| Titel | Roter Himmel |
| Genre | Romanze, Drama |
| Jahr | 2023 |
| FSK | 12 |
| Regie | Christian Petzold |
Starttermin: 20.10.2023 / MUBI
Die deutsche Kinoüberraschung des Jahres
“Roter Himmel” ist eine Geschichte über gekränkte Egos, innere Zerbrechlichkeit und selbstverständlich auch die Liebe. Zuckersüß, authentisch und berührend. Ein facettenreiches Portrait über das Künstlerdasein, die Kunst selbst und die Suche nach einem geeigneten Platz auf dieser Welt. Ein locher-leichtes Sommermärchen, amouröses Abenteuer und eindringliche Charakterstudie in einem. In gewissermaßen das norddeutsche “Call Me By Your Name” – und doch komplett anders. “Roter Himmel” ist vieles, aber nicht gewöhnlich – und darüber hinaus auch noch einer der besten Filme des Jahres!

Und darum geht es…
Für Leon (Thomas Schubert), der mit der Erstellung einer Bewerbungsmappe bereits ein wenig im Verzug ist und seinen besten Freund und Schriftsteller Felix (Langston Uibel), dessen zweiter Roman sich kurz vor der Fertigstellung befindet, ist das turbulente Stadtleben Berlins nicht gerade die beste Umgebung, um sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Im abgelegenen Ostsee-Ferienhaus von Leons Eltern hoffen die beiden endlich etwas Ruhe zu finden. Mit der hübschen Nadja (großartig: Paula Beer) erwartet sie dort jedoch eine unerwartete Mitbewohnerin, die das Arbeitsvorhaben gehörig auf den Kopf stellt. Während die trockene Landschaft vermehrt von Waldbränden heimgesucht wird, entspinnt sich spätestens mit dem Auftreten von Nadjas Bekanntschaft David (Enno Trebs) eine außergewöhnliche Dynamik innerhalb der heterogenen Gruppe.

Leben und sterben an der Ostsee
Mit seiner leichtfüßigen Ostseeballade „Roter Himmel“ wäre Christian Petzold um Haaresbreite der perfekte Sommerfilm gelungen – und die Wahrheit ist, dass er das wohl auch geschafft hätte, wenn es wirklich seine Intention gewesen wäre. Doch der „Transit“-Regisseur hat etwas anderes vor mit seinem Publikum. Der beschwingte Weg Richtung obligatorischem Happy End findet gerade dann ein jähes Ende, wenn sich die Zuschauer*innen, liebestrunken vom Zusammenspiel aus exzellenter Kameraarbeit, nuanciertem Schauspiel und nonverbalem Geschichtenerzählen, in falscher Sicherheit wähnen und dass sich bereits am Himmel abzeichnende Unheil längst aus ihren Gedanken verbannt haben. Wenn Petzold seinem Publikum auf den letzten Metern mit einer stoischen Beiläufigkeit schließlich doch noch den Boden unter den Füßen wegzuziehen, gehört dies bereits jetzt zu den intensivsten Filmmomenten des gesamten Kinojahres.

Während die am gar nicht mal so fernen Horizont züngelnden Flammen des Waldbrandes den Ostseehimmel in ein loderndes Rot färben, ist dies offenkundig als Symptomatik des Klimawandels zu erkennen. Die Natur vermag es nicht zu lügen oder beschönigen und erweist sich in diesen Belangen als weitaus einfacher zu lesen, als die Spezies Mensch, was sich so auch in den Konflikten innerhalb des von Petzold ergedachten Vierergespanns zeigt. Wie so oft sind es auch in “Roter Himmel” die unausgesprochenen Worte, die sich als Brandherd für menschliche Zerwürfnisse verantwortlich zeigen. Der filigran von Thomas Schubert verkörperte Leon, ein chronischer Miesepeter, unter dessen mürrischer Fassade sich so viel mehr abspielt, als es der erste Blick erahnen lässt, ist nur eines von vielen Beispielen hierfür. Das alles macht “Roter Himmel” zu einem DER Seherlebnisse des Jahres, das trotz der Vielzahl an Themen, menschlichen Empfindungen und vor allem trotz des wuchtigen emotionalen Tiefschlags im Schlussakt, nicht leichtfüßiger hätte sein können.

Fazit
Lockerleichte Feel-Good-Unterhaltung mit Schockwirkung! Brillant gefilmt, gespielt und erzählt!
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