Mrs Playmen: Kritik zur Netflix Serie – Nach einer wahren Geschichte

Mrs Playmen Netflix Serie 2025
TitelMrs Playmen
Genre Drama, Biopic
Jahr2025
FSK16
CreatorRiccardo Donna

Starttermin: 12.11.2025 | Netflix

Ein weiblicher Blick auf Begehren und Freiheit

Weibliche Lust bleibt ein Tabu. Sie wird selten gefeiert, meist verschwiegen. Weiblichkeit als Objekt hingegen ist alltäglich. Seit Jahrzehnten stapeln sich Magazine, Filme, Pornografie – ein gigantischer Markt, der männliche Lust feiert, das weibliche Begehren bestenfalls verschämt streift. Der „Playboy“ illustrierte dieses Ungleichgewicht seit jeher besonders eindrücklich: Männer als handelnde Subjekte, Frauen als dekoratives Beiwerk. Mit der italienischen Antwort „Playmen“ trat Adelina Tattilo in eine ambivalente Rolle. Ihr Magazin zeigte weiterhin weibliche Körper – aber anders. Tattilo suchte nach einer neuen Sprache der Erotik: ästhetisch, provokant, intellektuell. Vor allem aber brachte sie damit einen weiblichen Blick in eine Sphäre, die bis dahin ausschließlich männlich geprägt war. „Playmen“ blieb zwar ein Magazin für Männer, doch es eröffnete Diskurse über Sexualität, Freiheit und Moral – Themen, die so in männlichen Publikationen kaum vorkamen. Der weibliche Blick fand Eingang in die Räume, in denen sonst nur männliche Fantasie dominierte. Mit der Miniserie „Mrs Playmen“ erzählt Netflix nun die wahre Geschichte hinter diesem kulturellen Phänomen – aus einer modernen, weiblichen Perspektive, die Adelina Tattilos Kampf um Selbstbestimmung in den Mittelpunkt rückt

Mrs Playmen Netflix Serie 2025
Mrs Playmen ©Netflix

Im Mittelpunkt von „Mrs Playmen“ steht Adelina Tattilo, gespielt von Carolina Crescentini – eine Frau, die im konservativen Italien der 1960er-Jahre gegen gesellschaftliche Erwartungen aufbegehrt. Ihr Ehemann (Francesco Colella), Verleger des ursprünglichen Magazins, gerät wegen der expliziten Inhalte immer wieder ins Visier der Behörden. Um den juristischen Druck zu umgehen, setzt er Adelina als Strohfrau ein – eine Entscheidung, die sich als Wendepunkt entpuppt. Während er versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, nutzt sie die Gelegenheit, um ihre eigene Stimme zu finden. Aus dem scheinbaren Risiko entsteht der Beginn einer unabhängigen Karriere – und eines kulturellen Experiments, das Italiens prüde Öffentlichkeit herausfordert. Adelina ist zugleich Unternehmerin und Grenzgängerin zwischen Moral und Freiheit. Ihr Blick auf Sexualität ist revolutionär: nicht als Objekt, sondern als Ausdruck von Neugier, Macht und Emanzipation.

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Wenn Erotik zur Emanzipation wird

Netflix’ „Mrs Playmen“ folgt dem klassischen Rhythmus des beschwingten Biopics und erzählt mit einem gewissen Glanz und einem Sinn für Eleganz, ohne dabei den Kern der Geschichte aus den Augen zu verlieren. Dramaturgisch wählt die Miniserie bewusst einen Ton, der nie ins Melodramatische kippt. Selbst wenn Themen wie sexuelle Gewalt, moralische Doppelmoral oder patriarchale Machtstrukturen in den Vordergrund treten, behält „Mrs Playmen“ eine Leichtigkeit, die anmutet wie ein stiller Protest gegen die Schwere, mit der weibliche Geschichten oft erzählt werden. Die Serie nimmt sich die Freiheit, das Ernste mit dem Sinnlichen zu verbinden – und gerade darin liegt ihre Stärke. Auch visuell bewegt sich „Mrs Playmen“ im vertrauten Rahmen klassischer Biopics: warme Farbpaletten, satte Pastelltöne, gedämpftes Licht, das an eine längst vergangene Zeit erinnert. Diese Ästhetik verleiht dem Netflix Original eine nostalgische Oberfläche, unter der sich eine feine Spannung verbirgt. Die 1960er-Jahre erscheinen hier nicht als goldene Ära, sondern als widersprüchlicher Schauplatz zwischen Aufbruch und Verdrängung, Fortschritt und Angst – zwischen Rebellion und gesellschaftlicher Kontrolle.

Mrs Playmen Netflix Serie 2025
Mrs Playmen ©Netflix

„Mrs Playmen“ interessiert sich weniger für Skandale oder Provokationen, als vielmehr für die feinen Linien zwischen Anpassung und Aufbruch. Die Serie zeigt, dass Emanzipation selten als lauter Akt der Rebellion beginnt, sondern oft als Nebeneffekt einer Notlösung. Tattilo wollte nicht die Welt verändern – sie wollte ein Magazin führen. Dass sie damit unweigerlich eine feministische Spur legte, macht die Geschichte umso faszinierender. Das alles macht „Mrs Playmen“ zu einem klassisch erzählten, aber thematisch überraschend modernen Werk. Solide Unterhaltung, die zwischen biografischem Drama und gesellschaftlichem Kommentar oszilliert – stilvoll, zugänglich, mit einem klaren Verständnis für die kulturelle Bedeutung seiner Protagonistin. Keine große Revolution, aber ein selbstbewusster Schritt, weibliche Lust endlich als das zu zeigen, was sie ist: ein Ausdruck von Freiheit.

Mrs Playmen Netflix Serie 2025
Mrs Playmen ©Netflix

Fazit

„Mrs Playmen“ erfüllt seine Rolle als solides, stilvolles Biopic, das weniger provoziert als reflektiert – und weibliche Lust als selbstverständlichen Teil von Freiheit und Identität zeigt.

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