Baby to Go – Kritik

TitelBaby to Go
Genre Sci-Fi, Drama
Jahr2023
FSK12
RegieSophie Barthes

Kinostart: 11.01.2024

Schwangerschaftsglück à la “Black Mirror”

Morgendliche Übelkeit und Erbrechen, Wassereinlagerungen in den Beinen, ein Cocktail aus Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder Sodbrennen und dann noch die ungewollte Gewichtszunahme, die, so leicht sie gekommen, umso schwerer wieder loszuwerden ist. Bei all den magischen Momenten und den damit einhergehenden Glücksgefühlen ist eine Schwangerschaft eine physisch wie auch psychische Herausforderung. Wer dabei das eine oder andere Mal an seine körperlichen und geistigen Grenzen gerät und innerlich am liebsten das Handtuch werfen würde, ist noch lange Rabenmutter. Wieso also nicht all den Ballast ablegen und das Gebären einem digitalen Helferlein überlassen? In der Sci-Fi-Satire “Baby to Go” ist das, was sich nach Zukunftsmusik anhört, längst Realität!

Baby to Go ©Splendid Film

Und darum geht es…

Rachel (Emilia Clarke) fühlt sich sichtlich wohl bei der Arbeit und bekommt für ihre einwandfreie Leistung viel Anerkennung und Respekt seitens ihres Arbeitgebers. Dieser macht ihr neben der Ankündigung einer Beförderung ein weiteres, großzügiges Angebot: Um ihren Kinderwunsch zu verwirklichen und weiter am Berufsleben teilhaben zu können, soll ihr eine per künstlicher Gebärmutter ausgetragene Schwangerschaft finanziell bezuschusst werden. Dabei wird das Kind in einem hochmodernen Podsystem ausgetragen, während die Mutter, frei von körperlichen Beschwerden, weiter ihrem geordneten Leben nachgehen kann. Auch wenn Rachels Ehemann Alvy (Chiwetel Ejiofor), ein naturverbundener Botaniker, der sich krampfhaft an die letzten verbleibenden Einflüssen der Natur klammert, zuerst alles andere als begeistert von dieser Methodik ist, lassen sie sich auf das Experiment ein – und müssen schnell feststellen, dass die moderne Art Kinder zu bekommen, doch auch seine Schattenseiten mit sich bringt…

Baby to Go ©Splendid Film

Warme Erde und digitale Kälte

Während sich der sichtlich genervte Alvy schutzsuchend von der diverse Parameter zitierenden Künstlichen Intelligenz in seinem kleinen botanischen Garten zurückzieht, ist Rachel längst angekommen in der durchdigitalisierten Dystopie, die “Baby to Go” zeichnet. In dieser fiktiven Welt herrscht der Fortschritt über die Natur – Alvy hingegen scheint der letzte Mensch zu sein, der diese noch aktiv erlebt. Die Zufriedenheit in seinem Gesicht, wenn er die Hände tief in die warme Erde einer Topfpflanze drückt, spricht Bände. Wer in der Zukunftsvision von “Baby to Go” die Natur erleben will, atmet “frische” Waldluft aus öffentlichen Sauerstoffstationen, anstatt den Forst zu betreten. Eine Feige vom Baum essen? Kaum vorstellbar für die Menschheit, schließlich kommt das Essen zwischenzeitlich standardmäßig aus 3D-Druckern. Rachel ist ein Teil dieser Entwicklung – Alvy nicht. Den Kinderwunsch jedoch, teilen sie.

Baby to Go ©Splendid Film

Als satirisches Zukunftsdrama ist “Baby to Go” wenig subtil und akribisch genau. Das erklärt auch, wieso die tonal heiter vorgetragene Digitalisierungskritik – quasi die Gute-Laune-Version einer “Black Mirror”-Episode – erzählerisch lange Zeit nicht vom Fleck kommt. Sophie Barthes ist vielmehr damit beschäftigt, die Welt in der sich Rachel und Alvy befinden – und deren Rollen in selbiger – aufzubauen, auszuschmücken und totzuanalysieren. Dabei kommt einerseits der Spaß und der Unterhaltungswert zu kurz, vor allem aber die Dramaturgie. Die Idee eines von künstlicher Intelligenz ausgetragenen Kindes – was aufgrund der Eierform und der Nährstoffzufuhr per App etwas von einem Tamagotchi hat – wäre im Rahmen eines Kurzfilms deutlich besser aufgehoben gewesen. So verkommt “Baby to Go” zu einer sehr behäbigen und schwerfälligen Satire, die trotz der starken Darsteller*innen – Emilia Clarke und Chiwetel Ejiofor spielen großartig – nie so wirklich in die Gänge kommen will.

Baby to Go ©Splendid Film

Fazit

Tolle Darsteller*innen in einer durchschnittlichen Sci-Fi-Satire!

Bewertung: 2.5 von 5.

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