Widows – Tödliche Witwen – Kritik

TitelWidows – Tödliche Witwen
Genre Drama, Thriller
Jahr2018
FSK16
RegieSteve McQueen

Kinostart: 06.12.2018

„Widows – Tödliche Witwen“ gibt es ab dem 06. November 2023 auf MUBI zu streamen.

Ocean’s Elendsversion

„Widows“ basiert auf der gleichnamigen britischen Serie, die von 1983-1985 in zwölf Episoden ausgestrahlt wurde, allesamt verfasst von Lynda La Plante (u.a. verantwortlich für die Serie „Heißer Verdacht“ mit Helen Mirren). 2002 gab es die erste US-Adaption in Form einer vierteiligen Mini-Serie mit Mercedes Ruehl, Rosie Perez, Brooke Shields und einem Gemälderaub-Plot. Sechszehn Jahre später bringt Regisseur Steve McQueen („12 Years A Slave“) mithilfe von Drehbuchautorin Gillian Flynn („Gone Girl“) eine in Chicago angesiedelte Neo-Noir-Heist-Thriller-Sozialdrama-Version, in der neben Viola Davis, Michelle Rodriguez und Elizabeth Debicki als Titelwitwen, noch Cynthia Erivo, Jacki Weaver, Colin Farrell, Brian Tyree Henry, Daniel Kaluuya, Jon Bernthal, Robert Duvall und Liam Neeson den Starcast überfüllen.

Widows – Tödliche Witwen ©20th Century Fox

Und darum geht es…

Harry (Liam Neeson) bietet seiner Ehefrau Veronica (Viola Davis) Wohlstand durch Raubüberfälle, bis er mit seinen Komplizen bei einem Job umkommt und seiner Witwe Schulden von zwei Millionen Dollar hinterlässt. Der Gangster und Politiker Jamal Manning (Brian Tyree Henry), der gegen Jack Mulligan (Colin Farrell) in den Wahlkampf zieht, macht Veronica durch seinen Vollstrecker Jatemme (Daniel Kaluuya) deutlich, dass sie für die Summe aufkommen muss. Veronica und die Räuber-Witwen Linda (Michelle Rodriguez) und Alice (Elizabeth Debicki) beschließen, mit Fluchtwagenfahrerin Belle (Cynthia Erivo) einen der unausgeführten Überfallpläne ihrer verstorbenen Gangstergatten auszuführen.

Widows – Tödliche Witwen ©20th Century Fox

Was geraubt wird, ist Spannung und Zeit

Die Action ist spärlich gesät und unspektakulär umgesetzt, denn Steve McQueen ist für seine gemächliche Gangart und seine komplexen Charakterentwicklungen bekannt und genauso erwartungsenttäuschend würde ein Star-Wars– oder Marvel-Film mit seiner Handschrift ausfallen. „Widows“ bietet wenige denkwürdige Szenen und ist über zwei Stunden ohne Suspense und Spektakel nicht sonderlich unterhaltsam oder aufregend, und daran kann die namhafte Besetzung nichts ändern. Sehnlichst erwartet man ausgefeilte und spannend umgesetzte Einbruchsszenen, doch was am Ende durch Langatmigkeit und unnötige Subplots geraubt wird, sind Nervenkitzel, Charakteridentifikationsmöglichkeiten und Zuschauerzeit.

Widows – Tödliche Witwen ©20th Century Fox

Rassismus, Klassismus, und Feminismus – wie eine Menge Promis, versucht „Widows“ genauso viele Ismen unterzubringen und scheitert genau an dem Vorhaben, vielschichtig zu sein. Wer das britische Original kennt, kennt den überraschungsarmen Twist, der vielleicht vor vierzig Jahren noch für Staunen sorgen konnte, heutzutage eher wie ein billiger Kniff wirkt. Die Charaktere sind nicht uninteressant, besonders die weiblichen Hauptrollen brillieren in ihrer Entwicklung von der Verlustverarbeitung bis zur Planausführung, die gesichtbekannten Nebenrollen bekommen jedoch in diesem ohnehin überfrachteten Casthaufen zu wenig Entfaltungsmöglichkeit und einige Erzählstränge bleiben unaufgelöst. Liam Neesons Screentime ist ebenso begrenzt, dafür plotrelevant. Sympathieträger gibt es kaum, da die meisten Figuren lasterhaft sind und das filmische Chicago ein einziger Moloch zu sein scheint.

Widows – Tödliche Witwen ©20th Century Fox

Man sollte die Kameraarbeit von Sean Bobbitt, besonders in den Plansequenzen, loben, sowie die musikalische Untermalung von Filmmusiklegende Hans Zimmer, von dem man besseres gewohnt ist und sich sein „Widows“-Beitrag unwahrscheinlich in seinen Best-of-Kompilationen finden wird. Sollte man „Widows“ verpasst haben, ist dies kein Verlust, denn was man bekommt, ist ein Film, der hätte mehr sein können und daran scheitert zu viel sein zu wollen.

Fazit

Der Genremix ist nicht die erhoffte Beute. „Widows“ bietet zwar interessante Charaktere, ist aber langatmig und mit Rollen und Sideplots überladen, dass der Heist-Action kaum Platz geboten wird. Als Serienneuauflage wäre mehr drin gewesen.

Bewertung: 2.5 von 5.

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