in Anbetracht der aktuellen Ereignisse in der Welt ist es vielleicht genau das, was wir brauchen: eine berührende Erinnerung daran, dass wir alle dazu fähig sind, zu helfen und dass auch der kleinste Beitrag die Welt zu einem besseren Ort machen kann.

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