Saltburn: Kritik zum Amazon Film – Ein spätes Highlight auf Prime Video

TitelSaltburn
Genre Thriller, Drama
Jahr2023
FSK16
RegieEmerald Fennell

Starttermin: 22.12.2023 (Prime Video)

Für die einen kalkulierter Schock, für die anderen Kunst

Ab heute, dem 22. Dezember 2023, gibt es mit der grotesken Gesellschaftssatire “Saltburn” den wohl meistdiskutierten Film des Jahres auch endlich in Deutschland zu sehen – gerade noch rechtzeitig, um sich einen potenziellen Platz in den Rankings der besten Filme des Jahres zu qualifizieren. Aber kann das Amazon Original auch der immensen Erwartungshaltung gerecht werden, oder entpuppt es sich doch als der von vielen als plumpe Provokation betitelte Rohrkrepierer? Dass der Ausnahmefilm mit seinem die Grenzen des guten Geschmacks ausreizenden Umgang mit diversen Körperflüssigkeiten auch hierzulande für allerlei Gesprächsstoff sorgen dürfte, ist hingegen gewiss.

Saltburn ©Amazon Content Services LLC

Und darum geht es…

Oliver Quick (Barry Keoghan) fühlt sich wie ein Fremdkörper an der Oxford-Universität. Als Kind aus einfachem Elternhaus unter den reichsten der Reichen des Landes fristet er ein einsames Dasein als Außenseiter, bis er durch einen glücklichen Zufall auf den wohlhabenden wie beliebten Felix (Jacob Elordi) trifft, der ihn mit in die elitären Kreise nimmt. Als Olivers Vater überraschend an einer Überdosis stirbt, bietet Felix seinem neuen besten Freund an, die Sommerferien bei ihm und seiner Familie auf ihrem luxuriösen Anwesen Saltburn zu verbringen. Oliver willigt ein, nichtsahnend, dass am Ende des Sommers der Tod auf sie lauern wird.

Saltburn ©Amazon Content Services LLC

Eat the Rich – mit Körperflüssigkeiten als Beilage!

Die Frage, ob es sich bei Emerald Fennells zweiter Regiearbeit nach ihrem Überraschungserfolg, dem überaus gelungenen Me too-Genre-Hybriden “Promising Young Woman”, nun um bloße Provokation oder doch echte Kunst handelt, ist eine, die dem erneut diverse Genres umfassenden Zweitwerk in keinster Weise gerecht wird. “Saltburn” ist weder das eine noch das andere und versteht sich in erster Linie als eine mit diebischer Freude vorgetragene, über weite Strecken höchst unterhaltsame Gesellschaftssatire – und rein visuell einer der schönsten Filme des gesamten Jahres. Zwei Stunden Exzentrik, Dekadenz und Arglist im 4:3-Format, von denen bedauerlicherweise gerade die entscheidende letzte halbe ein deutliches Gefälle zu den vorangegangenen eineinhalb aufweist. Der dann deutlich düstere Tonfall ist dabei weniger das Problem, sondern vielmehr Fennels Drang die Geschehnisse kurz vor Schluss noch einmal bis ins kleinste Detail zu erklären.

Saltburn ©Amazon Content Services LLC

Während “Saltburn” also auf den letzten Metern die Luft ausgeht, was sich auch am deutlichen Abfall der Spannungskurve widerspiegelt, und nach einigen unerwarteten Entwicklungen, doch noch vorhersehbar endet, wissen die vorangegangenen Minuten durchaus zu gefallen. Barry Keoghan als undurchschaubarer Sonderling Oliver – eine unergründliche Figur, die selten zu greifen ist – bildet das Zentrum eines starken Casts, aus dem neben dem begnadeten Iren vor allem die enthusiastisch aufspielende Rosamund Pike heraussticht. Mit den herrlich schrägen Dialogzeilen, die Fennell der britischen Darstellerin auf die Lippen legt, wird ihre superreiche, realitätsfremde Mutterroller zu einer Art karikaturesken Galionsfigur der Aristokratie. Subtil ist “Saltburn” dabei zu keinem Zeitpunkt und entpuppt sich vielmehr als filmgewordenes Hau den Lukas, wenn Emerald Fennell diabolisch grinsend den Holzkammer schwingen lässt. Wer sich diesen Spaß vom Konsum verschiedenster Körpersäfte madig machen lässt, ist vielleicht einfach zu verklemmt.

Saltburn ©Amazon Content Services LLC

Fazit

Düster, komisch, grotesk! „Saltburn“ ist ein Film, dem man sich nicht entziehen kann!

Bewertung: 4 von 5.

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