| Titel | Sicilia Express |
| Genre | Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 0 |
| Creator | Salvatore Ficarra, Valentino Picone |
Starttermin: 22.12.2025 | Netflix
Italienische Comedy am Nullpunkt
Ein Land ist noch lange keine Einheit. Das sieht man nicht nur in Deutschland, wo der Ost-West-Konflikt auch Jahrzehnte nach der Wende wie ein unsichtbarer Schleier über der politischen und gesellschaftlichen Landschaft liegt. Ähnlich tief scheint der Graben in Italien zu verlaufen, wo Nord- und Süditaliener*innen oft weniger gut aufeinander zu sprechen sind, als die sonnendurchfluteten Postkartenmotive von „La Dolce Vita“ uns weismachen wollen. Hier das kühle, industrielle Mailand, dort das emotionale, traditionsverhaftete Sizilien. In „Sicilia Express“ wird diese kulturelle Kluft nun zum zentralen Motiv einer Netflix Serie, die pünktlich zur Weihnachtszeit versucht, den tiefen Wunsch vieler Pendler nach einer sofortigen Heimkehr in ein fantastisches Gewand zu hüllen. Doch was als augenzwinkernde Brücke zwischen den Welten gedacht war, entpuppt sich schnell als tiefer Fall in die Abgründe des schlechten Geschmacks.

Die Miniserie führt uns in das vorweihnachtliche Mailand, wo die beiden sizilianischen Krankenpfleger Salvo und Valentino (Salvatore Ficarra und Valentino Picone) unter dem grauen Himmel und dem beruflichen Stress leiden. Ihr Herz schlägt auf Sizilien, doch die Distanz scheint unüberwindbar – bis sie in einer Gasse einen magischen Müllcontainer entdecken. Dieses portalartige Behältnis erlaubt es ihnen, in Sekunden zwischen der lombardischen Metropole und ihrer sonnigen Heimat hin- und herzuwechseln. Was als ultimativer Pendler-Hack beginnt, führt jedoch rasch zu einem logistischen Desaster. Während sie versuchen, ihre Jobs in Mailand zu behalten und gleichzeitig den überbordenden Erwartungen ihrer sizilianischen Verwandtschaft gerecht zu werden, versinken sie in einem Sumpf aus familiärem Unfug und chaotischen Verwicklungen.

Ab in die Tonne
Man muss wohl tief in der italienischen Seele verwurzelt sein, um die hier zelebrierte gegenseitige Abneigung der Regionen als humoristisches Gold zu begreifen. Oder es liegt schlicht daran, dass „Sicilia Express“ derart klamaukig und doof vorgetragen wird, dass man die kulturellen Nuancen gar nicht erst verstehen möchte. Wo andere Komödien mit feiner Klinge die Absurditäten des Alltags sezieren, agiert dieses Netflix Original mit der Eleganz einer Abrissbirne. Wieder einmal wird das Klischee des lauten, chaotischen Südländers gegen den unterkühlten Norditaliener*innen ausgespielt, ohne dabei auch nur einen Funken Originalität zu versprühen. Es ist ein repetitives Abspulen von Motiven, die schon vor zwanzig Jahren als verstaubt gegolten hätten. Die Figuren sind überdreht, aber nicht liebevoll gezeichnet; sie wirken wie Karikaturen ihrer selbst, die in einem luftleeren Raum aus schlechten Pointen agieren.

Die Gags, die „Sicilia Express“ präsentiert, sind zwar „Oldschool“, aber leider ohne den charmanten Nostalgie-Faktor, der solche Produktionen retten könnte. Stattdessen regiert der pure Quatsch: albern, laut und schlichtweg blöd. Es fehlen die Ankerpunkte, die Figuren, an die man sich klammern möchte, während das weihnachtliche Chaos über einen hereinbricht. Die Weihnachtszeit hat im Bereich der Streaming Originals wahrlich schon viel fragwürdigen Content hervorgebracht, doch wer sich diese Serie ernsthaft bis zum Ende anschauen soll, bleibt ein absolutes Rätsel. Wenn der magische Müllcontainer das Highlight der gesamten Erzählung bleibt, weiß man, dass beim Drehbuch jede Hoffnung verloren war. Ein Portal, das man am besten ungeöffnet gelassen hätte.

Fazit
„Sicilia Express“ ist ein liebloser Reigen aus flachen Witzen und anstrengenden Klischees. Wer auf der Suche nach weihnachtlicher Herzwärme ist, findet hier nur kalten, abgestandenen Klamauk ohne jede Substanz.


