Paris, die Stadt der Liebe. Genau der richtige Schauplatz für eine romantische Vierecksbeziehung. Doch statt an den Eiffelturm oder die Mur de je t’aime verschlägt es die Protagonist*innen in Jacques Audiards “Wo in Paris die Sonne aufgeht” in das 13. Arrondissement, ein multikulturelles Stadtviertel, das gerade unter Touristen eher wenig bekannt sein dürfte. Der französische Regisseur inszeniert seinen Schwarzweißfilm dabei irgendwo zwischen Romanze und Milieustudie, versäumt es bei den tollen Bildern und dem guten Cast aber auch eine interessante Geschichte zu erzählen.

Handlung
Die Chinesin Emilie ist auf der Suche nach einer Mitbewohnerin für ihre geräumige Wohnung im 13. Arrondissement von Paris. Als Camille vor ihrer Tür steht, um sich für diesen Part zu bewerben, will sie den jungen Mann am liebsten direkt wieder abwimmeln. Eigentlich hatte sie hinter dem vornehmlich weiblich behafteten Vornamen Camille eine Frau vermutet. Doch die Chemie zwischen den beiden stimmt von Anfang an, sodass Emilie in ihm schnell mehr als nur einen Mitbewohner sieht. Was zunächst als einvernehmliche Freundschaft Plus beginnt, endet nach rund zwei Wochen abrupt – und damit auch die gemeinsame Wohnsituation. Während Emilie den gemeinsamen Stunden mit Camille hinterher trauert, lernt dieser die 33-jährige Nora kennen. Sie hat schwer damit zu kämpfen, dass sie ständig mit dem bekannten Camgirl Amber Sweet verwechselt wird. Um mit der Situation fertig zu werden, sucht sie den Kontakt zu eben jener Online-Sexarbeiterin.

Kritik
Liebe, Sex und zwischenmenschliche Beziehungen. “Wo in Paris die Sonne aufgeht” handelt von vier Menschen auf der Suche nach dem passenden Gegenstück und gleichzeitig auch sich selbst. Statt einen stringenten Plot zu verfolgen, gewährt uns Audiard zunächst kurze Einblicke in das Leben der einzelnen Figuren, ehe sich ihre Schicksale mit fortlaufender Spielzeit kreuzen. Die episodenhafte Erzählweise verbindet die Momentaufnahmen zu einer einerseits authentischen Studie einer ganzen Generation, schafft es dabei aber nur bedingt, das Publikum mit an Board zu holen.

Die schön fotografierte Ballade über Zugehörigkeit und Selbstfindung ist mit den gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Bildern definitiv etwas fürs Auge und erinnert sowohl in der filmischen als auch der erzählerischen Aufbereitung stark an den ebenfalls dieses Jahr erschienenen “Come on, Come on”. Doch anders als das mit Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix prominent besetzte Drama, hält “Wo in Paris die Sonne aufgeht” sein Publikum eher auf Distanz und versäumt es dabei, die Zuschauer*innen bei der Hand zu nehmen. So wird das französische Drama trotz gut geschriebener Charaktere und ansprechendem Look zur Geduldsprobe. Besonders viel zu erzählen hat Jacques Audiard nämlich nicht.

Fazit
Tolle Bilder, aber wenig dahinter!
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