Lange Zeit assoziierte man den Begriff Rape-and-Revenge vornehmlich mit schmutzigen Gewaltpornos aus den Tiefen der Horror-Mottenkiste. Dass es auch anders geht, bewies zuletzt der genreübergreifende „Promising Young Woman“ – eine satirische Abrechnung mit toxischer Männlichkeit & sexueller Gewalt. Nochmal anders, aber nicht weniger interessant, nimmt sich nun „Violation“ der Thematik an & schürt sie in ein Korsett aus bewegendem Drama & erschütterndem Arthouse-Horror.

Handlung
Als die psychisch labile Miriam nach vielen Jahren erstmals ihre Schwester Greta besucht, ahnt sie noch nicht, dass die Einladung in eine Hütte am See in einer ungeahnten Katastrophe enden wird. Denn nachdem ihr Schwager Dylan Miriams Vertrauen missbraucht, will sie nur noch eins: Rache! Und die fällt besonders drastisch aus… (Quelle / Inhaltsangabe: Nameless)

Kritik
Surreale anmutende Kameraeinstellungen, ästhetische Bilder & ein stimmiges Sound-Gewand mit dramatischen Streichern und eindringlichen Chorgesängen. Mit audiovisueller Raffinesse sorgt „Violation“ von Anfang an für ein bedrückendes, unwirkliches Gefühl & eine dichte Atmosphäre, die bis zum Schluss anhalten soll. Als interessant erweist sich auch die nichtlineare Erzählweise des Horror-Dramas. So findet „Violation“ dank der Zeitsprünge zwischen Gegenwart & Vergangenheit, seinen dramaturgischen Höhepunkt bereits nach dem zweiten Akt, offenbart dadurch aber auch anschließend noch wichtige Details, die einem erst das gesamte Ausmaß des Dilemmas aufzeigen.

Rache nicht als Motiv, sondern als Ventil. In erster Linie erzählt „Violation“ eine Geschichte über Schmerz, Traumata und deren Bewältigung – und das spiegelt sich auch im ausdrucksstarken Spiel von Hauptdarstellerin Madeleine Sims-Fewer wider. Die schreckliche Tat, die ihr widerfährt, wird dabei – anders als für das Genre üblich – nicht etwa zelebriert, sondern fast schon nüchtern, dadurch aber nicht weniger erschreckend eingefangen. Der Racheakt und die daraus resultierenden Arbeitsschritte hingegen werden klinisch nüchtern abgehandelt. Dieser ist schließlich nur Mittel zum Zweck – ein wichtiger Schritt im Prozess der seelischen Heilung. „Violation“ ist Horror, der an die Nieren geht! Ein stark gespieltes, audiovisuell fesselndes und doch ruhig & entschleunigt erzähltes Indie-Drama, das man nicht verpassen sollte!

Fazit
Ein Horrordrama, dass an die Nieren geht!
Wie hat Dir „Violation“ gefallen?

