| Titel | Einfach Alice |
| Genre | Komödie, Romanze |
| Jahr | 2025 |
| FSK | 12 |
| Creator | Catalina Hernández, Rafael Martínez Moreno |
Starttermin: 05.11.2025 | Netflix
Doppelleben auf dünnem Eis
Geburtstagsfeiern, Hausaufgaben, Schwiegermütter, Karriere-Deadlines, Einkäufe, Wäscheberge – wer die chaotischen Wogen des modernen Familienlebens stemmt, verdient schon allein dafür einen Orden. Aber zwei Familien gleichzeitig? Da braucht es schon Nerven wie Drahtseile. In der kolumbianischen Netflix Serie „Einfach Alice“ wagt eine Frau genau dieses waghalsige Stück Hochseilakrobatik – zwischen Liebe, Lüge und dem Versuch, allen gerecht zu werden. Alice (Verónica Orozco) ist eine Figur, die auf den ersten Blick alle Zutaten der idealisierten Rom-Com-Heldin vereint: klug, charmant, verwegen. Doch ihr Doppelleben – zwei Ehen, zwei Wohnungen, zwei Versionen ihrer selbst – zeigt weniger ein Abenteuer des Herzens als die kontrollierte Eleganz eines sorgfältig choreografierten Desasters.

Alejo (Sebastián Carvajal), Schriftsteller und musehafte Inspiration, und Pablo (Michel Brown), ehemaliger Priester mit Hang zur Leidenschaft, wirken neben Alice wie flüchtige Schatten, die nur dazu da sind, ihr Leuchten zu spiegeln. Sie bleiben blass, austauschbar, Figuren, die nie zwischen „Sein“ und „Plot“ entscheiden. Was folgt, ist eine eher unbeholfen inszenierte Alltags-Spionage: Alice verschiebt Termine, fabriziert Alibis, wechselt Ringe, kleidet sich um – ein Miniaturheist des Alltags. In der Theorie klingt das Jonglieren zwischen zwei Ehen aufregend; in der Praxis fühlt es sich an wie ein endloser Tanz auf dünnem Eis, dessen Spannung von übertriebenem Slapstick und künstlichen Hindernissen untergraben wird. Jeder Fauxpas soll komisch sein, jede Panne dramatisch – doch am Ende bleibt ein merkwürdiges Ungleichgewicht zwischen Übertreibung und Belanglosigkeit.

Liebe, Lüge, Langeweile
Verónica Orozco ist der einzige Lichtblick in diesem Geflecht. Sie verleiht Alice eine flirrende Energie, witzig, verletzlich, unerschrocken. Alles andere um sie herum wirkt blass: Alejo, Pablo und selbst die treue Freundin Susana (Constanza Camelo) bleiben flache Schatten auf Alices Bühne, Marionetten, die nur dafür existieren, ihr Chaos zu reflektieren. Jede Szene schreit nach Romantik, nach Drama, nach Spannung – doch das Herz der Serie bleibt kalt. Statt echte menschliche Zerrissenheit zu zeigen, liefert „Einfach Alice“ ein Kaleidoskop aus Zufällen, Missgeschicken und überdrehten Gags, die verpuffen. Das Chaos dient als Selbstzweck, die Konflikte wirken wie Maskerade für belanglosen Kitsch.

Alice liebt beide Männer, doch „Einfach Alice“ weigert sich elegant, die Folgen ihres Doppellebens auszuleuchten. Verantwortung bleibt ein Randthema, moralische Dilemmata nur angedeutet. Stattdessen entfaltet das Netflix Original eine Reihe absurder Alltagssituationen, kleiner Missgeschicke und überdrehter Momente, die das Chaos stets nur halb ernst gemeint begleiten. Wer sich von der Rasanz treiben lässt, findet kurzweilige Unterhaltung, die immerhin unterhält; wer hingegen Figurenchemie oder nachvollziehbare Konflikte sucht, wird enttäuscht. Somit zeigt „Einfach Alice“ eindrucksvoll, dass eine nicht uninteressante Idee allein keine packende Serie garantiert – und dass das Charisma einer Hauptfigur das Fehlen von Humor, Spielfreude und unterhaltsamer Leichtigkeit nicht ausgleichen kann.

Fazit
Diese Dreiecksbeziehung dreht sich im Kreis, wackelt, kippt – und erreicht nie den spitzen Punkt der Unterhaltung.
(ohne Wertung / Fazit nach zwei Episoden)


