| Titel | The Killer |
| Genre | Thriller |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 16 |
| Regie | David Fincher |
Starttermin: 10.11.2023 [Netflix]
John Wick trägt jetzt Bucket Hat
Ein schlichter, perfekt auf den durchtrainierten Körper zugeschnittener Anzug, präzise, elegante Bewegungen und lakonische, von pointierten One-Linern gesäumte Dialoge – der Prototyp Auftragskiller hat Stil und ist alles in allem nicht weniger als eine verdammt coole Erscheinung! Vielleicht aber auch etwas zu cool und abgebrüht, wenn es nach David Fincher geht, der sich für sein Netflix Original “Der Killer” die Entmystifizierung des Killer-Mythos auf die Fahne geschrieben hat. Sein namenloser Auftragsmörder trägt Anglerhut und fristet ein monotones Dasein zwischen Heizstrahler und McDonalds-Tüten!

Und darum geht es…
Als Auftragsmörder benötigt man neben einem kaltblütigen Killerinstinkt vor allem eines: Geduld. In Paris angekommen, heißt es für den namenlosen Killer (Michael Fassbender) also erst einmal abwarten, bis sich seine Zielperson an dem Ort einfindet, an dem er bereits seit Tagen auf den richtigen Zeitpunkt für die Ausführung seines Auftrags verweilt. Als es dann endlich so weit ist, passiert das, was ihm bislang noch nie passiert ist: Er verfehlt sein Ziel und die Mission bleibt unerfüllt. Die Konsequenz folgt auf dem Fuß, als zwei Unbekannte (u.a. Tilda Swinton) seine Frau Magdala (Sophie Charlotte) in seinem Zuhause auf der Dominikanischen Republik aufsuchen und schwer verletzen. Getrieben von Rache macht sich der Killer auf den Weg, seine Auftraggeber zur Strecke zu bringen…


Das monotone Leben eines Auftragskillers
Schöne Frauen, schnelle Autos, vergoldete Handfeuerwaffen und verspiegelte Designersonnenbrillen: Die Liste der Auftragskiller-Gimmicks, wie wir sie aus unzähligen Hollywood-Blockbustern wie der John Wick-Reihe oder jedem zweiten Jason Statham-Actioner präsentiert bekommen, ist lang und von Coolness geprägt – auf einem Elektroroller bummelt da keiner durch die Stadt. Michael Fassbender hingegen schon – und das im, an einen deutschen Touristen angelehnten Outfit, mit Rasierschnitt am Hals, und auch nur dann, wenn er nicht gerade gegen die Langeweile ankämpfend, tagelang auf seinen Einsatz wartet. Selbst die Musikauswahl (“How Soon Is Now?” von The Smiths), wenn er endlich zur Tat schreitet, könnte vom gewohnten Auftragskiller-Soundtrack, bestehend aus harten Rapsongs, treibenden Rock-Hymnen und scheppernden Technobeats, nicht entfernter sein. “Der Killer” ist anders. So anders dann aber doch nicht!

Ganz so neu, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben könnte, ist die Prämisse hinter “Der Killer” nicht. So zeigten bereits der französische Regisseur Luc Besson im 1994 erschienenen “Léon – Der Profi” oder auch Lynne Ramsays tristes Indie-Drama “A Beautiful Day”, dass das Leben als Killer mehr ist als cooles Auftreten und lässiger Schusswaffengebrauch. Auch das tief im Genre verwurzelte Motiv der Rache, das auch die treibende Kraft hinter David Finchers Vision eines Auftragskillerfilms ist, kennt man natürlich. Die Verpackung hingegen ist erfrischend anders. Finchers Augenmerk gehört nicht etwa den Figuren oder der Geschichte, sondern der Inszenierung. Das mag ebenfalls kein Novum sein, in der Art der Inszenierung aber ungewohnt stimmig und hypnotisch. Wenn der Netflixfilm seine lethargische Gangart für wenige Momente dann doch einmal ablegt, und sich ein schmerzhafter, auf den Punkt choreografierter Zweikampf entspinnt, finden sowohl die Kameraarbeit als auch das auditive Spiel ihren Höhepunkt. Die sich darin entfesselnde martialische Gewalt in Verbindung mit dem, wie ein Geschwür vor sich hin wandernden Score ist beeindruckend – “Der Killer” lediglich solide, aber sehenswert!

Fazit
Nur nach außen ein außergewöhnlicher, im Kern jedoch generischer Auftragskiller-Thriller!

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