| Titel | One for the Road |
| Genre | Drama, Komödie |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 12 |
| Regie | Markus Goller |
Heimkinostart: 04.04.2024
Alki Alman
Regisseur Markus Goller ist bekannt für seine deutschen Roadmovies, wie die Zweirad-Dramedies „Simpel“ und „25 km/h“, und obwohl der Titel „One for the Road“ ebenfalls ein Roadmovie vermuten lässt, geht es bei dieser Alk-Dramedy um die innere Reise der von Frederick Lau gespielten schnapsdrosseligen Hauptfigur, die ihren Führerschein bereits zu Beginn beim Umparken verliert. Das gesellschaftliche unterschätzte Suchtproblem wird in „One for the Road“ nicht als harte Säuferstudie mit moralischen Fingerzeig präsentiert, sondern mit Leichtigkeit und trockenem Humor behandelt.

Und darum geht es…
Der sympathische Bauleiter Mark (Frederick Lau) ist ein Alkoholiker, der beruflich und privat bestens funktioniert, aber wegen Trunkenheit am Steuer seinen Lappen abgeben muss. Mit seinem besten Kumpel Nadim (Burak Yigit) schließt Mark eine Wette ab: Keinen Alkohol, bis er seinen Führerschein wiederbekommt. Falls Mark wieder zur Flasche greift, muss er Nadims Waldhütte allein renovieren; falls Mark jedoch gewinnt, muss Nadim nackt bahnfahren. Die trinkfeste Lehrerin und MPU-Kursteilnehmerin Helena (Nora Tschirner) prophezeit Marks Rückfälligkeit. Nach wenigen Tagen, hat Mark zunehmend Schwierigkeiten sich mit der alkoholfreien, tristen Welt abzufinden.


Wenn die Alkoholsucht erfolgreich besiegt wird, trinken wir einen zur Feier!
„Ein Bier kann doch nicht schaden“ – Das ist der Standardsatz von selbstunterschätzten Feierabendtrinkern zu denen auch Mark gehört. Regisseur Goller und seinem Stammautor Oliver Ziegenbalk gelingt es den Vieltrinker Mark als Sympathieträger in „One for the Road“ zu etablieren, der sowohl die Filmfiguren als auch Zuschauer mit seiner locker liebenswerten Aura zu begeistert weiß. Mark ist kein aggressiver oder aufdringlicher Trinker, sondern eher einer von der charismatischen Sorte, dem man gerne eine Runde ausgibt. Man erkennt auf Anhieb, warum Mark sein Problem nicht erkennt. Die verbrannte Pizza im Backofen oder das Anditschen eines parkenden Fahrzeugs kann man als normalmenschliche Missgeschicke abtun. Gerade wegen Marks liebenswürdigen Charakters, wünscht man ihm nichts weiter, als ein erfolgreiches Gelingen bei der Befreiung von seinem Laster. Die MPU-Kursteilnehmer hingegen wirken wie Säufer-Stereotype, die jedoch ihre emotionalen, zwischenmenschlichen Momente spendiert bekommen.

Nora Tschirner, nervtötend wie eh und je, ist mit ihrer selbst im Rausch mangelhaften Schauspielleistung ein unpassend besetzter Gegenpol zu Frederick Lau. Beim ergreifenden Suchtbekenntnis darf Tschirner ausnahmsweise glänzen, was aber nicht über ihren Auftritt im gesamten Film hinwegtäuscht. Ein Pluspunkt ist, dass sich zwischen Mark und Helena keine genretypische Romanze entwickelt, sondern ein Entwöhnungsfortschritt. Der Humor ist eher subtil und ruft keine lauten Lacher hervor, wird aber durchgehend beibehalten. Die Ernsthaftigkeit wirkt dagegen gestellt und deplatziert. Mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden ist „One for the Road“ deutlich zu lang und der stetige Wechsel zwischen Humor und Tragik gelingt nicht fließend, oder gar nachvollziehbar. Der Film torkelt durch Marks Leben ohne klaren Verlauf. Mal geht es aufwärts, dann gibt es wieder Verluste. Eine bessere Dramaturgie mit klarer Struktur wäre wünschenswert gewesen.

Fazit
Die etwas zu lang geratene Dramedy „One For The Road“ wartet zwar mit einer problembehafteten aber sympathischen Hauptfigur auf, schafft es aber nicht die Balance zwischen Humor und Tragik zu halten. Für ein deutsches Werk annehmbar, aber eben auch kein Spitzenwerk.


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