Luzifer [2021] Kritik

Wenn es schon das deutsche Genrekino nicht hinbekommt, dann doch immerhin das deutschsprachige! Wieso es Deutschland trotz vermehrten Bemühungen in den letzten Jahren (“Old People” / “Das Privileg“) einfach nicht gelingen will, im Bereich des Horrorfilms Fuß zu fassen, bleibt ein Rätsel. Dabei würde doch ein kurzer Blick zu unseren deutschsprachigen Nachbarländern reichen, um zu sehen, wie es richtig geht! Während sich das Schweizer Coming-of-Age-Drama “Blue My Mind” für seine spannende Geschichte an subtilen Horror-Elementen bedient, sorgte Österreich mit “Ich seh, Ich seh” für einen der besten Horrorfilme der letzten Jahre und bereitete den Regisseur*innen Veronika Franz und Severin Fiala für ihren nächsten Film, den nicht weniger genialen “The Lodge”, sogar den Weg in die internationale Filmbranche. Ob dem Österreicher Peter Brunner mit “Luzifer” eine ähnliche Zukunft bevorsteht…?

Luzifer ©Film Republic / Stadtkino Filmverleih / DropOut Cinema

Handlung

Johannes, ein Kaspar-Hauser-artiger Mann mit dem Gemüt eines Kindes, lebt mit seinem Adler und seiner strenggläubigen Mutter abgeschieden in einer Almhütte. Der Alltag innerhalb dieser hermetischen Welt wird bestimmt von Gebeten und Ritualen. Doch zwischen Natur- und Schöpferverehrung schieben sich plötzlich moderne Fremdkörper und Störgeräusche: Die touristische Erschließung ihres Paradieses droht dasselbe zu vergiften und den Teufel zu wecken. (Quelle: Drop-Out-Cinema)

Luzifer ©Film Republic / Stadtkino Filmverleih / DropOut Cinema

Kritik

Im von dichten Nebelschwaden behangenen Bergland steckt der Teufel im Detail! Das alpine Horrordrama aus Österreich siedelt sich weit außerhalb der im Mainstream bekannten Genrekonventionen an und schöpft dabei das volle Potenzial aus seinem atmosphärischen Score und den düsteren Bildern. „Luzifer“ ist sperrig, langsam und suhlt sich förmlich in seiner Andersartigkeit. Wer sich bereits mit den unkonventionellen Werken aus dem Hause A24 wie „Hereditary“ oder „Lamb“ schwertut, wird in „Luzifer“ seinen Meister finden, was es dem österreichischen Genrefilm sicherlich schwer machen wird, sein Publikum zu finden.

Luzifer ©Film Republic / Stadtkino Filmverleih / DropOut Cinema

Zwischen ödipalem Wahnsinn und religiösem Fanatismus! Dass sich der psychologische Horror schleichend Bahn brechen – und mit fortlaufender Spielzeit seine volle hypnotische Wirkung entfalten kann, liegt unter anderem am einnehmenden Spiel der Darsteller. Sowohl Franz Rogowski als auch Susanne Jensen sind eine Wucht und verleihen dem toxischen Mutter-Sohn-Gespann ein vielschichtiges Profil. Im Wechselspiel mit den poetischen Naturaufnahmen und der eindringlichen musikalischen Untermalung erzeugt ihr Schauspiel eine unglaubliche Sogwirkung, die die Zuschauer*innen mitten in einen hypnotischen Fiebertraum hineinziehen, was “Luzifer” zu einem der interessantesten Filme der letzten Jahre macht.

Luzifer ©Film Republic / Stadtkino Filmverleih / DropOut Cinema

Fazit

Ein außergewöhnliches Horrordrama!

Bewertung: 4 von 5.

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