| Titel | My Secret Santa |
| Genre | Romanze, Komödie |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 6 |
| Regie | Mike Rohl |
Starttermin: 03.12.2025 | Netflix
Mrs. Doubtfire trägt Zipfelmütze
Wenn Komödien ein funktionierendes Muster finden, wird es oft so lange ausgeschöpft, bis selbst die Pointe ermüdet wirkt. Besonders romantische Stoffe folgen inzwischen einem festen Jahresrhythmus: neue Gesichter, alte Muster, vertraute Gefühle. Und sobald Weihnachten ins Spiel kommt, verschärft sich dieser Reflex noch – Familienchaos, Missverständnisse und der obligatorische Schuss Besinnlichkeit gehören längst zur Grundausstattung jeder Holiday-Komödie. In „My Secret Santa“ fließt nun alles zusammen: Netflix’ nächste RomCom im Weihnachtssetting bedient nahezu jedes vertraute Motiv des Genres und ergänzt es um ein Element, das erstaunlich lange brachlag – das spielerische Cross-Dressing nach dem Vorbild von „Mrs. Doubtfire“. Aber reicht das, um einer allzu formelhaften Weihnachtskomödie neuen Schwung zu verleihen – oder bleibt es am Ende nur ein austauschbares Detail inmitten bekannter Routinen?

Taylor (Alexandra Breckenridge) ist alleinerziehend und steht vor einem finanziellen Dilemma: Ihre Tochter Zoey (Madison MacIsaac) hat einen Platz in einem teuren Elite-Snowboardcamp bekommen, den sie sich eigentlich nicht leisten kann. Um das Geld aufzubringen, nimmt Taylor einen ungewöhnlichen Job im Sun Peaks Ski Resort an – allerdings gibt es einen Haken: Der Job als Weihnachtsmann ist offiziell nur für Männer ausgeschrieben. Also verkleidet sie sich als älterer Mann und versucht, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Im Resort trifft sie auf Matthew (Ryan Eggold), den charismatischen Manager, zwischen den beiden entsteht schnell eine romantische Spannung. Doch Taylors Geheimnis bringt sie in schwierige Situationen: Kann sie ihre Identität geheim halten, ihrer Tochter gerecht werden und gleichzeitig ihre wachsenden Gefühle für Matthew zulassen?

Wenn der falsche Bart die glaubwürdigste Figur macht
Holiday-Komödien wie „My Secret Santa“ verfolgen ein überschaubares Ziel: Sie wollen unterhalten – mit warmen Gefühlen, unkomplizierter Leichtigkeit und einer ordentlichen Portion Wohlfühlatmosphäre. Dass Taylor finanzielle Sorgen hat und das Verhältnis zu ihrer Tochter angespannt ist, widerspricht diesem Ansatz keineswegs. Probleme dürfen im Genre vorkommen; sie waren immer Teil davon. Entscheidend ist nur, wie mit ihnen umgegangen wird. Und genau hier folgt „My Secret Santa“ der altbekannten Formel: Es gibt stets eine Lösung, Unannehmlichkeiten tun nie wirklich weh, und jedes Hindernis wird im Rekordtempo aus dem Weg geräumt. Feel-Good eben – angesiedelt in einer Welt, in der alles möglich scheint, solange man nur ein guter Mensch ist. Das kann ermüden, vor allem wenn die Erzählung keinerlei Variation bietet – doch „My Secret Santa“ bewegt sich noch nicht in jenem Bereich, in dem man sich frustriert die Hände vors Gesicht schlägt. Zumindest nicht mehr als bei anderen Vertretern des Genres.

„My Secret Santa“ ist leicht verdauliches Fast Food für jene, die genau das suchen. Wie Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt: Niemand erwartet ein edles Bouquet, überzuckerter Rotwein tut es schließlich auch – solange kein Haar darin schwimmt. Und genau dieses Haar lässt „My Secret Santa“ unangenehm hervortreten. Das Netflix Original gibt sich nämlich keine Mühe, sein ohnehin konstruiertes Szenario glaubwürdig zu verpacken. Nicht die Verkleidung selbst ist das Problem – sie ergibt schon in „Mrs. Doubtfire“ nur bedingt Sinn –, sondern die Art, wie jeder Moment so künstlich arrangiert wirkt, dass es fast schmerzt. So viele Zufälle, so wenig Logik – fast so als würde „My Secret Santa“ komplett darauf vertrauen, dass das Publikum nach der hundertsten Variation derselben Geschichte gar nicht erst hinterfragt und dem Automatismus blind folgt: Egal wie hanebüchen und konstruiert die Handlung ist.

Fazit
„My Secret Santa“ setzt so sehr auf bekannte Abläufe und bequeme Erwartungen, dass er vergisst, seinem eigenen Zauber Glaubwürdigkeit einzuhauchen – und verliert damit mehr Charme, als jede noch so herzige Weihnachtskulisse wieder wettmachen kann.


