DER WATCHDOG

Titel	When Evil Lurks
Genre	Horror
Jahr	2023
FSK	ungeprüft
Regie	Demián Rugna

Der effektivste Horrorfilm des Jahres!

Verwende kein elektrisches Licht. Meide die Nähe zu Tieren. Verletze sie nicht. Nenne sie niemals beim Namen. Nehme nichts an dich, was ihnen gehört. Töte Sie niemals mit Schusswaffen. Und die wichtigste Regel von allen: Hab keine Angst zu sterben. Wer sich an dieses komplexe, aber simple Regelwerk hält, hat eine reale Chance, möglichst unbeschadet aus der Begegnung mit einem Dämon herauszugehen. So besagt es zumindest die Legende im vermutlich effektivsten Horrorfilm, den wir dieses Jahr zu sehen bekommen werden. Nachdem uns der argentinische Regisseur Demián Rugna mit “Terrified” im vergangenen Jahr einen der gruseligen Filme der letzten zehn Jahre bescherte, macht er in “When Evil Lurks” genau da weiter wo er zuletzt aufgehört hat – ein Must See für alle Genrefans!

Und darum geht es…

Dass die Brüder Pedro (Ezequiel Rodriguez) und Jimmy (Demián Salomón) im Wald eine übel zugerichtete Männerleiche entdecken, ist längst nicht das erschreckendste, was der Tag für die Beiden noch bereithält. In der nahegelegenen Farm verrottet zur selben Zeit ein Landwirt bei lebendigem Leib und droht die gesamte kleine Gemeinde mit sich in den Abgrund zu reißen. Alle Zeichen stehen auf einen Dämon, der vom Körper des Mannes Besitz ergriffen hat. Unter Berücksichtigung der wichtigsten Regeln im Umgang mit eben jenen Höllengestalten versuchen Pedro und sein Bruder, den Besessenen schnellstmöglich aus dem Dorf zu schaffen, um das bevorstehende Unheil noch rechtzeitig abzuwenden. Doch der aufgedunsene Körper ist plötzlich unauffindbar – und der todbringende Wahnsinn nimmt seinen erschreckenden Lauf!

Horror in Perfektion

So eindringlich der Horror in seinem Vorgängerfilm “Terrified” auch ausfiel, hatte der furchteinflößende Gänsehautgarant des neuen Sterns am Genre-Himmel, Demián Rugna, abseits der viszeralen Gruselpassagen mit einigen Problemen zu kämpfen, die jetzt, in “When Evil Lurks”, glücklicherweise der Vergangenheit angehören. Die unfreiwillig episodenhafte, stellenweise arg diffuse Story, taucht der Argentinier in seinem neuen Roadtrip des Grauens zugunsten eines linear verlaufenden, übersichtlichen Plots, der trotz der Geradlinigkeit stets unvorhersehbar gestaltet und mit zahlreichen Überraschungen garniert ist. Was die argentinische Horror-Hoffnung dabei in Sachen Gänsehautgrusel an Federn lässt, wird mit dem die Grenzen des Erträglichen ausreizenden Zusammenspiel aus Terror und Unbehagen um das doppelte wieder aufgewogen. Das Ergebnis ist eine fiese, brutale und bitterböser Tour de Force, die mit diabolischer Freude das Nervenkostüm des Publikums in Angriff nimmt.

Was Rugna vom Großteil seiner Regiekolleg*innen abhebt, ist sein bis zur Perfektion ausgefeiltes Gespür dafür, Horror in Szene zu setzen. Jede Einstellung, jede Perspektive und jede Millisekunde einer jeden Szene scheint bis aufs kleinste Detail aufeinander abgestimmt zu sein, um das Maximum an Schrecken aus ihr zu ziehen. “When Evil Lurks” haut dem Publikum die wohldosierten Jumpscare nicht einfach um die Ohren, sondern baut sie mit bedacht auf, den bevorstehenden Knall ankündigen und dennoch die doppelte, dreifache, ach was sogar vielfache Wirkung erziehend. Eine ähnlich gut aufeinander abgestimmte Fusion aus ultrabrutalen, praktischen Effekte, nagender Suspense und dreckiger Atmosphäre hat man lange nicht mehr im Genrekino gesehen. “When Evil Lurks” zeigt dabei, was andere Horrorfilme sich nicht trauen, ohne jedoch in selbstzweckhaften Splatterorgien zu versumpfen. Schade nur, dass der Schocker seine besten Szenen schon etwas zu früh verfeuert, was das immer noch starke Finale fast schon bedächtig zurückhaltend erscheinen lässt.

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