| Titel | Das Leuchten der Rentiere |
| Genre | Krimi, Thriller |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 16 |
| Regie | Elle Márjá Eira |
Starttermin: 12.04.2024 | Netflix
Gerechtigkeit für rentiermord
Es gibt Kriminalgeschichten und es gibt Kriminalgeschichte wie die von Filmen wie “Der Gesang der Flusskrebse” oder “Wind River”. Während in den meisten Krimis ein Fall im Fokus steht, der größtenteils losgelöst von der geografischen Lage funktioniert und theoretisch überall und zu jeder Zeit verortet sein könnte, nehmen Ort und Zeit in den genannten Beispielen eine zentrale Rolle ein. Hier dienen Fauna und Flora nicht nur als Hintergrund, sondern sind integraler Bestandteil der Handlung und der Entwicklung der Figuren. Auch in “Das Leuchten der Rentiere” steht ein verübtes Unrecht und das damit verbundene Streben und Suchen nach Gerechtigkeit in ständiger Kausalität mit dem Ort, an dem sich das Verbrechen abgespielt hat, während die Natur sogar selbst zum wichtigsten Protagonisten wird – und dabei alles und jede*n um sich herum in den Schatten stellt.

Und darum geht es…
Als die neunjährige Elsa (Elin Kristina Oskal) mitansehen muss, wie ein Wilderer ein Rentierkalb vor ihren Augen ermordet, wird sie zum ersten Mal Zeuge davon, wie sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf ihr Volk auswirken. Elsa ist eine Sami und somit Teil des indigenen Volks der Samen, die bereits seit vielen Jahrhunderten von der Rentierzucht im Norden Skandinaviens leben – und die Welt um sie herum scheint sich rasend zu wandeln. Als erwachsene Frau hat sie mit denselben Problemen zu kämpfen wie schon in ihrer Kindheit, nur dass diese sich noch verstärkt haben. Beinahe täglich ist sie mit Rassismus, Raubbau an der Natur und dem schwindenden Verständnis für die Traditionen ihres Volkes konfrontiert – und der Mörder ihrer Rentiers noch ungestraft. Wenn Sie den Wandel schon nicht aufhalten kann, dann immerhin ihn…


Natur größer Mensch
Wie schon in der gleichnamigen Romanvorlage der schwedischen Autorin Ann-Helén Laestadius nimmt die Natur auch in der filmischen Adaption “Das Leuchten der Rentiere” eine essenzielle Schlüsselrolle ein und entpuppt sich bereits nach wenigen Minuten als eigentlicher Hauptdarsteller. Die unberührte Landschaft Lapplands, mit ihren schier endlosen, schneeweißen Weiten und den sich darin scharrenden Rentierherden sorgt für ein atemberaubendes Ambiente und dient nicht nur als physischer Schauplatz der Handlung, sondern auch als eine spirituelle und kulturelle Quelle der Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Die weniger ambitionierten Innenaufnahmen, die in ihrer Schlichtheit eine gewisse TV-Kriminalfilm-Ästhetik beinhalten, stehen dabei im deutlichen Kontrast zu den lebendigen Naturaufnahmen.

Während die breitgefächerte Themenpalette interessante Punkte wie die Beziehung der Samen zu ihrer Umgebung, die Bedeutung der Rentierzucht und die von den wirtschaftlichen Interessen und ökonomischen Entwicklungen bedrohte Lebensweise beinhaltet, bleiben die damit verwobenen menschlichen Geschichten eher oberflächlich. Somit sind es mehr die Verbrechen an der Natur, die “Das Leuchten der Rentiere” immer wieder für ein ungutes Gefühl in der Magengegend sorgen lassen und nicht die Schicksale der einzelnen Charaktere. In ihrer Eigenschaft als Kriminal– oder Rachegeschichte ist die Literaturverfilmung letztlich bestenfalls durchschnittlich geraten und hinterlässt, dank der atmosphärisch dichten Inszenierung und den beeindrucken Landschaftsaufnahmen dennoch einen nachhaltigen Eindruck!

Fazit
In “Das Leuchten der Rentiere” gerät die eigentliche Geschichte schnell in den Hintergrund in Anbetracht der malerischen Bilder!

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