Das Thema Sadomasochismus ist spätestens seit der erfolgreichen, aber zurecht stark kritisierten Buchreihe “Fifty Shades of Grey” – und den nicht weniger misslungenen Verfilmungen in aller Munde. Statt tiefergehende Erkenntnisse über eine der breiten Masse verborgenen Subkultur zu liefern, ergötzen sich sowohl die literarischen als auch die filmischen Werke an einer toxischen Beziehung und weichgespültem Sex. Einen ähnlich romantisierten Blick auf die Thematik darf man – zum Glück – bei dem ebenfalls auf einem Roman basierenden SM-Drama “Hotel Iris” nicht erwarten…

Handlung
Mari, eine junge Frau, arbeitet in einem heruntergekommenen Hotel, das ihrer tyrannischen Mutter gehört. Eines Abends wird sie Zeugin eines Vorfalls mit einem rätselhaften Gast, der sie unerwartet fasziniert. Sie beginnt eine gefährliche und intensive Beziehung mit diesem älteren Mann, die sie aus ihrer monotonen Existenz reißt. Während ihre Verbindung tiefer wird, entdeckt Mari dunkle Geheimnisse über den Mann und muss sich ihren eigenen inneren Dämonen stellen.

Kritik
Arthouse-Kino statt Softporno! Auch wenn die gesamte Aufmachung des Heimkino-Releases von “Hotel Iris” eher einen Erotikstreifen mit selbstzweckhaften Sexszenen und oberflächlichen Charakteren vermuten lässt, steckt hinter der irreführenden Fassade ein charakterfixiertes Drama, in dem das Ausleben einer sadomasochistischen Liebesbeziehung lediglich die Begleiterscheinung zweier unterschiedlich geprägter Persönlichkeiten ist. Unter der Regie von Hiroshi Okuhara bekommt das auf dem gleichnamigen Roman der japanischen Autorin Yoko Ogawa basierende Erotikdrama zwar ein ansprechend gefilmtes Gewand verpasst, versäumt in der Erzählung aber den richtigen Punkt, um das Publikum auch mental mit an Bord zu holen.

So stellt sich gerade die allem zugrunde liegende emotionale Verbindung zwischen Mari und ihrem Liebhaber als Knackpunkt heraus. Die Romanze bleibt bereits weit vor den noch folgenden Eskalationen schleierhaft und wird nie wirklich nachvollziehbar aufgebaut. Gepaart mit der sterilen Nüchternheit, in der sich ihre Romanze entspinnt, bleibt “Hotel Iris” – nicht nur inszenatorisch – unterkühlt und dadurch auch schwer zugänglich – sodass selbst die späteren Erniedrigungen beinahe wirkungslos verpuffen. Womit “Hotel Iris” jedoch überzeugen kann, ist die unaufgeregte Inszenierung. Okuhara Liebesgeschichte profitiert ungemein von der tadellosen Kameraarbeit und dem sich aus melancholischen Streichern und leisen Pianoklängen zusammensetzenden Score. Das macht das Drama zumindest audiovisuell zu einem ansprechenden Seherlebnis, auch wenn einen die eigentliche Geschichte dann doch ziemlich kaltlässt.

Fazit
Unterkühltes Arthouse-Kino!
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