Mercy – Kritik

TitelMercy
Genre Thriller, Action
Jahr2023
FSK16
RegieTony Dean Smith

Starttermin: 10.02.2024 / WOW

Excuse me? Wir haben 2024!

Die 90er Jahre, eine testosterongeladene Ära, in der Männer noch Männer sein konnten – und Explosionen im Hintergrund nicht einmal ein Schulterzucken wert waren. Während die männlichen Protagonisten, muskelbepackt und gefühlskalt, die Welt vor dem Bösen befreiten, präsentierte sich die hilfsbedürftige Damengemeinschaft als menschgewordenes Sexualkunde-Anschauungsobjekt im knappen und/oder hautengen Outfit – oder einfach direkt so wie Gott, oder der Schönheitschirurg des Vertrauens, sie schuf. Heute, in einer aufgeklärten Zeit, in der ein Film wie “Barbie” Kritiker*innen, Fans und Kinobesucher*innen gleichermaßen fasziniert, und die patriarchalen Strukturen mehr und mehr in sich zusammenfallen, ist das natürlich anders – sollte man zumindest meinen. Wenn es nach “Mercy” geht, ist die Zeit in den 90ern jedenfalls stehen geblieben….

Mercy ©Paramount Pictures

Und darum geht es…

Nachdem ihr Ehemann bei seinem Afghanistan-Einsatz in ihren Armen verstorben war, hat die ehemalige Militärärztin mit Kampfausbildung Michelle (Leah Gibson) ihre Karriere bei der Armee an den Nagel gehängt und arbeitet seitdem in einem städtischen Krankenhaus. Als kurz vor Schichtende ein neuer Patient eingeliefert wird, der als Kronzeuge auf dem Weg zu seiner Aussage von einer Gruppe Krimineller (u. a. Jon Voight, Jonathan Rhys-Meyers) lebensbedrohlich verletzt wurde, muss sie ein letztes Mal auf ihre Fähigkeiten als Elite-Soldatin zurückgreifen. Die bis unter die Zähne bewaffneten Angreifer haben sich Zutritt zum Krankenhaus verschafft, um ihre Mission zu Ende zu bringen – und einzig Michelle vermag es jetzt noch, sie aufzuhalten.

Mercy ©Paramount Pictures

Eine starke weibliche Heldin – nicht!

Auch wenn 90er-Jahre-Legende und Action-Veteran Bruce Willis längst im wohlverdienten Ruhestand sein mag, den bösen Jungs und Mädels dieser Welt muss auch heute noch das Handwerk gelegt werden. Ob kriechend durch die Lüftungsschächte eines Großstadtwolkenkratzers, auf den Gängen eines Flughafengeländes oder an Bord eines Kriegsschiffs (ach nein, das war ja Steven Seagal), wo ein fieser Verbrecher ist, da ist ein John McClane nicht weit. So auch im exklusiv auf Wow (oder Sky Ticket) erschienenen 90er-Jahre-Gedächtnis-Actionthriller “Merci”. Aus einem John wird eine Jane, aus der Isolation in einem Hochhausgebilde, die in einem Krankenhaus und der Rest, der bleibt eins zu eins “Stirb Langsam” – bis hin zu einem vollkommen deplatziertem “Yippie Ya Yeah, Schweinebacke!”-Zitat.

Mercy ©Paramount Pictures

Wenn Michelle schließlich im weißen Unterhemd – ja, selbst die Garderobe entstammt dem Vorbild – zu pathetischer Musik, wehender US-Flagge und heroischem Voice Over über ihre glorreichen Militärverdienste, zur Tat schreitet, dann selbstverständlich mit hochgepushtem Dekolleté und in der Konfektionsgröße ultra mega super eng. “Mercy” hat tatsächlich eine starke weibliche Figur zu bieten, rein körperlich, versteht sich, und aus einem “Lara Croft / Angelina Jolie”-Blickwinkel betrachtet. In diesem Zusammenhang darf selbstverständlich auch eine Duschszene nicht fehlen. Die dient natürlich lediglich dazu, die Narben des Kriegs zu zeigen, im Rahmen der Charakterisierung Michelles und nicht etwas, um etwas Haut in Form einer Sidechest– und Underboob-Aufnahme zu präsentieren. Wem das nicht K.-o.-Kriterium genug ist, der darf sich gerne auf patriotischen Kitsch, plumpe Dialoge, Logiklöcher noch und nöcher und schlecht inszenierter Action einlassen.

Mercy ©Paramount Pictures

Fazit

Der 90er-Jahre-Gedächtnis-Actionthriller dürfte selbst Hardcorefans der testosterongeladenen Ära des Machotums die Tränen in die Augen treiben!

Bewertung: 1 von 5.

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