| Titel | Fingernails |
| Genre | Drama, Romanze |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 12 |
| Regie | Christos Nikou |
Starttermin: 03.11.2023 / Apple TV+
Auf der Suche nach der wahren Liebe
Wahre Liebe ist eine tiefe emotionale Bindung, die von gegenseitigem Respekt, Vertrauen, Hingabe und Fürsorge geprägt ist. Sie geht über bloße Anziehung hinaus und beinhaltet, für das Wohl des anderen uneigennützig da zu sein. Wahre Liebe bedeutet, die Höhen und Tiefen des Lebens gemeinsam zu meistern und sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist ein komplexes und tiefes Gefühl, das schwer in Worte zu fassen ist, aber es beinhaltet oft Freundschaft, Verbundenheit und eine tiefe emotionale Verbindung. (ChatGTP) Wenn eine künstliche Intelligenz wie ChatGPT binnen Millisekunden eine Antwort auf eine der komplexesten Fragen der Menschheit findet, bleibt abzuwarten, wie lange es wohl noch dauert, bis eine Technologie erfunden wird, mit deren Hilfe sich die Liebe zwischen zwei Menschen ermitteln lässt. Im Apple TV+ Original „Fingernails“ ist dies längst Realität.

Und darum geht es…
Anna (Jessie Buckley) und Ryan (Jeremy Allen White) lieben sich. Dass das auch wirklich so ist, wissen die beiden einerseits, wenn sie auf ihr Herz hören, aber viel wichtiger noch, weil sie es vor vielen Jahren testen lassen haben. Anhand der Analyse der Fingernägel beider Partner*innen lässt sich die Echtheit des oft irrtümlich verspürten Gefühls von Liebe zueinander wissenschaftlich feststellen – und das Ergebnis war eindeutig. Als Anna mit Amir (Riz Ahmed) jedoch einen neuen Mitarbeiter bekommt und die beiden sich immer näher kommen, beginnt sie die wissenschaftliche Beweislage mehr und mehr infrage zu stellen. Ist Ryan wirklich der Richtige für sie? Haben sich die Testergebnisse getäuscht? Und kann es sein, dass man zwei Menschen gleichzeitig liebt?

Ein Zertifikat für die Liebe
Ohne emotionalen Unterbau und frei von menschlichen Empfindungen ist es für eine KI wie ChatGPT ein Leichtes, eine rationale Antwort auf eine völlig irrationale Frage, wie der nach der Liebe zu finden. In „Fingernails“ ist das ähnlich. Gefühle können tauschen, die Wissenschaft hingegen nicht – oder etwa doch? Angesiedelt in einer parallelen Welt, mit einerseits rückschrittlichen technologischen Standards wie schnurgebundenen Wandtelefonen und antiken Röhrenbildschirmen, andererseits jedoch mit einer futuristischen Technologie zur Ermittlung der wahren Liebe ausgestattet, erzählt “Fingernails” von einer jungen Frau, die erst wieder lernen muss, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören.

Mit „The Bear“-Star Jeremy Allen White, „Men”-Darstellerin Jessie Buckley und dem für seine Hauptrolle im Amazon Original „Sound of Metal“ bekannten Riz Ahmed, hat “Fingernails” drei der besten Schauspieler*innen im Gepäck, die die Film- und Serienwelt aktuell zu bieten hat. Bedauerlicherweise scheint sich das stoisch auf die gewohnt brillante Buckley ausgerichtete Skript nur bedingt für ihre männlichen Co-Stars zu interessieren, sodass White mit seinem zurückhaltenden Spiel und der ausdrucksstarken Mimik seine wenigen Szenen zwar an sich reißt, aber nie sein gesamtes Potenzial ausspielen kann, während Ahmed so gut wie keine Akzente setzen kann.

Die Fingernägel kratzen an der Oberfläche
Statt voll aus den breitgefächerten Möglichkeit, des sich von Sci-Fi-Elementen durchzogenen Fragenkatalogs rund um die Themengebiete Liebe, Beziehungsmodelle und technologischem Fortschritt zu schöpfen, beschränkt sich “Fingernails” größtenteils auf die Erkundung der Gefühlswelt seiner sich zwischen zwei Stühlen befindenden Protagonistin und lässt dadurch eine Menge ungenutztes Potenzial liegen. Als nüchtern vorgetragene Charakterstudie im Rahmen einer einseitig beleuchteten Liebesdreiecksgeschichte mag “Fingernails” zwar funktionieren und doch bleiben am Ende nur wenige Momente im Gedächtnis. Wenn die über Lautsprecher eingespielten Regengeräusche zur Stimulierung der romantischen Gefühle innerhalb eines Laborwartezimmers lediglich eine harndrangfördernde Wirkung erzielen, ist dies einer dieser smarten Ideen, genauso wie eine an den Liebesfilm-Klassiker “Nachricht von Sam” angelegte Töpferszene, die als Paarbindungsmassnahme – frei von erotischem Knistern – auf ganzer Linie als gescheitert gilt.

Fazit
Trotz starkem Cast und einer interessanten philosophischen Frage, erweist sich „Fingernails“ lediglich als vorsichtiges Kratzen an der Oberfläche. Immer noch sehenswert, aber weit hinter den potenziellen Möglichkeiten!
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