| Titel | Birth/Rebirth |
| Genre | Drama, Horror |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 16 |
| Regie | Laura Moss |
Heimkinostart: unbekannt
„Birth/Rebirth“ gibt es aktuell ausschließlich als kostenpflichtiges VoD-Release auf diversen Streamingseiten zu sehen.
Auf den Spuren von Mary Shelley
Mit seiner übermenschlichen Statur, dem aus mehreren Kadavern zusammengenähten Körper und der entstellten Fratze, ist Frankensteins Schöpfung der Inbegriff einer Horrorgestalt. Auf den ersten Blick scheint klar, wer das Monster in Mary Shelleys Roman „Frankenstein“ darstellt. Schaut man jedoch genauer hin, offenbart sich ein weitaus komplexeres Bild. Die Besessenheit Dr. Victor Frankenstein für die Schöpfung neuen Lebens, die anschließende Ablehnung des Geschöpfs und die Vernachlässigung seiner moralischen Verantwortung sind der Quell allen Übels, während sich das vermeintliche Monster lediglich nach Akzeptanz und Liebe sehnt. Letztendlich sind es die kalte Gleichgültigkeit und die pure Sturheit Frankensteins, die ihn zum wahren Monster seiner eigenen Geschichte machen. Ein Motiv, das sich auch im Horrordrama “Birth/Rebirth” vorfindet…

Und darum geht es…
Pathologie Dr. Rose Casper (Marin Ireland) schert sich wenig darum, was andere von ihr denken, und auch sie selbst hat große Probleme damit, die Gefühle anderer zu verstehen. Alles, was sie interessiert, ist die Wissenschaft – und ihr bisher unerfüllter Kinderwunsch. Als eines Abends der Leichnam eines kleinen Mädchens auf ihrem Obduktionstisch landet und ihr Körper die idealen Voraussetzungen für ihr jüngstes Forschungsprojekt aufweist, lässt sie die Töte unauffällig verschwinden. In ihrer kleinen Stadtwohnung gelingt es Rose, das tote Mädchen zu reanimieren und dank einer speziellen Lösung am Leben zu erhalten. Nur eines hat die kaltblütige Forscherin in ihrer Gleichung nicht bedacht: Celi (Judy Reyes), die Mutter des Mädchens, steht, auf der verzweifelten Suche nach dem Leichnam ihres Kindes, plötzlich vor ihrer Tür. Die Frauen schließen einen Pakt, mit ungeahnten Folgen…


Mutterliebe, über den Tod hinaus
Wie bereits in Mary Shelleys Kultroman ist es auch in “Birth/Rebirth” nicht etwa die morbide Schöpfung selbst, von der der eigentliche Schrecken ausgeht, sondern die egomanen Beweggründe, derer die sich dafür verantwortlich zeigen. Blutige Fressszenen, triviale Monsteraction oder überraschende Schockeffekte sucht man in Laura Moss’ Horrordrama vergeblich. Stattdessen verlagert die junge US-Amerikanerin den Fokus noch einmal deutlich in Richtung des moralischen Dilemmas und der Antriebskraft für das unheilverheißende Klammern an das, was die beiden Frauen dazu bewegt, sich über sämtliche Moralvorstellungen hinwegzusetzen. Ob der unerfüllte Kinderwunsch Roses in Verbindung mit ihrer düsteren Vergangenheit oder der Verlust des eigenen Kindes Seiten Celis – die Intentionen für ihren ethischen Abstieg bleiben stets nachvollziehbar.

Im Grunde handelt es sich bei “Birth/Rebirth” in erster Linie um ein düsteres Drama, das zwar dem Horrorgenre zugewandt ist, doch selbst diese morbiden Exkursionen in psychologischer Form wieder in dramalastige Bahnen lenkt. Unnötige Erklärungen lässt Moss dabei offen. Die Wiederbelebung von Toten wird als wissenschaftlich möglicher Prozess und gegeben dargestellt, frei von übernatürlichen Komponenten. Das unterstreicht den geerdeten Duktus, dem ein möglicher Erklärungsversuch ohnehin im Weg gestanden hätte. Einzig bei der Charakterisierung der augenscheinlich autistischen (etwas das nie explizit bekannt wird) Rose bleiben hin und wieder Fragezeichen offen, während Celi als sich am Leben ihrer Tochter klammernde Mutter den emotionalen Kern bildet. Zwei komplexe Figuren, fähig verkörpert von Marin Ireland (“The Irishman”) und “Scrubs”-Darstellerin Judy Reyes.

Fazit
Ein düsteres Drama, getragen von einem fähigen Darsteller*innen-Gespann und einer dichten Atmosphäre der dunklen Vorahnung – so geht echter Horror!

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