Barbie [2023] Kritik

TitelBarbie
Genre Komödie, Drama
Jahr2022
FSK6
RegieGreta Gerwig

Kinostart: 20.07.2023

Beißende Satire in knalligem Pink!

Präsidentin, Nobelpreisträgerin oder Anwältin am Obersten Gerichtshofes – Barbie kann alles sein, ergo kann auch eine Frau alles sein und fertig ist die Laube. Die Welt ist bunt, sie ist schön. Es gibt keine Probleme – und wer oder was ist überhaupt dieses Patriarchat? Das liebe Leser*innen war natürlich nur eine Bestandsaufnahme von Barbieland und beschreibt keinesfalls den Ist-Zustand der Realität – aber dafür gibt es ja Filmemacherinnen wie Greta Gerwig. Wenn die „Little Women“-Regisseurin in ihrer in Pastellfarben getauchten Satire „Barbie“ den Status-Quo unserer in patriarchalen Strukturen festgefahrenen Gesellschaft humoristisch offenlegt, ist das zwar wenig subtil, aber dermaßen on-point, dass man davor eigentlich nur den pinken Cowboyhut ziehen kann. Chapeau, Frau Gerwig!

Barbie ©Warner Bros

Und darum geht es…

Der beste Tag ever – und das jeden Tag! Für Barbie läuft das Leben perfekt in Barbieland. Doch an diesem Morgen ist alles anders: Ihr Toast ist verbrannt, die Dusche zu heiß und beim allmorgendlichem Schweben, raus aus dem pinken Traumhaus, rein in den pinker Sportwagen, erleidet sie eine Bruchlandung. Das wäre halb so schlimm, wären da nicht diese Todesgedanken und allerlei körperliche Veränderungen, die sie an sich feststellen muss. Gemeinsam mit ihrem Freund Ken, der sich nichts mehr wünscht als endlich von Barbie wahrgenommen zu werden, macht sie sich auf den Weg in die reale Welt, um den Problemen auf den Grund zu gehen, nichts ahnend, dass sich diese grundlegend von Barbieland unterscheidet.

Barbie ©Warner Bros

Eine simple Botschaft, die gerne missverstanden wird…

Wo toxisch-maskuline Herrschaften mit fragilem Ego einen vermeintlichen Angriff auf ihre Männlichkeit wittern und „Barbie“ als Brandbeschleuniger für eine gezielte Spaltung der Gesellschaft verteufeln, ist die eigentliche Botschaft hinter all dem Pink und Glitzer doch eigentlich so nüchtern und klar zu erkennen. Ihr vermeintlich perfektes Barbieland inszeniert Greta Gerwig bewusst als matriarchale Gesellschaft, also als gespiegelte Utopie der echten, patriarchalen Welt, in der wir alle leben, um zu vermitteln, dass Feminismus, wie von vielen fälschlicherweise angenommen, eben nicht bedeutet, Frauen über Männer zu stellen, sondern schlicht und einfach: Gleichberechtigung. Dass das ebenfalls einseitige Machtverhältnis in dieser fiktiven Welt nicht funktioniert, etabliert Gerwig früh an Kens – in diesem Fall Ryan Gosling – Streben nach Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit.

Barbie ©Warner Bros

Mehr als nur eine eindimensionale Karikatur. Statt Ken auf seine Eigenschaft als treudoofes Eye-Candy ohne eigene Identität zu reduzieren, erweist sich der Barbies Sidekick als spannender Charakter mit erstaunlich viel Tiefgang und nachvollziehbaren Beweggründe. Obwohl „Barbie“ die Weiblichkeit ins Zentrum der Geschichte rückt und mit Margot Robbie eine starke Hauptdarstellerin bietet, sind es doch die männlichen Kollegen wie Will Ferrell, Michael Cera und nicht zuletzt Ryan Gosling, die darstellerisch den größten Eindruck hinterlassen – zumindest wenn es um den Humor geht. Als beißende Satire – neben dem Patriarchat, macht Greta Gerwig weder vor dem Kapitalismus noch vor MATTEL halt – trifft „Barbie“ voll ins Schwarze, oder besser gesagt ins Pinke. Dass die Firma hinter dem Produkt Barbie mehr als nur einen Seitenhiebe einstecken muss, ist dabei ebenso wichtig wie der selbstironische Umgang mit der eigenen Eigenschaft als Produktfilm. Auch wenn es aufgrund des etwas sperrigen Auftakts und einigen kleineren Längen keine Bestwertung gibt, bedeutet es noch lange nicht, dass „Barbie“ jetzt schon zu einem der wichtigsten und interessantesten Filmen des Kinojahres gehört, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Barbie ©Warner Bros

Fazit

Go, Barbie!

Bewertung: 4 von 5.

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