Der Gejagte – Im Netz der Camorra – Kritik

TitelDer Gejagte – Im Netz der Camorra
Genre Krimi, Thriller
Jahr2022
FSK12
RegieRick Ostermann

Heimkinostart: 27.10.2023

Servus und Ciao, Zeugenschutz!

Nach dem deutschösterreichischen TV-Zweiteiler „Im Netz der Camorra“ von Andreas Prochaska, erschien im Sommer 2022 die Fortsetzung „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ von Rick Ostermann. „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ wird seinem Titel teilweise gerecht, denn der Gejagte Tobias Moretti wird zum Gegenteil, wenn er sich mit Bodycountkonto auf die Jagd nach seiner Film- und Realitätstochter Antonia Moretti begibt, doch diesem für deutsche TV-Verhältnisse ungewöhnlich harten Actionthriller scheint die dramatische Wucht der Vorgänger ebenfalls entführt worden zu sein.

Der Gejagte – Im Netz der Camorra ©Pandastorm Pictures

Und darum geht es…

Bevor Winzer und Ex-Camorra-Auftragskiller Matteo (Tobias Moretti) mit Frau Stefania (Ursina Lardi) und Tochter Laura (Antonia Moretti) unter neuer Identität ins Zeugenschutzexil kommt, wird Stefania noch vorm Vorspann ermordet und Matteo und Laura entfremden sich anschließend auf der Insel Elba. Mitglieder vom Clan, gegen den Matteo aussagen soll, entführen die Ausreißerin Laura und für Matteo wird es zum Überlebenskampf gegen die Camorra und die Zeit.

Der Gejagte – Im Netz der Camorra ©Pandastorm Pictures

Taken alla Tirol

Star in „Der Gejagte – im Netz der Camorra“ ist erneut die Ösi-Ikone Tobias Moretti, Piefkes bekannt als erster Partner von Kommissar Rex, in seiner Rolle als schuldbehafteter und auf sich gestellter Matteo. Die in der ersten Hälfte und im Schlussakt bedeutsame Vater-Tochter-Beziehung wird mit einer ausdrucksstarken Charakterentwicklung dargeboten. Die Tatsache, dass es sich bei den Darstellern tatsächlich um Vater und Tochter handelt, macht die Dramatik umso authentischer. Antonia Moretti wurde nicht zu Unrecht für ihre Rolle als Laura ausgezeichnet und könnte ihren Papa bei mehr Drehbuchmöglichkeiten durchaus an die Wand spielen. Neben dem Zusammenspiel mit seiner Tochter, fällt die Beziehung zwischen Matteo und dem ebenfalls zurückkehrenden und integer von Harald Windisch gespielten Polizisten Erlacher ins Gewicht, da beide auf unterschiedlichen Seiten der Moral stehen. Nicht zu ignorieren ist die Performance von Gerti Drassl als schwangere und skrupellos-charismatische Mafiapatin, der bedauerlicherweise mehr Spielzeit verwehrt bleibt.

Der Gejagte – Im Netz der Camorra ©Pandastorm Pictures

Qualitativ befindet sich „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ auf gehobenerem TV-Niveau, denn die Action ist ansehnlich und für eine öffentlich-rechtliche Veröffentlichung überraschend brutal, doch das Ergebnis wäre für eine Kinovorführung oder Streaming-Oberrangplatzierung unzureichend, aufgrund des unverkennbaren deutschen Produktionsstils. Es wurde sich offensichtlich darum bemüht, überdurchschnittlich zu sein und am Ende ist „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ nichts weiter als ein Abklatsch ausländischer Vorbilder. Man bekommt zwar malerisch-atmosphärische Blickfänge mit dunkler Kolorierung in Kombination mit spannungsgeladener Musik geboten, doch beim zufälligen hineinzappen lässt sich eine moderne „Tatort“-Episode oder ein international produzierter und aufs anspruchslose deutsche Publikum abzielender TV-Krimi vermuten. 

Der Gejagte – Im Netz der Camorra ©Pandastorm Pictures

Den erzählerisch und dramatisch eindrucksvolleren Zweiteiler „Im Netz der Camorra“ gesehen zu haben ist keine Notwendigkeit, hilft dennoch, um die Vorgeschichte und die Character-Arcs besser nachzuvollziehen. Der Plot, dass ein Vater seine entführte Tochter zu retten versucht, ist zwar nicht innovativ, doch es ist die Variation des Konzepts, die entscheidend ist für die Besonderheit – und genau diese Besonderheit glückt nicht vollends. Gedanken an das Liam Neeson-Actionvehikel „Taken“ kommen hoch, wobei sich „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ im Vergleich durch seine Charaktertiefe hervorheben kann, in der Inszenierung und Produktionsqualität jedoch weit hinterherhinkt. Nichtsdestotrotz kann man sich die 90 Minuten geben, wenn man lediglich für GEZ statt Streaming-Abos blecht und nichts Interessantes in der Glotze läuft. Allen anderen seien sämtliche Italoproduktionen mit dem Namen „Camorra“ als erlebniswertere Alternativen empfohlen.

Der Gejagte – Im Netz der Camorra ©Pandastorm Pictures

Fazit

„Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ kann zwar mit starken Schauspielleistungen überzeugen und sich mit ansehnlich-brutaler Action vom deutschen TV-Einheitsauflauf abheben, erreicht demgegenüber nicht die Klasse der Vorgängerfilme und bedarf somit keiner besonderen Empfehlung oder weiteren Fortsetzung.

Bewertung: 2.5 von 5.

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