Call Jane

Zehntausende Menschen versammeln sich auf den Straßen, um gegen das Abtreibungsverbot zu demonstrieren. Auf ihren Schildern stehen Parolen über körperliche Selbstbestimmung und Freiheit. Nein, wir befinden uns nicht in den 60er Jahren, sondern im Jahr 2021 – und das mitten in Europa, genauer gesagt in Polen, einem Land von vielen, in denen Abtreibungen auch heute noch strengstens verboten sind. In Anbetracht dessen erscheinen die auf wahren Begebenheiten beruhenden Ereignisse des Dramas “Call Jane” auch nach fünfzig Jahren noch immer brandaktuell.

Call Jane ©DCM / Wilson Webb

Handlung

Amerika in den 1960ern: Als Joy die Nachricht von ihrer zweiten Schwangerschaft erhält, ist sie überglücklich. Gemeinsam mit ihrem Mann Will und ihrer Teenagertochter Sandra, lebt sie ein traditionelles Leben. Während Will den Tag über bei der Arbeit ist, kümmert sie sich um den Haushalt, oder verbringt die Zeit mit ihrer Nachbarin und guten Freundin Lana auf der Terrasse bei einem Glas Wein. Doch Joys Schwangerschaft läuft nicht wie geplant. Solange die Hausfrau ihr ungeborenes Kind im Körper trägt, muss sie um ihr eigenes Leben bangen. Nur ein vorzeitiger Schwangerschaftsabbruch kann Joy helfen – doch leider sind Abtreibungen strengsten Verboten. Bei ihrer Recherche nach einer Lösung stößt sie auf eine ominöse Organisation namens Jane, ein Zusammenschluss von Frauen, die es anderen ermöglicht, sich eben jenem verbotenen Eingriff zu unterziehen.

Call Jane ©DCM / Wilson Webb

Kritik

In einer Zeit, in der alte Männer über das Leben junger Frauen entscheiden, ist Selbstbestimmung ein Fremdwort. Das gilt auch für ungewollte Schwangerschaften. Die körperliche Unversehrtheit einer Schwangeren hat genauso wenig Gewicht, wie die ausweglose finanzielle Situation, das oft noch unglaublich junge Alter oder die Tatsache, dass die Zeugung aus einer Vergewaltigung resultiert. Regisseurin und Drehbuchautorin Phyllis Nagy beleuchtet in ihrem Drama „Call Jane“ das Leben einer entmutigen Frau, die sich aufgrund des strikten Abtreibungsverbotes an die Untergrund-Organisation Jane wendete, die zwischen 1969 und 1973 vielen tausenden Frauen zu einer illegalen Abtreibung und damit zu ihrem Recht auf Autonomie verhalfen.

Call Jane ©DCM / Wilson Webb

Auch wenn „Call Jane“ inhaltlich nicht immer ganz so tief geht, wie es das Thema eigentlich verlangt und sich dabei oft für eine vereinfachte Darstellung entscheidet, handelt es sich hierbei definitiv um einen wichtigen Beitrag zu einer immer noch brandaktuellen Angelegenheit. Da Nagy jedoch nicht davor zurückschreckt, auch den eigentlichen Vorgang des Schwangerschaftsabbruchs konsequent zu begleiten und mit Elizabeth Banks und Sigourney Weaver darüber hinaus noch zwei überaus fähige Darstellerin in tragenden Rollen aufweisen kann, verfehlt „Call Jane“ keinesfalls seine Wirkung. Nicht der beste Film des Jahres, aber einer der wichtigsten!

Call Jane ©DCM / Wilson Webb

Fazit

Ein wichtiger Beitrag zu den Themen Abtreibung und Selbstbestimmung!

Bewertung: 3.5 von 5.

Wie hat Dir „Call Jane“ gefallen?