| Titel | Spiral – Im Strom der Lügen |
| Genre | Drama, Krimi |
| Jahr | 2022 |
| FSK | 12 |
| Regie | Anne Le Ny |
Heimkinostart: 07.12.2023
Lügenspirale trotz Unschuld
„Spiral – Im Strom der Lügen“ wird fälschlicherweise als Thriller suggeriert, ist aber keiner. Es ist vielmehr ein moralisches Familiendrama, bei dem die manipulative Vater-Tochter-Beziehung ins Geschehen gerückt wird, inszeniert von Schauspielerin und Regisseurin Anne Le Ny, die hier als Ermittlerin auftritt.

Und darum geht es…
Als Alexandre (José Garcia) herausfindet, dass seine Ehefrau Juliette (Ophélia Kolb) ihn betrügt, kommt es zum Streit, bei dem Juliette in der stürmischen Nacht aus dem Haus flieht, zu Tode stürzt, und vom Regenfall weggespült wird. Aus Furcht vor einer Mordanklage und Rufgefährdung, überredet Alexandre seine 18-jährige Tochter aus erster Ehe, Lison (Capucine Valmary), für ein Alibi und verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche und Lügen, weshalb sein Schwiegervater Patrick (André Dussollier) ihn verdächtigt.


Humanistische Moralgeschichte vor majestätischer Bergkulisse
Wenn man nicht mit falschen Thriller-Erwartungen an „Spiral – Im Strom der Lügen“ herangeht, erhält man ein atmosphärisches Durchschnittsdrama, bei dem man an den Lügenverstrickungen von Alexandre passiv teilnimmt und ihn gespannt beim psychologisch tiefen Zusammenspiel mit den Darstellern André Dussollier und Capucine Valmary verfolgt. Bei Alexandre ist von vornherein klar, dass er eigentlich unschuldig ist, doch seine Unbekümmertheit bezüglich des Unfallstodes seiner untreuen Frau und seine Verschleierungsbereitschaft zur Gesichtswahrung in Miteinbeziehung seiner Tochter erschweren ihm jedoch jegliche Sympathiepunkte. Capucine Valmary überzeugt mit ihrer Leistung als unsichere, moralisch zwiegespaltene Tochter. Es bedarf der Ankunft von Patrick, dem es mit stiller Kraft, aber nicht ohne Bosheit gelingt, Lison den Mut zum Verrat einzuflößen. Ein von Trauer geplagter Großvater, der Klarheit bewahrt und eine seltene und teilnahmslose Fähigkeit an den Tag legt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, jedoch ohne Racheabsichten. Eine Rolle, die André Dussolliers Talent gerecht wird.

Die Handlung von „Spiral – Im Strom der Lügen“ ist eher dürftig und erzeugt keine wirkliche Spannung. Die Kinematographie hingegen, die sich die Berglandschaften zunutze macht, ist großartig. Vor der Kulisse der majestätischen und verstörenden Gebirgskulisse, eingefangen in ihrer herbstlichen und winterlichen Pracht und bei sehr wechselnden schlechten Lichtverhältnissen, zeigt „Spiral – Im Strom der Lügen“ Charaktere, die in große moralische Fragen der Loyalität und komplexen Beziehungen zur Wahrheit verwickelt sind. Es ist vielmehr eine humanistische Moralgeschichte, die manchmal durch eine gewisse Nachlässigkeit und einen Mangel an Rhythmus und mit unzureichend definierten Charakterkonturen bereichert wird, die aber letztendlich die Möglichkeit eines belastbaren Zusammenseins bekräftigt, jenseits der schwierigsten Prüfungen. Die Moral von der Geschicht: Die Wahrheit siegt am Ende!

Fazit
Ein atmosphärisches Familiendrama, um Wahrheit und Loyalität, vor großartiger Kulisse, aber mit Pacing-Mängel und unzureichend gezeichneten Figuren.


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