Tropische Länder, paradiesische Strände und fremde Kulturen. Mit Blick durch die rosarote Brille wirkt der Beruf der Flugbegleiter*innen eigentlich recht faszinierend, doch die Realität ist meist eine andere. Lange Arbeitstage, wechselnde Schichten und anstrengende Arbeitsbedingungen stehen an der Tagesordnung – vom Jetlag ganz zu schweigen. Viel Zeit, die fernen Orte und deren Menschen kennenzulernen, bleibt da nicht übrig. Ein stressiger Job, aber auch perfekt, um vor den eigenen Problemen davonzulaufen…

Handlung
Besonders viel Freizeit hat Cassandre in ihrem rastlosen Leben als Stewardess nicht. Zwischen den einzelnen Flügen vertreibt sie sich die Zeit mit Alkohol, Drogen und ungezwungenen Dates. Seit sie für ihren Job nach Lanzarote gezogen ist, hat sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie und stürzt sich stattdessen in Arbeit und Party. Das hat auch einen Grund: Seit einem traumatisierenden Ereignis innerhalb der Familie will sie sich ablenken und nach vorne blicken. Wirklich loslassen kann sie aber nicht…

Kritik
Momentaufnahmen aus dem Leben einer Stewardess. Nur leider ist das Leben einer Flugbegleiterin genauso unspektakulär, wie man es sich vorstellt. Repetitive Sicherheitseinweisungen der Passagiere, ermüdende Erste-Hilfe-Kurse und der Verkauf der immergleichen Duty-Free-Waren. Emmanuel Marre und Julie Lecoustre beleuchten den tristen Alltag der jungen Cassandre mit akribischer Genauigkeit und wälzen die Ereignisse in langen Einstellungen aus. So positiv sich diese Entscheidung auch auf die Authentizität auswirkt, so sehr strapaziert sie auch die Geduld der Zuschauer*innen. Erst wenn “Zero Fucks Given“ im letzten Drittel den Fokus weg von der Arbeitsroutine Cassandres hin zum Menschen dahinter verlagert, kann das Drama seine volle Wirkung entfalten.

Ein rastloses Leben als Zufluchtsort vor der Realität und den damit verbundenen Problemen. Die Entscheidung Cassandres Arbeitsleben mit dokumentarischer Kleinigkeiten abzufilmen, ist trotz der dadurch entstehenden Längen wichtig. Zwischen all den Routinen blitzt stets etwas von ihrem Innenleben durch. So breit ihr Grinsen auch ist, ihre Augen scheinen stets den Tränen nahe. Und das ist einzig und alleine Hauptdarstellerin Adèle Exarchopoulos zuzuschreiben. Die für ihre brillante Performance in „Blau ist eine warme Farbe“ bekannte Französin liefert erneut eine Oscar-würdige Darbietung. Exarchopoulos‘ nuancierte Mimik erzählt tausende Geschichten, ohne auch nur ein gesprochenes Wort – alleine dafür MUSS man „Zero Fucks Given“ gesehen haben.

Fazit
Adèle Exarchopoulos brilliert in einem etwas schwerfälligem Drama!
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