Off the Grid

TitelOff the Grid
Genre Thriller, Action
Jahr2022
FSK16
RegieJoe Dietsch, Louie Gibson

Heimkinostart: 23.02.24024

Aussteiger Abgründe

Wer träumt nicht davon, den Belastungen der modernen Zivilisation zu entfliehen und in der abgelegenen Natur zur inneren Ruhe zu finden? Doch was, wenn selbst in der Abgeschiedenheit Gefahren laueren? Klingt nach vielversprechendem Horror á la „Wrong Turn“? Macht euch bei dem slowburning Coming-of-Age-MysteryThrillerDrama „Off The Grid – Wie weit würdest Du gehen?“ bzw. im Original viel besser betitelten „Manifest West“ von Joe Dietsch und Louie Gibson, keine allzugroßen Hoffnungen auf Nervenkitzel, denn was hier aus der Sicht einer Zehnjährigen erzählt wird, sind die psychischen Probleme ihrer Aussteigereltern. Trotz gesellschaftspolitischer Untertöne ist dieser uneinheitliche Low-Budget-Film nicht so spannend oder provokativ, wie das Cover vermuten lässt.

Off the Grid ©Neue Pierrot le Fou

Und darum geht es…

Die Eltern (Milo Gibson & Annet Mahendru) der 10-jährigen Riley Hayes (Lexy Kolker) planen ein autarkes Leben außerhalb des Netzes („Off the Grid“) in der nordamerikanischen Wildnis. Dem Wunsch, dem Großstadtdruck zu entkommen, werden sie kaum gerecht, als sie auf andere in der Wildnis ansässige Familien treffen. Auch hier heißt es anpassen oder ausgestoßen werden. Aber auch die dunklen Abgründe, die Familie Hayes glaubte hinter sich gelassen zu haben, tun sich im Neubeginn auf und den Eltern droht Kontrollverlust.

Off the Grid ©Lighthouse Home Entertainment

Gibs ihnen, Gibson!

In einer Zeit, in der das Vertrauen in Instanzen schwindet, wirkt „Off the Grid“ aktuell und fängt die Zweifel und die Instabilität ein, die mit dem Versuch eines Lebens außerhalb des Netzes einhergehen. Storymäßig wird uns eine eng verbundene und fürsorgliche Familie Hayes präsentiert. Der Vater scheint der Illusion zu folgen, dass sich seine finanziellen Nöte und die mentalen Probleme seiner stimmungsschwankenden und zu Gewaltausbrüchen neigenden Frau in Luft auflösen werden, wenn sie mit den zwei kleinen Töchtern in die Abgeschiedenheit umziehen, obwohl er sich der persönlichen Schwierigkeiten bewusst ist und eine Eskalation daher als unvermeidlich scheint. Der Film bietet kraftvolle Auftritte von Mel Gibsons Sohn Milo, in dem sich die emotionale Intensität seines Vaters zeigt, vor allem am Ende darf er auf Hochtouren fahren und Kugeln und Tränen vergießen. Bleibt zu hoffen, dass Milo in Zukunft qualitativ ähnliche Badass-Rollen wie sein Erzeuger angeboten bekommt. Annet Mahendru gibt eine vielschichtige Darstellung einer liebevollen Mutter, die darum bemüht ist, bei klarem Verstand zu bleiben. Auch die beiden Kinderdarsteller leisten für ihr Alter hervorragende Arbeit. Die Kamera fängt die ländliche Bergkulisse zwar atmosphärisch ein und zeigt die vielen Möglichkeiten für Funktionsstörungen und Gefahren auf, die dort lauern, doch die gesamte Bildgestaltung wirkt zu abgedunkelt, obwohl es die meiste Zeit eher weniger düster zugeht und auch ein Gefühl von Spannung oder gar Gefahr kommt keinesfalls auf. Dessen wird man sich bewusst, als das Jugendamt vor der Tür steht.

Off the Grid ©Lighthouse Home Entertainment

Was sich in „Off the Grid“ völlig entwirrt, ist der Bezug auf die Handlung. Was möchte man hier erreichen? Worauf läuft der Film hinaus? Es mag für die Familie im Film wie ein riesiger Sprung klingen, aber die riesigen Sprünge in der Handlung, die unternommen wurden, um diesen Film ins Ziel zu bringen, sind einfach unentbehrlich und ziemlich amateurhaft. Wer also ein Leben außerhalb des Stromnetzes beginnen möchte, der sollte von „Off the Grid“ lernen, wie man es nicht macht, denn es ist harter Prozess, das Leben aus Primärquellen aufrechtzuerhalten. Bei einer Länge von 87 Minuten kann man als Interessent von langsamen Sozialdramen psychologischer Natur einen Blick riskieren, verpasst aber nicht, wenn man sich „Off the Grid“ entgehen lässt. Als Filmversteher sollte man sich von der Produktion, genauso wie Familie Hayes, weit entfernen. Zu empfehlen ist „Off the Grid“ vielleicht ein wenig für Milo Gibson, die Kinderdarbietungen.

Off the Grid ©Lighthouse Home Entertainment

Fazit

Langsames und unentschlossenes Low-Budget-Werk, das bei geringer Laufzeit Langeweile aufkommen lässt und einzig wert angesehen zu werden wegen Mel Gibsons Sohn und den Leistungen der Kinderdarsteller ist.

Bewertung: 2.5 von 5.

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