DER WATCHDOG

Titel	Maneater
Genre	Horror, Thriller
Jahr	2022
FSK	16
Regie	Justin Lee

Ein Hai auf Menschenjagd…schon wieder!

Albert Einstein definierte den Begriff Wahnsinn einst damit, immer wieder das Gleiche zu tun und dabei andere Ergebnisse zu erwarten. Dass sich der Nobelpreisträger dabei auf den Konsum von Haifilmen bezog, lässt sich ziemlich sicher ausschließen, und doch könnte sein Zitat in diesem Zusammenhang nicht treffender sein. Das Hai-Horror-Dilemma ist schnell erklärt: Gerne gesehen von Gernefans und von selbigen dennoch stets schlecht bewertet, finden die am Fließband produzierten B-Movie-Filme immer wieder ihren Weg in die heimischen Blu-Ray-Player, nur um dann wiederholt als Schmutz abgestraft zu werden. Wer sich also für “Maneater” von Justin Lee (“Big Legend”, “Hellblazers”) entscheidet und etwas anderes als hirnbefreit-trashige Meeressäugerunterhaltung erwartet, der ist – glaubt man Einstein – eindeutig dem Wahnsinn verfallen!

Und darum geht es…

Dass Jessie (Nicky Whelan) kurz vor der Hochzeit von ihrem Verlobten sitzen gelassen wird, hält die frischgebackene Ärztin nicht davon ab, ihre geplanten Flitterwochen in vollen Zügen zu genießen. Statt mit ihrem Verflossenen an ihrer Seite, macht sie es sich einfach mit ihren Freund*innen (u. a. Kim DeLonghi, Kelly Lynn Reiter, Porscha Coleman, Zoe Cipres) in der bereits bezahlten Ferienvilla auf einer Karibikinsel gemütlich. Weil das ständige Sonnenbaden auf Dauer etwas langweilig ist, entschließt sich die Gruppe für einen Ausflug auf eine verlassene kleine Insel. Dort angekommen müssen Sie mit Entsetzen feststellen, dass es sich bei der Anreise um ein One-Way-Ticket handelt. Ein gefräßiger Riesenhai hat das Gewässer um sie herum als sein neues Jagdrevier auserkoren und nicht vor, die Reisenden wieder unbeschadet von der Insel zu lassen…

Tut was er soll, nur nicht gut

“Maneater” ist einer dieser Tierhorrorfilme aus den Untiefen des Video-on-Demand-Marktes, der kostengünstig produziert und lieblos zusammengeschustert genau das liefert, was die Thematik verspricht. Da wundert es kaum, wenn nach einer längeren Durchstrecke an Haiattacken plötzlich per random eingestreuter Stock Footage-Sequenz ein Klippenspringer von einem digital verbauten Riesenhai aus der Luft geschnappt wird. Obwohl “Maneater” über weite Strecken eigentlich recht hübsch anzusehen ist – die tropisch-paradiesischen Kulissen im Nacken sind ein sehr dankbares Setting – sind genau das die Momente, die wiederholt deutlich machen, in was für einer Art von Film wir uns hier befinden. Von der standhaften Bikini-Schönheit über den naturkundigen Eigenbrötler bis zum unfähigen Polizeikommissar und den abnorm agierenden Meeresräuber bedient Justin Lee alle Klischees, die man sich nur vorstellen kann, samt logiklöchrigem Handlungsverlauf.

Während sich in den meisten B-Hai-Movies die zahmen Fressattacken größtenteils auf eine Schnitt-Gegenschnitt-Abfolge, also Hai-Mensch-Hai-Mensch, beschränken – oftmals echte Haiaufnahmen aus lizenzfreien Dokumentationen oder fürchterlich schlecht animierte CGI-Kreaturen – ehe sich das Meer rot färbt, kann sich “Maneater” zumindest bei den blutigen Schauwerten abheben. Der Bodycount ist angenehm hoch, die Kills zeigefreudig und auch in Sachen Gore und Blutzoll macht der Hochseethriller keine Gefangenen. Das macht “Maneater” deutlich kurzweiliger und unterhaltsamer als sonstige Totalausfälle aus den breitgefüllten digitalen Videothekenregalen mit Hai-Content – man denke nur an den grottigen “The Requin” – und auch deutlich spaßiger als den Hollywood-Edeltrash “Meg” und dessen Fortsetzung, aber bei weitem zu keinem auch nur annähernd soliden Film. An dieser Stelle stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Wann kommt eigentlich eine Verfilmung des gleichnamigen Open-World-Videospiels aus der Hai-Perspektive? Also, diesen “Maneater” würden wir gerne sehen – selbst auf die Gefahr hin, dass auch hier Albert Einstein mit seinem Zitat recht haben könnte.

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