DER WATCHDOG

Titel	Champagne Problems
Genre	Romanze
Jahr	2025
FSK	6
Regie	Mark Steven Johnson

Liebe unter französischem Frost

Wollpullover in Rot und Grün, überdimensionale Geschenkbänder, ein lodernder Kaminofen im Hintergrund – die heilige Dreifaltigkeit der festlichen Bildsprache. Mit dem Poster des ersten filmischen Weihnachtsbeitrags „A Merry Little Ex-Mas“ traf Netflix schon ziemlich genau ins Schwarze – nicht zum ersten Mal, wenn man zurückblickt auf die immergleichen Kompositionen der vergangenen Jahre. Wer könnte da ahnen, dass „Champagne Problems“ der nächste Beitrag im vertrauten Gefilde ist? Kein schlechtes Wortspiel im Titel, keine grün-roten Farbakzente auf dem Artwork, nicht einmal ein schief hängender Mistelzweig – nur Minka Kelly („Ransom Canyon“) und Tom Wozniczka („Drops Of God“), augenscheinlich verliebt, vor einer immerhin schneebedeckten Winterlandschaft. Aber keine Sorge: der Rest läuft wie gewohnt. Sobald man auf Play drückt, entfaltet sich die kitschig-ideenlose Chose in aller Konsequenz, von vorhersehbaren Missverständnissen bis zum obligatorischen, funkelnden Happy End.

Weihnachten steht vor der Tür, doch statt besinnlicher Festtage mit der Familie in der Heimat in den USA, packt die ehrgeizige Managerin Sydney Price (Minka Kelly) ihre Koffer und reist nach Frankreich. Ihr Ziel: den Übernahmevertrag für das traditionsreiche Champagnerhaus Château Cassell unter Dach und Fach bringen – ein Schritt, der ihre Karriere krönen soll. Kaum in Paris angekommen, merkt Sydney, dass nichts nach Plan verläuft. Auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer abseits der Meetings und Vertragsverhandlungen schlendert sie durch verwinkelte Gassen, findet Zuflucht in einer charmanten Bar – und trifft Henri Cassell (Tom Wozniczka), einen geheimnisvollen, zugleich faszinierenden Pariser. Was als flüchtige Begegnung beginnt, entwickelt sich in einer überraschend intensiven Nacht. Doch am Morgen wird klar: Henri ist kein gewöhnlicher Fremder, sondern der Sohn des Firmengründers, entschlossen, das Familienerbe und seine Tradition um jeden Preis zu bewahren.

Winterromantik nach Vorschrift

Auch wenn sich „Champagne Problems“ auf den ersten Blick wie eine elegante, beinahe erwachsene Romanze gibt, entpuppt sich das dieses festlich angehauchte Netflix Original bei genauerem Hinsehen als Lehrstück des vertrauten Streaming-Weihnachtsrezepts. Die verschneite Winterkulisse verströmt gewohnt-gefälligen Charme, das französische Setting macht was es soll – und doch bleibt die Handlung im Kern so vorhersehbar wie die zahllosen Holiday-Romcoms, die ihr vorausgingen. Sydney, die ehrgeizige Geschäftsfrau mit augenscheinlicher Schieflage in Sachen Work-Life-Balance, trifft auf Henri, den attraktiven, idealisierten Heiratskandidaten, Gefühle werden aktiviert, dann wieder im Keim erstickt und das Liebes-auf-und-ab nimmt seinen gewohnten Lauf. Was folgt, ist ein obligates Hin- und Her zwischen Pflicht und Verlangen, Karriere und Liebe, Herz und Verstand. Jede Wendung ist kalkuliert, jedes Missverständnis vorab erahnbar, wie eine Melodie, deren Noten bereits unzählige Male angestimmt wurden.

Die Figuren bleiben flach und rein funktional: Sydney definiert sich fast ausschließlich über ihre Arbeit und ihre organisatorischen Fähigkeiten, Henri über die Rolle des wohlhabenden Idealisten, der heimlich von einem kleinen, romantischen Buchladen träumt. Die Nebenfiguren – von der strengen französischen Grande Dame über den stocksteifen Klischee-Deutschen bis zum skurril-queeren Lebemann – wirken wie archetypische Schablonen mit eingeübten Gimmicks. Das checklistenartige Drehbuch verwehrt „Champagne Problems“ jede Form von emotionalem Fundament, während die inneren Konflikte, wie so oft im Genre, vor allem behauptet werden. Selbst die Chemie zwischen den Hauptfiguren bleibt mechanisch, ihre Momente der Nähe wirken kalkuliert. Daran kann auch das sichtlich engagierte Leinwandpaar Minka Kelly und Tom Wozniczka nichts ändern – gegen das starre Korsett aus flachen Dialogen und vorhersehbarem Drama kommen sie nicht an.