| Titel | Freaks Out |
| Genre | Fantasy, Drama |
| Jahr | 2021 |
| FSK | 16 |
| Regie | Gabriele Mainetti |
Heimkinostart: 23.06.2023
Freaks vs. Nazis
In seiner schwarzhumorigen und dazu noch ultrabrutalen Groteske „Mad Circus – Eine Ballade von Liebe und Tod“ verband Regisseur Álex de la Iglesia vor rund 13 Jahren die kompromisslose Härte des spanischen Bürgerkriegs mit der ansonsten so heiteren Welt des Zirkus. Auch wenn der FSK-18-Streifen im letzten Drittel einen qualitativen Einbruch erleidet, gehört er auch heute noch zu einem der interessantesten europäischen Genrefilme der letzten Jahre. Ob man dasselbe über den, ebenfalls die Themen Zirkus und Krieg verbindenden Genre-Mix „Freaks Out“ aus Italien in 13 Jahren auch sagen wird?

Und darum geht es…
1943: Als die deutschen Truppen die Grenze Italiens überschreiten und das Land zu überrennen drohen, geht dies auch an Cencio, Mario, Fulvio und Matilde nicht spurlos vorbei. Als Außenseiter war der Zirkus ihr Zuhause – und der wurde nun zerstört. Für den bärenstarken Wolfsmensch, den magnetischen Kleinwüchsigen, den Insekten beschwörenden Albino und die mit elektrischen Fähigkeiten ausgestattete Tänzerin beginnt eine Reise durch das vom Krieg gezeichnete Italien auf der Suche nach einem neuen Ort, an dem sie leben können. Doch der sechsfingrige Direktor eines deutschen, unter der Hand des NS-Regimes geführten Zirkusses, Franz, ist den Sonderlingen bereits auf den Fersen. Mit brutalen Experimenten an begabten Menschen will er die bevorstehende Niederlage des Nazi-Reichs aufhalten und sein Land zum Sieg verhelfen!

“Ohne Zirkus sind wir nur eine Truppe von Monstern”
Der oft herangezogene Superheld*innen Vergleich, der im Rahmen der Vermarktung des italienischen Fantasy-Dramas herangezogen wird, ist eher irreführend. Trotz einer Bande begabter Figuren im Mittelpunkt des Plots unterscheidet sich “Freaks Out” dann doch grundlegend in seiner erzählerischen und inszenatorischen Struktur von klassischen Comicverfilmungen, mit denen der Begriff meist assoziiert wird – was durchaus als eine angenehme Abwechslung zu betrachten ist. Schließlich ist „Freaks Out“ trotz des humoristischen Grundtons und den verschiedenen Actioneinlagen eher ein düsteres Kriegsdrama in Kombination mit einer liebevollen Außenseitergeschichte. Nun bedeutet anders, bedauerlicherweise, aber nicht automatisch auch gut.

Ein beeindruckender One Take zu Beginn, der zunächst die Magie des Zirkuses einfängt, um sich dann mit einem Paukenschlag von der zerstörerischen Gewalt des Krieges mitreißen zu lassen, macht neugierig. Die folgenden, weit mehr als zwei Stunden hingegen bringen Ernüchterung. Die Distanz zwischen Publikum und Figuren scheint unüberbrückbar. Das Mitfiebern bleibt aus und die tragischen Momente verpuffen ähnlich wie der Humor. Absurde Einfälle, wie der von der Kamera akribisch unter die Lupe genommene Sexualakt zweier Wolfsmenschen oder der splitterfasernackte, sich um die Achse seines eigenen Geschlechtsteils kreisenden Mario bleiben im Gedächtnis, jedoch ohne einen erhoffen Effekt. Selbst der großartige Franz Rogowski in seiner Antagonistenrolle geht im Meer, der zwar einwandfrei produzierten, aber irgendwie distanzierten Spielzeit unter. Wie man sieht, mangelt es „Freaks Out“ keinesfalls an Ideen und dem notwendigen handwerklichen Geschick, und doch fehlt am Ende der sprichwörtliche Funke. Der will nicht überspringen.

Fazit
Handwerklich einwandfrei und mit Mut zur Eigenständigkeit entpuppt sich „Freaks Out“ dennoch als ziemlich distanzierte Angelegenheit irgendwie zwischen Weltkriegsdrama und „X-Men“-Film!
Wie hat Dir „Freaks Out“ gefallen?

