Beau is Afraid [2023] Kritik

TitelBeau is Afraid
Genre Horror, Drama
Jahr2023
FSK16
RegieAri Aster

Heimkinostart: 25.08.2023

Joaquin Phoenix hat Angst!

Während der Mainstream schon Probleme mit dem unkonventionellen, aber erzählerisch zumindest noch nahe an den Sehgewohnheiten der Durchschnitts-Kinogänger*in orientierten Horror-Meisterwerk “Hereditary – Das Vermächtnis” hatte, strapazierte Ari Aster mit seinem zweiten Werk, dem außergewöhnlichen Folk-Horror „Midsommar“, die Erwartungshaltung des Publikums dann noch ein Stückchen weiter. Der Presse-Liebling hatte es zunehmend schwerer beim Jumpscare-gewohnten Horrorfan – eigentlich ein Qualitätsmerkmal! Doch das schien Aster noch nicht genug zu sein, weshalb er mit seinem dritten Kinofilm “Beau is Afraid” nun vollkommen in das Arthousekino eintaucht und dabei sämtliche Genrekonventionen über Bord wirft. “Beau is Afraid” mag zwar ein Horrorfilm sein, hat mit dem, was allgemein als „Horror“ verstanden wird, jedoch wenig am Hut.

Beau is Afraid ©LEONINE Distributionen

Und darum geht es…

Eigentlich wollte Beau (Joaquin Phoenix) nur seine Mutter besuchen. Doch dann verschläft er zunächst einmal den halben Tag und dann wird anschließend auch noch sein Haustürschlüssel direkt aus der Wohnungstür geklaut. Den Flug wird er definitiv verpassen. Für die meisten wäre das kein Grund zur Panik – dann wird halt ein späterer Flug gebucht -, doch nicht für Beau. Beau ist anders. Zu der sowieso schon angespannten Beziehung zu seiner dominanten Mutter kommt hinzu, dass er unter wahnsinnigen Panikattacken und einer waschechten Paranoia leidet, die er selbst mit Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen scheint. Doch Aufgeben kommt nicht infrage…

Beau is Afraid ©LEONINE Distributionen

Der Abstieg in den Wahnsinn hat Überlänge…

Eines vorweg: Ja, “Beau is Afraid” ist tatsächlich genau der surreale Albtraum geworden, mit dem Franz Kafka und – aufgrund des ödipalen Konflikts, der sich wie ein roter Faden durch die wahnsinnige Achterbahnfahrt zieht – vermutlich auch Sigmund Freud, ihre wahre Freude gehabt haben dürfte. Dass Ari Asters dritter Langfilm dennoch gemischte Gefühle hinterlässt, die die volle Bandbreite von „Völlig übers Ziel hinaus“ bis hin zu „Was für einen großartigen wie wahnwitzigen Mindfuck sehe ich mir da gerade an!?“ reicht, hat vielschichtig Gründe. Zum einen ist der dreistündige Psycho-Trip schlicht und ergreifend viel zu lange geraten. Das gilt nicht nur für den gesamten Film, sondern nahezu für jede einzelne Einstellung – wo andere einige Sekunden vor, zwischen und nach einer Szene weg- oder umschneiden, verrichtet die Kamera ihre Arbeit unbeirrt weiter und bleibt auch dann noch stehen, wenn es längst nichts mehr zu sehen gibt.

Beau is Afraid ©LEONINE Distributionen

Dabei beginnt alles so vielversprechend! Auf den von Leichen gepflasterten Straßen, in denen ein nackter Serienkiller und ein plündernder und brandschatzender Mob mit spielenden Kindern und tanzenden Passanten koexistiert, herrscht Mord und Totschlag. Das Publikum sieht die Umwelt mit denselben Augen wie der unter Paranoia und Angststörungen leidende Beau. Was er durchlebt, erlebt auch das Publikum. Was als aufwühlender, von Wahnvorstellungen begleitete Abstieg in den Wahnsinn beginnt, entwickelt sich von Station zu Station – und spätestens mit den Reisen in Beaus Innere und seine Vergangenheit – zu einer ungelenk prätentiösen, bedeutungsschwangeren Aneinanderreihung von Symboliken und Metaphern. Selbst Logik scheint für Ari Aster dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen. Trotz der verzerrten Wahrnehmung durch Beaus Blickwinkel entziehen sich diverse Entwicklungen immer häufiger jeglicher Plausibilität – und das auch unter Berücksichtigung einer inneren Logik, auf die sich “Beau is Afraid“ beziehen könnte. Das ist überaus bedauerlich, da sich irgendwo in dem chaotischen Wust aus Horror, Drama und Komödie auch ein wirklich guter Film versteckt – der wäre dann aber maximal 120 Minuten lang und keine Sekunde länger.

Beau is Afraid ©LEONINE Distributionen

Fazit

Ein kafkaesker Mindfuck mit Überlänge!

Bewertung: 2.5 von 5.

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