| Titel | Red Rooms |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2023 |
| FSK | ungeprüft |
| Regie | Pascal Plante |
Fantasy Filmfest White Nights 2024

True Crime-Thriller im digitalen Zeitalter
Ob Charles Manson, Jeffrey Dahmer oder in gewisser Weise auch die vor Kurzem freigelassene Gypsy Rose Blanchard, die für den Mord an ihrer Mutter verantwortlich ist und innerhalb kurzer Zeit zum Internetphänomen wurde – die Faszination für True Crime bleibt ungebrochen. Passend dazu widmet sich der kanadische Festivalhit „Red Rooms“ der Obsession für wahre Verbrechen und präsentiert diese in Form eines Gerichtssaalthrillers, der die Geschichte eines bestialischen Serienkillers erzählt und beweist, dass selbst mit einfachen Mitteln ein packender Film entstehen kann.

Und darum geht es…
Das aufstrebende Model Kelly-Anne (Juliette Gariépy) verfolgt mit intensivem Interesse den Prozess gegen den vermeintlichen Serienkiller Ludovic Chevalier (Maxwell McCabe-Lokos), dem vorgeworfen wird, für den Tod von drei jungen Mädchen verantwortlich zu sein. Jede Nacht schläft sie vor dem Gerichtsgebäude, um keine der Verhandlungen zu verpassen. Dabei lernt sie Clementine (Laurie Babin) kennen, die fest von Ludovics Unschuld überzeugt ist, und freundet sich mit ihr an. Doch je weiter der Prozess fortschreitet, desto mehr lässt sich Kelly-Anne in die Angelegenheit hineinziehen. Dies beeinflusst nicht nur ihr Privatleben, sondern lässt auch die Grenzen zwischen richtig und falsch zunehmend verschwimmen.

Tauche ein in die düstere Faszination von True Crime
Regisseur Pascal Plante ist mit „Red Rooms“ ein faszinierender Film gelungen, der seine Botschaft geschickt unterstreicht. Der Zuschauer wird direkt in den Gerichtsprozess geworfen und erfährt detailliert von den grausamen Einzelheiten der Taten, obwohl der Film selbst nicht allzu viel zeigt. Die Reaktionen der Charaktere, qualvolle Schreie und sporadische, kurze Einblicke in die Mordvideos genügen, um ein unangenehmes Bild im Kopf des Zuschauers zu formen und eine düstere Atmosphäre zu erzeugen. Gleichzeitig entsteht das Verlangen, mehr zu sehen. Auf diese Weise wird der Zuschauer praktisch selbst zum Teil der Geschichte und erfährt die Faszination für wahre Verbrechen hautnah.

Juliette Gariépy liefert als Kelly-Anne eine meisterhafte Leistung ab. Ihr Charakter und ihre Motivationen bleiben während des gesamten Films mysteriös, wodurch der Zuschauer nie genau vorhersehen kann, wohin die Handlung als nächstes führt. Ihre Darstellung vermittelt geschickt ein Gefühl von Einsamkeit und Kälte, mit nur wenigen Nuancen von Menschlichkeit. Nur eines ist deutlich: ihre Obsession mit True Crime. Warum? Das will der Film bewusst nicht so genau beantworten, hüllt sich stattdessen in Ambiguität und lässt dem Zuschauer damit bis zur letzten Minute viel Interpretationsspielraum.

Doch nicht nur der Charakter Kelly-Anne steht im Fokus, der Film scheut auch nicht davor zurück, die Medien zu kritisieren, die dazu neigen, aus Menschen Prominente zu kreieren – ein Aspekt, der sich im Charakter von Clementine manifestiert. Während die Beweggründe von Kelly-Anne lange Zeit undurchsichtig bleiben, verkörpert Clementine auf konventionellere Weise Menschen, die sich zu Serienkillern hingezogen fühlen. Die durchgehende bedrückende Stimmung des Films wird durch einen beeindruckenden Score effektiv unterstützt, während die emotionale Innenwelt des Hauptcharakters visuell durch eine gewisse Kühle dargestellt wird. In einigen wenigen Momenten taucht „Red Rooms“ ins Surreale ab und bewegt sich dabei gekonnt auf den Spuren von David Lynch.

Fazit
„Red Rooms“ von Pascal Plante fesselt durch sparsame Enthüllung grausamer Details, die zusammen mit einem beeindruckenden Score eine düstere Atmosphäre schaffen. Juliette Gariépys meisterhafte Darstellung als Kelly-Anne bleibt mysteriös und unterstreicht eine faszinierende Obsession mit True Crime, während der Film geschickt Ambiguität bewahrt.

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