DER WATCHDOG

Titel	Secret Invasion
Genre	Sci-Fi, Thriller
Jahr	2023
FSK	12
Idee	Kyle Bradstreet

Eine gute Marvel-Serie? Kann das sein?

Mit den Serien des MCU ist das schon so eine Sache. Trotz interessanter und vielfältiger Motive wie der ägyptischen Mythologie in “Moon Knight”, der kreativen Sitcom-Thematik in “WandaVision” oder der indisch-pakistanischen Kultur in “Ms Marvel” wusste Marvel meist wenig, bis gar nichts mit den Möglichkeiten anzufangen und erzielte Qualitativ meist unterirdische, im besten Fall mittelmäßige Erfolge – die fantastische “The Falcon and the Winter Soldier”-Serie mal ausgenommen. Auf die Frage, ob mit der sechs Episoden umfassenden Miniserie “Secret Invasion” nun endlich der Fluch gebrochen werden konnte, lässt sich nach dem heute exklusiv auf Disney+ angelaufenen Staffelfinale nun auch eine Antwort geben: Jein!

Und darum geht es…

Als Nick Fury von einer geheimen Invasion durch die Skrulls erfährt, begibt er sich nach einem mehrjährigen Aufenthalt im All zurück auf die Erde, um sich gemeinsam mit seinen alten Weggefährt*innen dem Kampf zu stellen. Mithilfe des zwischenzeitlich von seinem Volk verstoßenen, ehemaligen Skull-Anführer Talos stellt sich Fury dem skrupellosen, neuen Alien-Oberhaupt Gravik, der seinem Volk nach vielen heimatlosen Jahren endlich einen neuen Planeten erschließen möchte: Die Erde!

Die große Nick Fury-Story

Dass ein starker, temporeicher Auftakt noch lange keine gute Serie macht, hat das MCU bereits unzählige Male unter Beweis gestellt. So stark Serien wie „Ms Marvel“ und „Moon Knight“ eröffneten, so schwach ging es mit fortschreitender Episodenzahl weiter. Da ist es fast schon beruhigend, wie unspektakulär der neueste Serienableger des Marvel Cinematic Universe „Secret Invasion“ seine Staffel eröffnet. Statt sich Hals über Kopf in ein weiteres buntes Marvel-Abenteuer zu stürzen, überrascht das Disney+ Original als intime Nick-Fury-Story im düsteren Gewand eines Politthrillers. Der homogene Mix aus geerdeter Sci-Fi und unterkühlter Spionagegeschichte lässt sich Zeit die Weichen für eine weitreichende Verschwörung zu entspinnen und öffnet seinen Themenkatalog wie schon in „The Falcon and the Winter Soldier“ für brandaktuelle politische Motive und menschliche Schicksale. Erstmals seit Jahren fühlt sich eine Serie des MCU wieder organisch und durchdacht an.

Mit “Secret Invasion” bekommt nun also auch endlich der bis dato sträflich vernachlässigte ehemalige S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury seine eigene Geschichte. Abgesehen von einigem freudigen Wiedersehen mit bekannten Figuren wie Talos, Agent Ross, Maria Hill oder War Machine und der inhaltlichen Verwurzelung im Marvel Cinematic Universe fühlt sich „Secret Invasion“ dabei jedoch angenehm losgelöst und eigenständig an. Auch die ungewöhnlich humorbefreite und kompromisslose Gangart unterscheidet sich deutlich von der jüngst immer mehr in Albernheiten abdriftende Tonalität des MCU. Das spiegelt sich auch in den reduzierten Action-Set-Pieces, die spärlich verteilt über die dialoglastigen sechs Folgen eingestreut werden und mehr an Agententhriller als Marvel-Bombast erinnern. Wie der Titel bereits vermuten lässt, herrscht Kalter Krieg und keine Weltraumschlachten – auch wenn das Finale natürlich nicht ganz ohne Superheld*innen-Gekloppte auskommt.

Zum MCU-Serienranking [Stand 09/2023]

Fazit

Ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn „Secret Invasion“ immer wieder mit kleineren Längen zu kämpfen hat, macht die neue düstere Sci-Fi-Serie doch vieles richtig und bietet endlich das, was man von Marvel in Serienform erwartet!

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