Die Möglichkeiten, die uns die neue digitale Welt bietet, scheinen unendlich. Das World Wide Web ist zwischenzeitlich mehr als nur ein Tool für einfache Kommunikation und unbegrenztes Wissen. Für viele ist es Arbeitsplatz, Freizeitbeschäftigung oder sogar der Ort an dem sie ein zweites Leben führen, abseits der Probleme der echten nicht-digitalen Welt. Diese Entwicklung birgt trotz all den neuen Chancen und Möglichkeiten auch eine Vielzahl an versteckter Gefahren. Für viele ist das Internet ein Rückzugsort, wo jede*r sein kann, wer er oder sie sein möchte, um vor der tristen Realität zu flüchten. Hier gibt es soziale Beziehungen, Freundschaft, Liebe und sogar Sex – nur das wenigste davon ist echt. So auch in “Camgirl – Wahnsinnige Begierde”…

Handlung
Jack, der als Online-Pokerspieler seine Zeit hauptsächlich vor dem Bildschirm verbringt und selten sein eher heruntergekommenes New Yorker Apartment verlässt, rutscht immer tiefer in eine leidenschaftliche Besessenheit, als er online die atemberaubende Dominatrix Scarlett kennenlernt. Was mit kurzer Befriedigung und einer gegenseitigen Neugier beginnt, steigert sich schnell in eine Obsession, in der virtuelle Realität und die wirkliche Welt in einem Wirbel der Lust verschmelzen – bis Jack vermutet, die angeblich an der Westküste lebende Scarlett bei einem Spaziergang in Chinatown erspäht zu haben. Im Rausch der Gefühle entwickelt sich eine dramatische Romanze zwischen zwei Menschen, die am jeweils anderen Ende des Monitors ihre ganz eigene Wirklichkeit erleben (Quelle der Inhaltsangabe: Meteor Film)

Kritik
Echte Gefühle, in einer unechten Welt! “Camgirl – Wahnsinnige Begierde” gewährt dem Publikum einen ungeschönten Blick durch das digitale Fenster unserer Laptops, hinein in die Welt der Online-Sexarbeit und beleuchtet dabei beide Seiten – die der verführerischen Frauen hinter und die der voyeuristischen Herren vor dem Bildschirm. Nun liegt der Fokus von Regisseur Ben Hozie zwar mehr auf den Geschichten zweier individueller Figuren und weniger auf dem Phänomen Private Chat selbst, und doch wirkt sein Mix aus psychologischem Thriller und erotischer Online-Romanze größtenteils sehr authentisch und glaubhaft erzählt. Das macht den Film vielleicht weniger komplex als er eigentlich sein könnte, aber immerhin spannend und interessant genug, um zu fesseln.

Jacks treudoofe Art und Scarletts – die im echten natürlich einen anderen Namen trägt – manipulative Persönlichkeit, mit der sie den tatsächlich verliebten Jack an sich bindet, mögen auf den ersten Blick ein wenig stereotypisch wirken, repräsentiert dabei jedoch ziemlich genau die Rollenverteilung bei dieser Art Geschäftsbeziehung, wie sie täglich Millionen von Menschen eingehen. Wie das Leben von Protagonist Jack spielt sich auch “Camgirl – Wahnsinnige Begierde” zu großen Teilen am Bildschirm ab. Die ungefilterten Bildschirmaufzeichnungen und die körnigen Bilder der semi-dokumentarischen Kamera unterstreichen damit den authentischen Flair des außergewöhnlichen Thrillers.

Fazit
Ein spannender Mix aus psychologischem Thriller und virtueller Schein-Romanze!
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