| Titel | Damsel |
| Genre | Fantasy, Action |
| Jahr | 2024 |
| FSK | 12 |
| Regie | Carlos Fresnadillo |
Starttermin: 08.03.2024 (Netflix)
Selbst ist die (Jung)frau
Was auf den angestaubten Seiten altbekannter Märchenbücher und Sagen seinen Ursprung hatte, reicht in zahlreichen Romanen, Computerspielen und Filmen auch noch weit in die Gegenwart hinein: die Damsel in Distress. Die Jungfrau in Nöten, ein Relikt aus einer Zeit, in der Frauen ohnmächtig warteten, hilflos und bedauernswert, bis der strahlende Ritter auf dem weißen Ross sie erlöste und von feuerspuckenden Drachen, kaltblütigen Banditen und bösartigen Hexengestalten befreite. Dass es höchste Zeit ist, diese überholten Vorstellungen zu überdenken und Märchengeschichten neu zu interpretieren, um zeitgemäß vielfältige Rollenbilder zu fördern, ist zwischenzeitlich auch nach Hollywood durchgedrungen. Wenn jetzt noch die Umsetzung gelingen würde, könnte man diese Entwicklung als echten Gewinn verbuchen. Das Netflix Original “Damsel” jedenfalls erzielt diesbezüglich höchstens gemischte Erfolge

Und darum geht es…
Der Ort, an dem die junge Elodie (Millie Bobby Brown) mit ihrer Familie lebt, ist karg, öde und arm an Rohstoffen. Aus diesem Grund erklärt sie sich auch bereit, die Frau des ihr unbekannten Prinzen Henry (Nick Robinson) zu werden und ihrem Vater dadurch eine großzügige Entlohnung zu bescheren. Während der Empfang durch die Königin (Robin Wright) und ihrem Zukünftigen noch herzlich ausfällt und Elodie erstmals ein Gefühl dafür bekommt, das Richtige zu tun, folgt die Ernüchterung. Das Land, in dem sie fortan leben soll, ist verflucht und steht unter der schrecklichen Herrschaft eines alles verschlingenden Drachens, der alle Jahre wieder nach einem Opfer verlangt. Und sie selbst soll die nächste sein…


Ein weiteres Netflix Durchschnittswerk
Lange ist es nicht her, da kämpfte sich Joey King im Disney+ Original “The Princess” als schlagkräftige Jungfrau in Nöten selbst aus einer misslichen Lage und hinterließ, trotz emanzipierter Selbst ist die Frau-Attitüde, bestenfalls einen okayen Eindruck. Wenn es nun also Millie Bobby Brown für den nächsten großen Streaminganbieter ganz alleine mit einer hitzigen Drachendame aufnimmt und “Damsel” dabei eine weitere klassische Prinzessinnen-Notlage auf Links dreht, fällt das Ergebnis wenig überraschend ähnlich aus. In Anbetracht Browns jüngsten darstellerischen Verfehlungen (u. a. “Enola Holmes 2”), die stets mit einem gekünstelt-aufgesetzten Schauspiel einhergingen und an die Imitation der gesamten Emoticon-Palette erinnerten, kann sich das Fantasyabenteuer dann doch irgendwie sehen lassen. Mit dem “Stranger Things”-Star hat das jedoch nichts zu tun.

In der Rolle als meist mit Kriechen, Kreischen, Rennen und Brüllen beschäftigen Elodie darf Millie Bobby Brown erstmals eine auf ihr nicht-schauspiel zugeschnittene Figur verkörpern, bei der überdrehte Grimassen ebenso wenig negativ auffallen, wie die in nach reduzierten Nuancen verlangenen Filmen ansonsten störende Theatralik der Britin. Brown als Bereicherung für “Damsel” zu bezeichnen, ginge jedoch zu weit. Diesen Part übernimmt stattdessen, die detailverliebte Inszenierung der Fantasyiewelt, im speziellen die der abwechslungsreich gestalteten Höhensysteme und das durchweg hoch gehaltene Spannungs- und Unterhaltungsniveau. Dass “Damsel” nicht darum verlegen ist, jede Entwicklung zu kommentieren, um dem Publikum ja keine Möglichkeit zu geben, selbst nachzudenken, lässt sich verkraften. Wenn das actionreiche Abenteuer erstmal seinen Lauf nimmt und dabei für eine Jugendfreigabe angenehm düster und kompromisslos daherkommt, darf man sich als Fan rasanter Fantasyaction an einem schönen Creature Design, größtenteils ansprechendem CGI und gutem Pacing erfreuen. Aber bitte nicht zu viel darüber nachdenken…

Fazit
Seichte Fantasy-Unterhaltung auf Netflix!

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